Barthel Beham
Abgesehen von dem Ketzerprozess im Jahr 1525, in dessen Folge Barthel Beham aus
der Reichsstadt Nürnberg ausgewiesen wurde, existieren nur wenige feste Daten zum
Leben des Künstlers. Seit seiner Niederlassung in München 1527 arbeitete er in erster
Linie als Porträtist, ab 1530 überwiegend für die herzogliche Familie. Als Grafiker
gehört Barthel Beham zusammen mit seinem Bruder Sebald zu den herausragenden Vertretern
der „Nürnberger Kleinmeister“.
Über die Lehr- und Wanderjahre von Barthel Beham gibt es keine gesicherten Nachrichten.
Vermutlich erlernte er das Kupferstechen bei seinem zwei Jahre älteren Bruder Sebald,
der vor allem als Kupferstecher, Radierer und Holzschnittzeichner tätig war. Schon
frühzeitig entwickelte Barthel Beham unter dem Einfluss von Stichen Albrecht Dürers
und Albrecht Altdorfers sowie italienischer Renaissance-Grafik einen eigenständigen
Stil. Als Maler ist er der Dürer-Schule zuzurechnen.
Wegen unchristlicher und obrigkeitsfeindlicher Äußerungen musste sich Barthel Beham
zusammen mit seinem Bruder Sebald und dem befreundeten Maler Georg Pencz im Januar
1525 in einem Aufsehen erregenden Prozess vor dem Nürnberger Rat verantworten. Obwohl
der jüngste unter den Vorgeladenen, entpuppte sich Barthel Beham in seinen Äußerungen
als der radikalste. Am 26. Januar 1525 wurden die drei „gottlosen Maler“ aus der
Reichsstadt ausgewiesen. Nachdem der Rat am 16. November 1525 die Ausweisung aufgehoben
hatte, konnten sie nach Nürnberg zurückkehren. 1527 übersiedelte Barthel Beham nach
München, wo er schnell zum führenden Porträtisten des Münchner Patriziats aufstieg.
Vermutlich bereiste er 1528/29 die Niederlande. Seit 1530 war Beham überwiegend
für die bayerischen Herzöge tätig. Das Nürnberger Prozessverfahren scheint ihm am
katholischen Münchner Hof nicht geschadet zu haben. An dem von Herzog Wilhelm IV.
von Bayern und seiner Gemahlin, Jacobaea von Baden, in Auftrag gegebenen Zyklus
von Historienbildern beteiligte sich Beham 1530 mit der figurenreichen „Erprobung
des Hl. Kreuzes“ (Bayerische Staatsgemäldesammlungen Inv.-Nr. 684). An den Bildnissen
der Wittelsbacher Familienserien arbeitete der Künstler unter Beteiligung seiner
Werkstatt seit 1530. Die Bildnismalerei für den Hof ließ Behams Tätigkeit als Grafiker
weitgehend in den Hintergrund treten. 1537 schloss er mit Herzog Ludwig X. von Bayern,
der in Landshut residierte, einen einjährigen Besoldungsvertrag als Hofmaler. Zur
Vervollkommnung seiner Kunst schickte ihn Herzog Wilhelm IV. nach Italien, wo Barthel
Beham nach dem Bericht des Nürnberger Kalligrafen und Rechenmeisters Johann Neudörfer
1540 starb. Seine Witwe heiratete 1544 oder 1545 den Maler Ludwig Refinger, der
Behams Werkstatt übernahm.
Trotz der geringen Bandbreite seines Œuvres zählt Barthel Beham zu den bedeutendsten
unter den Dürer-Nachfolgern. Auf dem Gebiet der Malerei betätigte er sich hauptsächlich
als Porträtist. In seinen frühen Werken noch von der Kunst Dürers geprägt, entwickelte
Beham nach seinem Wegzug aus Nürnberg, beeinflusst durch die italienische und niederländische
Kunst, einen eigenen Bildnisstil. Mit seinen 92 Kupferstichen und den Holzschnittillustrationen
gehört er zu bedeutendsten Grafikern des 16. Jahrhunderts. Seine kleinformatigen
Kupferstiche, die ganz der Hochrenaissance verpflichtet sind, weisen ihn als hervorragenden
Künstler aus der Gruppe der „Nürnberger Kleinmeister“ aus.