|
Militärregierung
Bayern wurde im Frühjahr 1945 hauptsächlich von amerikanischen
Einheiten erobert, bevor die Kapitulation der deutschen Wehrmacht
am 8.5.1945 das Blutvergießen beendete. Gemäß den
Verabredungen der Siegermächte (Potsdamer Abkommen vom 2.8.1945)
wurde Bayern der amerikanischen Besatzungszone zugeteilt. Ausgenommen
blieben der Landkreis Lindau, der der französischen Besatzungszone
zugewiesen wurde, und die bayerische Rheinpfalz. Die amerikanische
Besatzungsmacht handelte zunächst nach der Devise, sie sei
"nicht als Befreier, sondern als Sieger" gekommen, und
beanspruchte uneingeschränkte Hoheitsrechte im eigenen Besatzungsgebiet.
Die amerikanische Militärregierung regelte das gesamte öffentliche
Leben, ernannte neue Amtsträger in Stadt und Land und suchte
den Nationalsozialismus dadurch auszumerzen, daß sie führende
Funktionsträger des Dritten Reiches inhaftierte und pauschale
Massenentlassungen von ehemaligen Mitgliedern der NSDAP vor allem
im Bereich der öffentlichen Verwaltung anordnete.
Erste Ministerpräsidenten
Am 25.5.1945 ernannte die Militärregierung den früheren
Vorsitzenden der Bayerischen Volkspartei, Fritz Schäffer, zum
Ministerpräsidenten. Die Bayerische Staatsregierung war nur
befugt, gemäß den Anweisungen der Militärregierung
zu handeln. Sie stand vor schier unlösbaren Aufgaben bei der
Sicherstellung der Versorgung der Bevölkerung und beim Wiederaufbau
der öffentlichen Verwaltung. Die Städte waren mehr oder
weniger zerstört; es gab Hunger, Kälte und Wohnungsnot.
Zudem mußte Bayern mehr als 2 Millionen Flüchtlinge und
Heimatvertriebene aufnehmen.
Die Militärregierung entließ Schäffer am 28.9.1945,
da er ihrer Ansicht nach im Interesse der Arbeitsfähigkeit
der Verwaltung den öffentlichen Dienst nicht rigoros genug
von ehemaligen Parteimitgliedern gesäubert hatte. Sie ernannte
den Sozialdemokraten Wilhelm Hoegner zu seinem Nachfolger.
Die amerikanische Militärregierung wollte in Deutschland wieder
eine Demokratie errichten. Zugleich stellte sie frühzeitig
die Weichen in Richtung auf einen föderalistischen Aufbau eines
künftigen Deutschland, indem sie am 19.9.1945 innerhalb des
amerikanischen Besatzungsgebietes drei Länder mit dem Charakter
von Staaten gründete: Bayern, Groß-Hessen und Württemberg-Baden,
wobei die beiden letztgenannten Länder damals aufgrund der
Existenz der französischen Besatzungszone wesentlich kleiner
waren als heute. Die drei Länder wurden durch einen Länderrat
verbunden, in dem die Länderregierungen vertreten waren.
Demokratie von unten
Nach den Vorstellungen der Amerikaner sollte die Demokratie von
unten aufgebaut werden. General Clay, der Leiter der Militärregierung
in der US-Zone, ließ im Jahr 1946 eine Abfolge von Wahlen
zunächst auf der Ebene der kleinen Gemeinden, dann auf der
mittleren Ebene der Stadt- und Landkreise und schließlich
auf Landesebene abhalten. Entsprechend regte die Militärregierung
ab Herbst 1945 die Gründung von Parteien in stufenweiser Abfolge
von der örtlichen bis zur landesweiten Ebene an. Sie behielt
sich aber die Entscheidung über jeden einzelnen Gründungsantrag
vor. CSU und SPD erhielten bereits am 8.1.1946 die Lizenz für
ganz Bayern.
|