Die
als Diptychon konzipierten
Herrscherbildnisse des bayerischen
Herzogspaares zeigen die Eheleute,
die jeweils an einem Tisch sitzen,
einander zugewandt im Typus eines
Hüftbildes in Dreiviertelansicht.
Eine einheitliche Fluss- und
Berglandschaft dient als
Hintergrund, wobei ein hoher Berg
die beiden Tafeln als gemeinsame
Mitte verbindet. Von dem nach oben
abgerundeten Bildabschluss der
Tafeln h�ngen goldene Festons.
Herzog Wilhelm IV., dessen Kopf ein
breitkrempiges Barett bedeckt,
tr�gt ein kostbares Gewand mit
breiten Streifen aus Goldbrokat.
über dem Pelzkragen liegt eine
prunkvolle Kette, deren einzelne
Glieder aus dem von zwei Händen
gehaltenen, auf den Namen seiner
Gemahlin bezogenen Buchstaben I
gebildet werden. Zum Dekor des
goldenen Halsreifs über dem fein
gefÖlteten Hemd gehört der
mehrmals von einem quergelegten I
gequerte Buchstabe W, der sich
ebenso auf dem goldfarbenen, mit
Perlenstickerei versehenen
Hemdkragen findet. Die halb
ge�ffneten Hände des Herzogs
schm�cken mehrere Ringe.
Reiche Verwendung von Goldbrokat
zeichnet auch das kostbare Kleid
Herzogin Jacobaeas aus, dessen
Ärmel an den Oberarmen dekorativ
geschlitzt sind. Ihre Kappe ist
�ppig mit Perlen bestickt. Bei der
untersten der drei Schmuckketten
Jacobaeas, die au�erdem einen
goldenen Ketteng�rtel um ihre
Taille tr�gt, bestehen die Glieder
aus dem von zwei Händen
gehaltenen, auf den Namen ihres
Gemahls bezogenen Buchstaben W. Auf
dem eng anliegenden Mieder der
Herzogin ist dreimal der Spruch A
BON FINE (zu gutem Ende)
aufgestickt. Die ringgeschmückten
Hände liegen still im Schoß
gefaltet.
Auf der Rückseite des Bildnisses
von Herzog Wilhelm IV. ist zusammen
mit dem Datum 1526 auch das
Allianzwappen Bayern-Baden zu
erkennen. Auf den ornamental
gerollten Spruchb�ndern über den
Wappen stehen die Wahlspr�che der
beiden Dargestellten. Die Devise
Wilhelms lautet: „ICH / HABS / IM /
HERCZ. W.H.I. BAIRN“, jene von
Jacobaea: „JACOBA. / H.I.BAIRN / IST
/ GANCZ DEIN AIGEN“.
Der Anlass für die Bestellung der
Porträts scheint die Geburt des
ersten Sohnes des Herzogspaares,
Theodo, im Jahr 1526 gewesen zu
sein. Da die Autorschaft Hans
Wertingers in Vergessenheit geraten
war, wurde das Bildnisdiptychon bis
1890 zeitweise Hans Burgkmair
zugeschrieben. Repliken der
repräsentativen Bildnisse haben
sich in anderen Museen erhalten.
Literatur:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Alte Pinakothek München.
Erl�uterungen zu den ausgestellten
Gemälden, 3. Aufl., München
1999, S. 565f.
Person:
Wilhelm IV., Herzog von Bayern
* 13.11.1493 in München
† 7.3.1550 in München,
Grabstätte in der Frauenkirche,
München
Öltester Sohn von Herzog Albrecht
IV. von Bayern und Kunigunde von
Österreich; Älterer Bruder von
Ludwig X. und Ernst; seit 1522
verheiratet mit Jacobaea von Baden.
Wilhelm, der sich 1514 mit seinem
Bruder Ludwig auf eine gemeinsame
Regierung einigte, entschied sich
1522 gegen die Lehre Luthers. Um
aber die alte Kirche von Innen
heraus zu reformieren, holte er 1549
die ersten Jesuiten an die
Universität nach Ingolstadt. Ein
wichtiges politisches Ziel Wilhelms
war die Abgrenzung zum Haus
Habsburg, die er durch einen
Wechselkurs der Anpassung und des
Widerstands zu erreichen suchte.
Maler:
Hans Wertinger
* um 1465/1470 vermutlich in
Landshut
† 17. November 1533 in Landshut
In Hans Wertinger, auch
„Schwabmaler“ genannt, fand die
Altlandshuter Malschule ihren
letzten bedeutenden Vertreter. Die
Hauptauftraggeber des Tafel-, Glas-
und Freskenmalers sowie Zeichners
für den Holzschnitt waren
Pfalzgraf Philipp, Bischof von
Freising, und Herzog Ludwig X. von
Bayern.