Die in halber Figur gegebene Susanna
von Bayern dreht sich nach rechts in
Richtung auf ihr Pendant, das
Porträt ihres Gemahls, des
Pfalzgrafen Ottheinrich (Bayerische
Staatsgemäldesammlungen Inv.-Nr.
2449). Dass sie auf der heraldisch
rechten und damit vornehmeren Seite
platziert ist, mag sich aus der
vorgesehenen Abfolge der „großen
Wittelsbacher-Serie“ erkl�ren, zu
der das Bildnis gehört. Es
k�nnte sich darin aber auch eine
Hervorhebung der
bayerisch-wittelsbachischen Linie
durch den Auftraggeber der Serie,
Herzog Wilhelm IV., widerspiegeln.
Der Eindruck eines Ehepaarbildnisses
wird allerdings durch die ungleichen
Proportionen der Dargestellten
beeintr�chtigt. Der Pfalzgraf
erscheint im Vergleich zu seiner
Gemahlin viel zu gro� und wuchtig,
wozu auch der im überma�
vorhandene freie Raum über dem
Kopf Susannas beitr�gt.
Wie das Porträt des Pfalzgrafen
zeichnet sich auch jenes seiner
Gemahlin durch große
Prachtentfaltung aus. Die Fürstin
tr�gt ein blaues Kleid, dessen
Brustlatz die Initialen ihres
Ehemannes „O“ und „H“ in
Perlenstickerei zieren. Auch ihr
Kleid ist reich mit den Initialen
des Herrscherpaares „S“ (Susanna),
„H“ (Heinrich) und „O“ (Otto)
bestickt. über dem Haarnetz aus
Goldschn�ren sitzt ein flaches
Barett aus Brokatstoff mit wei�er
Feder. Die kostbaren Kolliers, das
Goldarmband und die zahlreichen
Ringe an den ineinander gelegten
Händen machen Susanna zur
aufw�ndigst ausgestatteten
Fürstin innerhalb der
Bildnisreihe.
Das Bild diente als Vorlage für
weitere Porträts. Für eine
„kleine Wittelsbacher-Serie“
entstand unter Beteiligung der
Beham-Werkstatt eine Fassung als
Brustbild ohne Hände
(Wittelsbacher Ausgleichsfonds).
Eine zur ganzen Figur erweiterte,
seitenverkehrte Kopie aus Behams
Werkstatt befindet sich in den
Bayerischen
Staatsgemäldesammlungen (Inv.-Nr.
6724). Eine weitere Kopie als
Brustbild ohne Hände wurde für
die Ambraser Porträtsammlung des
Erzherzogs Ferdinand geschaffen
(Wien, Kunsthistorisches Museum). Im
18. Jahrhundert fertigte die
Werkstatt von Georg Desmar�es eine
in Kleidung und Beiwerk stark
abweichende Kopie für die
Ahnengalerie der Münchner Residenz
an.
Literatur:
Fudickar, Luise: Die Bildniskunst
der Nürnberger Barthel Beham und
Peter Gernter, Diss. masch.
München 1942, S. 16f. und S. 130,
Kat.-Nr. 22.
L�cher, Kurt: Barthel Beham. Ein
Maler aus dem Dürerkreis,
München/Berlin 1999
(Kunstwissenschaftliche Studien Bd.
81), S. 147f. und S. 206f.
Person:
Susanna, Herzogin von Pfalz-Neuburg,
verw. Markgräfin von
Brandenburg-Kulmbach, geb. Herzogin
von Bayern
* 2. 4. 1502 wahrscheinlich in
München
† 23. 4. 1543 in Neuburg a. d.
Donau, Grabstätte in der
Frauenkirche, München
Tochter von Herzog Albrecht IV. von
Bayern und Kunigunde von
Österreich; Schwester von Wilhelm
IV., Ludwig X., Ernst (Administrator
in Salzburg und Passau), Sibylle
(Frau von Ludwig V. von der Pfalz)
und Sabina (Frau von Ulrich von
Württemberg); Nichte von Kaiser
Maximilian I.; seit 1518 verheiratet
mit Markgraf Kasimir von
Brandenburg-Kulmbach; seit 1529
verheiratet mit Pfalzgraf
Ottheinrich.
Susanna von Bayern war in erster Ehe
mit Markgraf Kasimir von
Brandenburg-Kulmbach verheiratet.
Aus der Ehe gingen f�nf Kinder
hervor. Nach dem Tod Kasimirs (1527)
heiratete Susanna den Pfalzgrafen
Ottheinrich, wodurch die Beziehungen
zwischen den bayerischen und
pfälzischen Wittelsbachern wieder
vertieft werden sollten. Die
Konversion ihres Mannes zum
lutherischen Glauben 1542 vollzog
Susanna nicht mit, sie blieb
katholisch.
Abgesehen von dem Ketzerprozess im
Jahr 1525, in dessen Folge Barthel
Beham aus der Reichsstadt Nürnberg
ausgewiesen wurde, existieren nur
wenige feste Daten zum Leben des
Künstlers. Seit seiner
Niederlassung in München 1527
arbeitete er in erster Linie als
Porträtist, ab 1530 überwiegend
für die herzogliche Familie. Als
Grafiker gehört Barthel Beham
zusammen mit seinem Bruder Sebald zu
den herausragenden Vertretern der
„Nürnberger Kleinmeister“.