Lucas Cranach der Ältere
Der Maler, Kupferstecher und Zeichner für den Holzschnitt Lucas Cranach d.Ä. baute
als kursächsischer Hofmaler seit 1505 einen großen Werkstattbetrieb in Wittenberg
auf, mit Hilfe dessen er umfangreiche Aufträge abwickelte. Er prägte die Kunst der
Reformation wesentlich. Er war auch äußerst erfolgreich im Grundstücks- und Immobiliengeschäft
tätig und spielte als Ratsherr und mehrfacher Bürgermeister eine wichtige Rolle
im kommunalen Leben von Wittenberg.
Lucas Cranach d.Ä. wurde als Sohn des Malers Hans Maler im fränkischen Kronach geboren,
nach dem er sich benannte. Vermutlich ging er bei seinem Vater in die Lehre. Als
Künstlerpersönlichkeit wird Cranach erst in den Jahren nach 1500 fassbar, als er
sich nach Wien begab und dort als Maler von religiösen Bildern und Porträts sowie
als Zeichner für Holzschnitte tätig wurde. In Wien kam er in Kontakt mit dem Humanistenkreis
um Konrad Celtis. Seine ersten bekannten Werke sind teilweise stark von der Grafik
Albrecht Dürers und der bayerischen Malerei beeinflusst. Durch die Verschmelzung
von Figur und Landschaft wurde Cranach zu einem Wegbereiter des “Donaustils”. Von
1505 an war Wittenberg die Hauptstätte seines künstlerischen Wirkens, wohin ihn
der sächsische Kurfürst Friedrich III. der Weise als Hofmaler berufen hatte. Auch
unter den Nachfolgern des Kurfürsten, Johann dem Beständigen und Johann Friedrich
dem Großmütigen, behielt der Künstler dieses Amt. Cranach baute einen großen Werkstattbetrieb
auf, mit dessen Hilfe er die umfangreichen und vielfältigen Aufträge des Hofes erfüllte.
Am 6. Januar 1508 wurde ihm durch den Kurfürsten ein erbliches Wappen verliehen.
Fortan diente das Wappen mit der geflügelten Schlange Cranach und seiner Werkstatt
als Signatur. Im Herbst des Jahres 1508 reiste er wohl in politischer Mission nach
Mecheln, wo sich das Hoflager Kaiser Maximilians I. befand und wo er Gelegenheit
zum Studium der niederländischen Malerei hatte. Um 1510/12 heiratete er die Tochter
des Gothaer Bürgermeisters, Barbara Brengbier. Aus der Ehe stammen die beiden Söhne
Hans und Lucas, die später als Maler in die väterliche Werkstatt eintraten. Neben
seinem Werkstattbetrieb widmete sich Lucas Cranach d.Ä. auch erfolgreich Immobilien-
und Grundstücksgeschäften, die ihn damals zum reichsten Grundbesitzer Wittenbergs
werden ließen. 1520 erwarb er ein Apothekenprivileg, das ihm den Betrieb der einzigen
Apotheke am Ort gestattete. Von 1523 bis 1528 unterhielt er auch eine Druckerei.
Mit dem Jahr 1519 begann Cranachs kommunalpolitische Karriere: Bis 1544 war er zwölfmal
Mitglied des Wittenberger Rates und fungierte mehrmals als Ratskämmerer und Bürgermeister.
Schon bald nach Beginn der Reformation stellte sich Cranach auf Luthers Seite, porträtierte
ihn auch mehrfach und prägte so entscheidend das Lutherbild. Zusammen mit den Reformatoren
entwickelte er eine protestantische Ikonographie. Obwohl er als der repräsentative
Maler der Reformation gilt, schufen er und seine Werkstatt weiterhin Altarretabel
für den katholischen Kultus. Ab 1525 entstanden in Cranachs Werkstatt zunehmend
Bilder mit profaner Thematik und Bildnisse, ab 1530 häuften sich die Aktdarstellungen.
Infolge der gegen Kaiser Karl V. verlorenen Schlacht bei Mühlberg 1547 geriet Kurfürst
Johann Friedrich in Gefangenschaft, wodurch Cranach bis 1550 seine Einkünfte als
Hofmaler verlor. 1550 folgte der Künstler seinem Landesherrn in die Gefangenschaft
und begleitete ihn nach dessen Haftentlassung in die neue Residenz, nach Weimar,
wo Cranach 1553 starb.
Unter den Malern des 16. Jahrhunderts nimmt Lucas Cranach d.Ä. eine Sonderstellung
ein. Er war von den Themen her ein äußerst vielseitiger Künstler. Er arbeitete als
Porträtist, schuf Altarwerke und Andachtsbilder sowohl protestantischer wie auch
katholischer Ikonographie, gestaltete mythologische und biblische Szenen und widmete
sich der Aktdarstellung. Dank des von ihm äußerst rationell geführten Werkstattbetriebes,
dessen Mitglieder sich einem einheitlichen Stil unterordneten, hat er das im Vergleich
zu seinen Zeitgenossen umfangreichste Werk hinterlassen, bei dem sich die Bestimmung
der Eigenhändigkeit schwierig gestaltet.