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Bayern zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus
(1918-1945)

 

 

Bayern als "Ordnungszelle" des Reichs
Der Kapp-Putsch war ein Versuch militanter Kräfte der radikalen Rechten, die Regierungsgewalt in Deutschland zu übernehmen. Er bewog Ministerpräsident Hoffmann zum Rücktritt. Als neuer Ministerpräsident wurde Gustav Ritter von Kahr bestellt. Kahr war als Monarchist bestrebt, mit allen Mitteln die vor 1918 herrschenden Verhältnisse wiederherzustellen und Bayern zu einer "Ordnungszelle" des Reichs zu formen.

Die die Reichsverfassung ablehnende und die politische Rechte begünstigende Politik Bayerns blieb auch nach dem Rücktritt Kahrs bestehen. Vor allem München wurde in jenen Jahren Zentrum extremer nationalistischer Agitationen. Hier konnten rassistische und nationalistische Organisationen, die schon vor dem Ersten Weltkrieg entstanden waren, gedeihen. Nicht zuletzt auf diesen Grundlagen baute Adolf Hitler auf: Aus der Deutschen Arbeiterpartei formierte er die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP), für deren Parteiprogramm, das am 24. Februar 1920 verkündet wurde, er verantwortlich zeichnete. Das Krisenjahr der Weimarer Republik 1923 brachte eine allgemeine Verschärfung der politischen Lage im Reich.

Hitlerputsch
Unter diesen Umständen ist der Putschversuch Hitlers im November 1923 zu sehen. Anlaß gab das Verbot des Organs der NSDAP, des "Völkischen Beobachters", wegen seiner Angriffe auf den Reichskanzler und den Chef der Heeresleitung. Der mit der Durchsetzung betraute General weigerte sich, den Auftrag auszuführen. Er unterstellte sich vielmehr Gustav Ritter von Kahr. Dieser war am 26. September 1923 vom Ministerrat zum Generalstaatskommissar mit nahezu diktatorischen Vollmachten ernannt worden. Das Vorgehen des Generals bedeutete Rebellion gegen die Reichsregierung, was Adolf Hitler für seine politischen Ziele auszunutzen suchte.

Am 8. November rief er auf einer Versammlung von Kahrs im Münchner Bürgerbräukeller die "Nationale Revolution" aus und erklärte die Reichsregierung für abgesetzt. Begünstigt durch die bis zu diesem Zeitpunkt opportunistische Haltung von Kahrs konnte General a. D. Erich Ludendorff, dem Hitler die militärische Führung bei seinem Umsturzversuch zugedacht hatte, am 9. November einen Demonstrationszug durch München veranlassen, der allerdings vor der Feldherrnhalle von der Polizei mit Waffengewalt aufgelöst wurde. Der Umsturzversuch Hitlers war damit gescheitert. Nach der Wiedererstehung der NSDAP 1925 wandte sich Hitler einer pseudolegalen Taktik zu. Von Kahr, der durch die Ereignisse an Ansehen und Einfluß verloren hatte, trat im Februar 1924 von seinem Amt zurück.

Regierung Held
In den Folgejahren gestaltete sich das politische Geschehen in Bayern zunächst relativ ruhig. Dies galt insbesondere für den Anfang der neun Jahre währenden Regierungszeit des bayerischen Ministerpräsidenten Heinrich Held. Der Zeitungsverleger Held war Mitbegründer der Bayerischen Volkspartei. Er wurde am 28. Juni 1924 gewählt und trat am 15. März 1933 von seinem Amt zurück. Held bemühte sich vor allem darum, die Reichsverfassung zu revidieren, die die politische Eigenständigkeit Bayerns erheblich einschränkte. Als Föderalist verwahrte er sich gegen den Staatsstreich Papens in Preußen. Die Gefahren, die Bayern durch Hitler und die NSDAP drohten, verkannte er zunächst. Er beteiligte sich aber an dem Versuch, die Herrschaft Hitlers in Bayern durch die Wiedereinführung der Monarchie zu verhindern.

Staatliche Stellen Bayerns hatten den Aufstieg Hitlers begünstigt, bayerische Gerichte milde Urteile gegenüber der politischen Rechten gefällt - Hitler hatte nach seinem Putschversuch eine nur sechsmonatige Haft in Landsberg zu verbüßen - und so das Weiterbestehen und die Ausweitung der nationalsozialistischen Bewegung mit ermöglicht.