Inschrift oben: PFALCZGRAF FRIDERICH
DER STREYTBAR CHVRFVRST/VON AIM
ALTEN CONTERFET DABEY KAIN IARZAL
STET/HIEHER ABGEMACHT
Gertners Gemälde zeigt Kurfürst
Friedrich I. in Halbfigur hinter
einer gr�nen Brüstung stehend,
die von den weiten SchaubenÄrmeln
des Dargestellten fast ganz verdeckt
wird. Vor dem rotbraunen Hintergrund
dreht sich der in Dreiviertelansicht
wiedergegebene Fürst in leichter
Wendung nach links. Bekleidet ist
Friedrich I. mit einem mit
Schn�ren vernestelten roten Wams
und einem wei�en Hemd. Darüber
tr�gt er eine Goldbrokatschaube
mit weißem Pelzkragen und
Pelzbesatz. Sein schulterlanges Haar
bedeckt eine rote Kappe mit
hochgeschlagener Krempe. In seiner
linken Hand hÖlt der Kurfürst
ein gefaltetes Schriftst�ck, seine
rechte ist in rhetorischer Geste
erhoben.
Da der Kurfürst bereits seit fast
60 Jahren verstorben war, als Peter
Gertner sein Bildnis malte, musste
der Künstler eine Ältere Vorlage
zu Hilfe nehmen, wie dies auch die
Inschrift mitteilt. Dieselbe Vorlage
hatte offensichtlich bereits 1515
Hans Wertinger für sein zur so
genannten Pfalzgrafenserie Bischof
Philipps von Freising gehörendes
Bildnis Friedrichs I. (München,
Bayerisches Nationalmuseum) gedient.
Das Originalbildnis scheint heute
nicht mehr erhalten zu sein, denn
das im Kurpfälzischen Museum in
Heidelberg aufbewahrte Porträt
Friedrichs I. d�rfte ebenfalls nur
eine Kopie darstellen. Auf welche
Version Peter Gertner als Vorlage
seines Gemälde zurückgriff, ist
nicht zu kl�ren.
Au�er für dieses für die
Porträtgalerie des Pfalzgrafen
Ottheinrich in der „Runden Stube“
des Neuburger Schlosses geschaffene
Bildnis benutzte Peter Gertner
dieselbe Vorlage für ein weiteres
Porträt des Kurfürsten Friedrich
I. vor einer Landschaft
(Schweinfurt, Sammlung Georg
Sch�fer).
Literatur:
Fudickar, Liselotte: Die
Bildniskunst der Nürnberger
Barthel Beham und Peter Gertner,
Diss. masch. München 1942, S. 99
und S. 148, Kat.-Nr. 79.
L�cher, Kurt: Peter Gertner - ein
Nürnberger Meister als Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich in
Neuburg an der Donau, in: Neuburger
Kollektaneenblatt, Jahrbuch 141,
1993, S. 5-133, hier S. 49ff.
Wagini, Susanne: Ottheinrichs
Porträtgalerie in der „Runden
Stube“ des Schlosses Neuburg an der
Donau, München 1987 (Schriften aus
dem Institut für Kunstgeschichte
der Universität München Bd. 20),
S. 19f. und 44f.
Person:
Friedrich I. der Siegreiche,
Pfalzgraf bei Rhein, Herzog von
Bayern, Kurfürst von der Pfalz
* 1.8.1425 in Heidelberg
† 12.12.1476 in Heidelberg,
Grabstätte in der Jesuitenkirche,
Heidelberg
Sohn von Kurfürst Ludwig III. von
der Pfalz und Mechthilde, Tochter
des Grafen Amadeus von Savoyen;
Bruder von Kurfürst Ludwig IV. von
der Pfalz.
Als Vormund für seinen erst
einj�hrigen Neffen Philipp
übernahm Friedrich 1449 die
Regentschaft in der Pfalz. Durch die
Adoption des Neffen sicherte er sich
die vollen Herrschaftsrechte, die
zwar nicht vom Kaiser, dafür aber
vom Papst und den Kurfürsten
anerkannt wurden. Friedrich I.
reformierte die Universität
Heidelberg, konnte das
Regierungsgebiet der Pfalz
vergr��ern und die
wirtschaftliche Kraft seines Landes
steigern.
Maler:
Peter Gertner
* wohl gegen 1500 in Franken
† Sterbedatum und -ort unbekannt
Der Porträtmaler Peter Gertner,
über dessen Leben wenig bekannt
ist, schuf als Neuburger Hofmaler
des Pfalzgrafen Ottheinrich
umfangreiche Familiengalerien der
Pfälzer Wittelsbacher. Sein
Bildnisstil ist von den
Anforderungen des höfischen
Repräsentationsbildnisses
geprägt. Während er Kleidung und
Schmuck der Porträtierten große
Aufmerksamkeit schenkt, neigt er bei
der Darstellung der Personen zur
Schematisierung.