Die
Tafel zeigt Kardinal Albrecht von
Brandenburg links unten vor dem
Gekreuzigten auf einem roten Kissen
kniend. Seine Hände sind zum Gebet
gefaltet. Sein Blick ist
auffallenderweise nicht auf den
Gekreuzigten gerichtet, sondern
scheint meditativ in die Ferne
gewandt zu sein. Hinter dem Kardinal
ragt eine junge Birke empor, die das
Bild nach links abschließt und
einen Gegenpol zum Kreuz bildet.
Unter einem d�ster bewÖlkten
Himmel erstreckt sich eine
h�gelige Hintergrundlandschaft.
Der barh�uptige Kirchenfürst
tr�gt eine rote Kardinalsrobe. Am
Zeigefinger der rechten Hand sitzt
ein Ring mit dem Wappen Albrechts
von Brandenburg, das von einem
Kardinalshut bekr�nt ist und die
Wappenzeichen von Albrechts
weltlichen und geistlichen
Herrschaftsbereichen zeigt.
Wahrscheinlich ist Lucas Cranach
d.Ä. seinem hochrangigen
Auftraggeber nie pers�nlich
begegnet. Er und seine Werkstatt
benutzten als Vorlage für
Bildnisse des Kirchenfürsten einen
1519 datierten Kupferstich von
Albrecht Dürer, den so genannten
“Kleinen Kardinal” (B. 102). Das
Gemälde erinnert an Darstellungen
des hl. Hieronymus in der
Einsamkeit, der betend und
b��end unter dem Kreuz kniet.
1527 malte Cranach Kardinal Albrecht
tats�chlich auch im Bilde des
Humanisten-Heiligen (Darmstadt,
Hessisches Landesmuseum). Das hier
besprochene Bild nimmt für den bis
in das 17. Jahrhundert hinein
gÖltigen Epitaphtypus des “Beters
vor dem Kreuz” eine
Schl�sselstellung ein.
Das Vordringen der Reformation in
Magdeburg und Halle bewog Kardinal
Albrecht von Brandenburg, das Neue
Stift in Halle 1541 aufzulÖsen und
einen großen Teil der von ihm
angeschafften Kunstsch�tze von
dort in seine Mainzer Diözese zu
bringen. Zusammen mit zahlreichen
anderen Kunstwerken befand sich die
Tafel in der Stiftskirche St. Peter
und Alexander in Aschaffenburg,
bevor sie 1829 vom bayerischen Staat
erworben wurde.
Literatur:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Alte Pinakothek München.
Erl�uterungen zu den ausgestellten
Gemälden, 3. Aufl., München
1999, S. 151f.
Fried.Ä.der, Max J./Rosenberg,
Jakob: Die Gemälde von Lucas
Cranach, Basel/Boston/Stuttgart
1979, S. 107, Kat.-Nr. 183.
Person:
Albrecht, Markgraf von Brandenburg,
Kardinal, Erzbischof von Mainz und
Magdeburg, Administrator von
Halberstadt, Kurfürst, Erzkanzler
des Reichs
* 28.6.1490 bei CÖlln an der Spree
† 24.9.1545 auf der Martinsburg zu
Mainz
Sohn des Kurfürsten Johann Cicero
von Brandenburg und der Margaretha
von Sachsen.
Der humanistisch gebildete und
musisch veranlagte Albrecht von
Brandenburg war Mitbegr�nder der
1506 eröffneten Universität in
Frankfurt/Oder. Durch seine Wahl zum
Erzbischof von Magdeburg und
Administrator von Halberstadt (1513)
sowie zum Kurfürst-Erzbischof von
Mainz (1514) war Albrecht der
Aufstieg in die höchsten
kirchlichen und weltlichen Würden
des Reiches gelungen.
Albrecht, der durch seine �mter in
den Ablasshandel eingebunden war,
verhielt sich der Reformation und
Martin Luther gegenüber
zurückhaltend.
Der Maler, Kupferstecher und
Zeichner für den Holzschnitt Lucas
Cranach d.Ä. baute als
kursächsischer Hofmaler seit 1505
einen großen Werkstattbetrieb in
Wittenberg auf, mit Hilfe dessen er
umfangreiche Aufträge abwickelte.
Er prägte die Kunst der
Reformation wesentlich. Er war auch
äußerst erfolgreich im
Grundstücks- und
Immobiliengeschäft tätig und
spielte als Ratsherr und mehrfacher
Bürgermeister eine wichtige Rolle
im kommunalen Leben von Wittenberg.