Das halbfigurige Bildnis zeigt in
Frontalansicht die 30-j�hrige
Pfalzgräfin Susanna, die auf einem
großen Brokatpolster sitzt, vor
einem rotvioletten, teilweise
verschatteten Hintergrund. Ihr Blick
ist nicht auf den Betrachter
gerichtet, vielmehr schauen ihre
Augen unter leichter Wendung des
Kopfes nach links zu einem eventuell
ursprünglich vorhandenen Pendant
ihres Gatten Ottheinrich. Bekleidet
ist die Pfalzgräfin mit einem
graufarbenen Seidenkleid, dessen
weite, geschlitzte und genestelte
Ärmel mit den in Perlen
aufgestickten Buchstaben „O“ (Otto)
„H“ (Heinrich) „S“ (Susanna)
verziert sind. In reicher
Perlenstickerei schm�cken die
Initialen des Fürstenpaares auch
den Brustlatz sowie die Borten an
den Handgelenken und am
Ärmelansatz des Kleides. Ebenfalls
mit Stickereien �ppig ausgestattet
ist das Hemd. über der goldenen
Netzhaube hat die Pfalzgräfin ein
flaches, mit Goldbrokat bezogenes
Barett mit einer wei�en Feder auf.
Komplettiert wird die aufw�ndige
Kleidung durch kostbaren Schmuck.
Die gedrehte Goldkette mit dem
Kreuzanh�nger und das goldene
Kollier aus gotischem Astwerk mit
Schmucksteinen bilden zusammen mit
den beringten Fingern der ineinander
gelegten, im Schoß ruhenden
Hände eigene Blickpunkte.
Hinter der ausführlichen
Schilderung der Standesattribute
tritt die individuelle
Persönlichkeit der Fürstin
zurück. Peter Gertner entsprach
mit diesem Porträt den an ein
h�fisches ReprÖsentationsbildnis
gekn�pften Erwartungen.
Das Gemälde stammt aus der
Porträtgalerie des Pfalzgrafen
Ottheinrich in der „Runden Stube“
des Neuburger Schlosses. Zu dem
Bildnis gibt es eine heute als
verschollen geltende Modellstudie
und Vorzeichnung aus der Sammlung
Franz Koenigs im Rotterdamer Museum
Boymans-van Beuningen
Literatur:
Fudickar, Liselotte: Die
Bildniskunst der Nürnberger
Barthel Beham und Peter Gertner,
Diss. masch. München 1942, S. 147,
Kat.-Nr. 75.
L�cher, Kurt: Peter Gertner - ein
Nürnberger Meister als Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich in
Neuburg an der Donau, in: Neuburger
Kollektaneenblatt, Jahrbuch 141,
1993, S. 5-133, hier S. 42ff.
Wagini, Susanne: Ottheinrichs
Porträtgalerie in der „Runden
Stube“ des Schlosses Neuburg an der
Donau, München 1987 (Schriften aus
dem Institut für Kunstgeschichte
der Universität München Bd. 20),
S. 19f. und 70f.
Person:
Susanna Herzogin von Pfalz-Neuburg,
verwitwete Markgräfin von
Brandenburg-Kulmbach, geb. Herzogin
von Bayern
* 2. 4. 1502 wahrscheinlich in
München
† 23. 4. 1543 in Neuburg a. d.
Donau, Grabstätte in der
Frauenkirche, München
Tochter von Herzog Albrecht IV. von
Bayern und Kunigunde von
Österreich; Schwester von Wilhelm
IV., Ludwig X., Ernst (Administrator
in Salzburg und Passau), Sibylle
(Frau von Ludwig V. von der Pfalz)
und Sabina (Frau von Ulrich von
Württemberg); Nichte von Kaiser
Maximilian I.; seit 1518 verheiratet
mit Markgraf Kasimir von
Brandenburg-Kulmbach; seit 1529
verheiratet mit Pfalzgraf
Ottheinrich.
Susanna von Bayern war in erster Ehe
mit Markgraf Kasimir von
Brandenburg-Kulmbach verheiratet.
Aus der Ehe gingen f�nf Kinder
hervor. Nach dem Tod Kasimirs (1527)
heiratete Susanna den Pfalzgrafen
Ottheinrich, wodurch die Beziehungen
zwischen den bayerischen und
pfälzischen Wittelsbachern wieder
vertieft werden sollten. Die
Konversion ihres Mannes zum
lutherischen Glauben 1542 vollzog
Susanna nicht mit, sie blieb
katholisch.
Maler:
Peter Gertner
* wohl gegen 1500 in Franken
† Sterbedatum und -ort unbekannt
Der Porträtmaler Peter Gertner,
über dessen Leben wenig bekannt
ist, schuf als Neuburger Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich
umfangreiche Familiengalerien der
Pfälzer Wittelsbacher. Sein
Bildnisstil ist von den
Anforderungen des höfischen
Repräsentationsbildnisses
geprägt. Während er Kleidung und
Schmuck der Porträtierten große
Aufmerksamkeit schenkt, neigt er bei
der Darstellung der Personen zur
Schematisierung.