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Bayern zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus
(1918-1945)

 

"Machtergreifung"
Der Rücktritt Helds und die gesetzlichen Maßnahmen der Nationalsozialisten, voran die Gesetze zur Gleichschaltung der Länder mit dem Reich vom 31. März und 7. April 1933, markieren die sogenannte Machtergreifung in Bayern und das Ende einer selbständigen Landespolitik. Bayern blieb als Verwaltungseinheit bestehen, wenn sich auch die Beziehungen zwischen dem rechtsrheinischen Bayern und dem Regierungsbezirk Pfalz lockerten. Die Parteien mußten sich wie überall in Deutschland auflösen oder wurden wie die SPD verboten, die Verbände "gleichgeschaltet". Ihre führenden Mitglieder flohen ins Ausland oder wurden in Dachau interniert. Gesellschaftliche und religiöse Minderheiten wurden systematisch entrechtet, voran die bayerischen Juden, die schon vor 1933 in Bayern in ihren Grundrechten eingeschränkt worden waren. Zwar existierte zunächst unter General Franz Xaver Ritter von Epp und schließlich unter dem am 12. April 1933 ernannten Ministerpräsidenten Siebert noch eine "Landesregierung"; sie hatte jedoch nur Verwaltungsaufgaben und war personell und organisatorisch abhängig von teilweise konkurrierenden Organisationen der NSDAP. Nach dem Tod Sieberts am 1. November 1944 wurde kein Nachfolger ernannt. Das Staatsministerium des Inneren und das Staatsministerium für Unterricht und Kultus unterstanden bis zu dessen Tod am 12. April 1944 dem Gauleiter für München-Oberbayern Adolf Wagner. Unter seinem Nachfolger Paul Giesler wurden die Reste bayerischer Ministerien einem "Zentralministerium" untergeordnet.

Bayern im NS-Staat
Nach außen hin wurde Bayern jedoch von den Nationalsozialisten eine besondere Rolle zugewiesen: München wurde zur "Hauptstadt der Bewegung" ernannt, Nürnberg zum ständigen Sitz der Reichsparteitage erklärt. Die Nationalsozialisten verabschiedeten hier 1935 die "Nürnberger Gesetze", die die systematische Durchführung nationalsozialistischer "Rassenpolitik" einleiteten. Bayern mußte eine Art Vorreiterrolle für die Maßnahmen des NS-Staates übernehmen. 1933 entstand in Dachau das erste Konzentrationslager, die Synagogen in München und Nürnberg waren bereits Monate vor der sogenannten "Reichskristallnacht" im November 1938 zerstört worden.

Obwohl die NSDAP bei den Landtagswahlen am 24. April 1932 keine Mehrheit erreichen konnte und auch bei den Reichstagswahlen vom 5. März 1933 zusammen mit der DNVP mit 47% der Stimmen unter dem im Reich erzielten Gewinnanteil von 51% blieb, ist die Geschichte Bayerns mit der des Nationalsozialismus nicht zuletzt dadurch verbunden, daß führende Vertreter der "Bewegung" aus Bayern stammten. Der Münchner Ernst Röhm, der in der Zeit nach dem Ersten Weltkrieg bayerische Einwohnerwehren und andere paramilitärische Organisationen mit Waffen versorgt hatte, reorganisierte nach dem Hitlerputsch die SA. Als er nach der "Machtergreifung" versuchte, die Interessen der SA im NS-Staat durchzusetzen, ließ Hitler ihn und die gesamte Führung der SA-Opposition beseitigen. Ein anderer prominenter Vertreter der NSDAP war der in der Nähe Augsburgs geborene Julius Streicher. Nach der Reorganisation der NSDAP wurde Streicher im April 1924 zum Gauleiter Frankens ernannt, das er zu einem der mitgliederstärksten Gebiete der "Partei" ausbauen konnte. Mit seiner antisemitischen Wochenzeitschrift "Der Stürmer" zählte er zu den Anstiftern am Mord von 6 Millionen Juden. In diese Reihe aus Bayern stammender NS-"Größen" gehören auch Hermann Göring und Heinrich Himmler. Unter Görings Verantwortung erfolgte zunächst in Preußen die stufenweise nationalsozialistische Durchdringung des Polizeiapparates, die Gründung der Geheimen Staatspolizei und anderer Sondereinheiten, die Errichtung von Konzentrationslagern und die polizeilichen Maßnahmen zur Gleichschaltung des gesamten öffentlichen Lebens. Unter der Leitung des Reichsführers der SS, Himmler, wurde auf Befehl Hitlers seit 1941 die planmäßige Ermordung der jüdischen Bevölkerung und der vom NS-Regime als "rassisch minderwertig" gekennzeichneten Menschen betrieben.

Widerstand
Widerstand gegen die nationalsozialistische Politik beschränkte sich vor allem auf das Handeln einzelner und einiger Gruppierungen. Am bekanntesten ist wohl die "Weiße Rose". Breiteren organisierten Widerstand leisteten nicht zuletzt Kommunisten und Sozialisten, die in Kleingruppen mit Hilfe von Flugblättern über den wahren Charakter des Regimes informierten, mit emigrierten Genossen Kontakt aufnahmen und begannen, im Untergrund gegen den Nationalsozialismus tätig zu werden. Diesen Bemühungen blieb wie dem monarchisch oder religiös begründeten Widerstand der politische Erfolg versagt.

(Wolf Weigand)