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Bayern zur Zeit der Weimarer Republik und des Nationalsozialismus
(1918-1945)

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Kurt Eisner Ministerpräsident des Freistaates
Trotz der Wahl Kurt Eisners durch einen aus Arbeiter- und Soldatenräten gebildeten provisorischen Nationalrat zum Ministerpräsidenten des Freistaats Bayern blieben die bisherigen Strukturen des Staates bestehen, z.B. die auf der politisch konservativen Beamtenschaft ruhende Verwaltung oder die überkommenen Besitzverhältnisse. Für seine politischen Ziele, insbesondere die Verbindung zwischen direkter Demokratie - dem Rätesystem - und indirekter Demokratie - dem Parlamentarismus, konnte er keine Mehrheiten gewinnen.

Bei den Wahlen zum Landtag am 12. Januar 1919 erlitt Eisners USPD eine erhebliche Niederlage. Am 21. Februar 1919 wurde er auf dem Weg in den Landtag, wo er seinen Rücktritt erklären wollte, von Graf Anton Arco-Valley erschossen. Daraufhin verübte ein Angehöriger des revolutionären Arbeiterrats einen Anschlag auf den Führer der Mehrheitssozialisten, Erich Auer, der schwer verletzt wurde.

Räterepublik
Dem Kabinett unter dem neu gewählten Ministerpräsidenten Johannes Hoffmann, einem Sozialdemokraten, gelang es nicht, die zunehmende Polarisierung zwischen den parlamentarischen Parteien und lokalen Arbeiter- und Soldatenräten abzubauen. Im Gegenteil, die Lage spitzte sich so zu, daß das Kabinett Hoffmann gezwungen war, zur Beratung der Verfassung nach Bamberg auszuweichen. Das dadurch entstehende Machtvakuum nutzte eine Gruppe um den Philosophen Gustav Landauer und die Schriftsteller Ernst Toller und Erich Mühsam, um in der Nacht vom 6. auf den 7. April 1919 die "Räterepublik Baiern" auszurufen. Sechs Tage später übernahm Eugen Leviné, ein Angehöriger der kommunistischen Partei, die Führung der Räterepublik. Unter dem Eindruck der Nachricht, daß die "Rote Armee", die Truppe der Räterepublik, zehn Geiseln ermordet hatte, begann am 1. Mai 1919 die Eroberung Münchens durch die von Ministerpräsident Hoffmann angeforderten preußischen und württembergischen Truppen und die Freikorps, deren wochenlange Terrorherrschaft beinahe tausend Menschen das Leben kosten sollte.

Bamberger Verfassung
In Bayern regierte nun formal die Regierung Hoffmann. Sie verabschiedete am 14. August 1919 auch die Bayerische Verfassung, die am 15. September 1919 in Kraft trat, nach ihrem Entstehungsort "Bamberger Verfassung" genannt. Im gleichen Jahr fand eine Volksabstimmung im Gebietsteil Coburg des ehemaligen Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha statt, die die Grundlage bildete für die am 1. Juli 1920 vollzogene Vereinigung Coburgs mit Bayern.

Die politische Wirklichkeit wurde nachhaltig durch monarchische und rechtsradikale Kräfte bestimmt. Sie hatten ihre Basis in konservativen Bestrebungen bürgerlicher Kreise, die verstärkt wurden durch eine strikt antikommunistische und antisemitische Propaganda. Hinzu kamen partikularistische Tendenzen, die sich gegen das Reich richteten.

Diese politische Konstellation führte in der Anfangsphase der Weimarer Republik zu zwei schweren Konflikten: dem Kapp-Putsch am 13. März 1920 und dem Hitler-Putsch am 8. November 1923.