Hans Wertinger
In Hans Wertinger, auch „Schwabmaler“ genannt, fand die Altlandshuter Malschule
ihren letzten bedeutenden Vertreter. Die Hauptauftraggeber des Tafel-, Glas- und
Freskenmalers sowie Zeichners für den Holzschnitt waren Pfalzgraf Philipp, Bischof
von Freising, und Herzog Ludwig X. von Bayern.
Hans Wertinger, auch „Schwabmaler“ genannt, gilt als der letzte große Vertreter
der Altlandshuter Malschule. Da der Name „Wertinger“ ebenso wie der Name „Schwab“
ein Herkunftsname ist, liegt es nahe, dass die Familie des Malers ursprünglich aus
Wertingen bei Augsburg stammte. Hans Wertinger erblickte wahrscheinlich in Landshut
das Licht der Welt, wo er zeitlebens geblieben ist. Er erhielt seine Ausbildung
wohl bei dem Landshuter Maler Sigmund Gleismüller. Hans Mair von Freising beeinflusste
ihn in seinem Frühwerk. Durch die Heirat mit Elisabeth, der Tochter des Seidenstickers
Michel Bamberger, erwarb Wertinger 1491 das Landshuter Bürgerrecht.
Hans Wertinger war in erster Linie für Fürstbischof Philipp von Freising und für
den in Landshut residierenden Herzog Ludwig X. von Bayern tätig, als dessen Hofmaler
er 1518 genannt wird. Sein frühestes erhaltenes Werk ist die Sigismund-Tafel aus
dem Jahr 1498 im Freisinger Dom. Außer einigen Altargemälden schuf Wertinger vor
allem Porträts, unter anderem die Bildnisserien der Wittelsbacher Herzöge und der
Pfalzgrafen bei Rhein. Unter seinen Gemälden profanen Inhalts ragt die heute auf
verschiedene Besitzer verteilte Serie der Monats- und Jahreszeitenbilder heraus.
Sein 1517 entstandenes Gemälde „Alexander der Große und sein Arzt“ (Prag, Národní
Galerie) gilt als das erste erhaltene deutsche Tafelbild, das ein Thema der antiken
Geschichte darstellt. Von seinen zahlreichen Glasgemälden bildet das Verkündigungsfenster
im Ingolstädter Liebfrauenmünster das Hauptwerk. Von seinen Wandmalereien blieb
nur wenig erhalten. Seine zwischen 1515 und 1520 für den Landshuter Buchdrucker
Johann Weyssenberger gelieferten Holzschnittentwürfe sind weniger bedeutend.
Zunächst noch der spätgotischen Tradition verpflichtet, wandte sich Hans Wertinger,
der ohne bedeutende künstlerische Nachfolge bleiben sollte, um 1515 endgültig der
Renaissance zu. Seine repräsentativen, sorgsam ausgestatteten Porträts wirken in
ihrer Komposition schematisch und sind ohne psychologische Durchdringung der in
Dreiviertelansicht wiedergegebenen Dargestellten. Kennzeichnend für Wertinger sind
die vom oberen Abschluss der Bilder herabhängenden goldenen Festons.