Inschrift oben: GEORG PFALCZGRAF BEY
RHEIN HERCZOG IN/NIDERN VND OBERN
BAIRN VON AIM ALTEN CONTER/FAID
DAZEMAL ER SEINS ALTERS IM 46 IAR
DAHER/ABGEMACHT
Georg der Reiche ist im Typus eines
Halbfigurenbildes in
Dreiviertelansicht dargestellt. Der
Herzog steht leicht nach links
gewandt vor einem rotbraunen
Hintergrund. über einem
gr�nseidenen Wams und einem
wei�en, mit Goldborten verzierten
Hemd tr�gt er eine seidene
Schaube, deren Futter und breiter
Kragen aus Hermelin gearbeitet sind.
Abgerundet wird seine aufw�ndige
Kleidung mit einem Pelzbarett über
der Goldhaube. Um die Schultern ist
eine goldene Hobelspankette gelegt.
In seiner rechten Hand hÖlt Georg
der Reiche einen gefalteten Brief,
auf den der ringgeschmückte
Zeigefinger der linken Hand weist.
Das Bildnis stammt aus Pfalzgraf
Ottheinrichs Porträtsammlung in
der „Runden Stube“ des Neuburger
Schlosses. Da Herzog Georg der
Reiche zum Entstehungszeitpunkt des
Gertner’schen Gemäldes seit fast
30 Jahren verstorben war, musste der
Künstler laut Inschrift ein
Älteres Vorbild benutzen.
Angeblich soll es sich dabei um ein
von Hans Wertinger gemaltes, heute
nicht mehr nachweisbares Porträt
gehandelt haben. Da der Landshuter
Maler aber auch erst um 1515 mit
Hofbildnissen fassbar ist, d�rfte
schon Wertingers Bild eine
Wiederholung nach einem Älteren
Gemälde darstellen.
Literatur:
Fudickar, Liselotte: Die
Bildniskunst der Nürnberger
Barthel Beham und Peter Gertner,
Diss. masch. München 1942, S. 99
und S. 148, Kat.-Nr. 80.
L�cher, Kurt: Peter Gertner - ein
Nürnberger Meister als Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich in
Neuburg an der Donau, in: Neuburger
Kollektaneenblatt, Jahrbuch 141,
1993, S. 5-133, hier S. 54ff.
Wagini, Susanne: Ottheinrichs
Porträtgalerie in der „Runden
Stube“ des Schlosses Neuburg an der
Donau, München 1987 (Schriften aus
dem Institut für Kunstgeschichte
der Universität München Bd. 20),
S. 19f. und 46f.
Person:
Georg der Reiche, Herzog von
Bayern-Landshut
* 15.8.1455 in Landshut
† 1.12.1503 in Ingolstadt,
Grabstätte in der Klosterkirche
Seligenthal, Landshut
Sohn von Herzog Ludwig IX. dem
Reichen und Amalia von Sachsen; seit
1475 verheiratet mit Hedwig von
Polen, Tochter von König Kasimir
IV. von Polen.
Die prunkvolle Verm�hlung Herzog
Georgs mit der polnischen
Königstochter Hedwig wird bis in
die Gegenwart alle drei Jahre in der
„Landshuter Hochzeit“ nachgespielt.
Herzog Georg, der anfangs eine
gemeinsame Hausmachtpolitik mit
seinem Münchner Vetter Albrecht
IV. verfolgt hatte, beschwor mit
seiner Missachtung der Wittelsbacher
Erbvertr�ge den Landshuter
Erbfolgekrieg 1504/05 herauf.
Maler:
Peter Gertner
* wohl gegen 1500 in Franken
† Sterbedatum und -ort unbekannt
Der Porträtmaler Peter Gertner,
über dessen Leben wenig bekannt
ist, schuf als Neuburger Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich
umfangreiche Familiengalerien der
Pfälzer Wittelsbacher. Sein
Bildnisstil ist von den
Anforderungen des höfischen
Repräsentationsbildnisses
geprägt. Während er Kleidung und
Schmuck der Porträtierten große
Aufmerksamkeit schenkt, neigt er bei
der Darstellung der Personen zur
Schematisierung.