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Das Königreich Bayern
(1806-1918)


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bayern im Deutschen Reich
Bayern behielt im neuen deutschen Reich nicht nur seine Kultur- und Steuerhoheit, sondern auch eine Reihe von "Reservatrechten". Dennoch konnte an der Vormachtstellung Preußens im Kaiserreich kein Zweifel bestehen. Der Einfluß Bismarcks auf die bayerische Politik war deshalb besonders groß, weil König Ludwig II. politisch nahezu völlig ausfiel und die Macht sich auf liberale Minister und eine überwiegend preußenfreundliche hohe Bürokratie verlagerte.

Trotz des Kampfes gegen die Kirche, des sogenannten Kulturkampfes, blieb die katholisch-klerikale Patriotenpartei führende Kraft im Landtag. Das Sozialistengesetz von 1878 konnte auch in Bayern den Aufstieg der Sozialdemokraten nicht verhindern: 1887 eroberten sie in Nürnberg den ersten bayerischen Wahlkreis für den Reichstag, 1893 zogen sie erstmals, und zwar bereits mit zwölf Abgeordneten, in den bayerischen Landtag ein. Gleichzeitig wuchs die Macht der organisierten Verbände, etwa der Gewerkschaften, des Bayerischen Bauernbundes und der christlichen Bauern- und Arbeitervereine.

Prinzregent Luitpold (1886-1912) erwarb sich als volkstümlicher Landesvater solches Ansehen, daß er bis heute als der Repräsentant der "guten alten Zeit" in Bayern gilt. Dennoch sind vor allem politische Stagnation und Immobilität der politischen Führungsschichten kennzeichnend für diese Epoche.

Durch ein Wahlbündnis zwischen Bayerischem Zentrum, wie sich die Patriotenpartei seit 1887 nannte, und SPD wurde 1906 endlich das bayerische Wahlrecht liberalisiert und damit an das des Reichstages angepaßt.

1912 starb der Prinzregent. Sein ältester Sohn folgte ihm zunächst in der Regentschaft, ließ sich aber schon im Folgejahr durch eine Verfassungsänderung zum König erklären. Dieser Vorgang war dem Ansehen der Monarchie abträglich und verstärkte den Prozeß einer fortschreitenden Autoritätskrise. Im 1. Weltkrieg stieß zudem die militante und preußenfreundliche Haltung Ludwigs III. (1912-1918) auf Widerspruch, vor allem als die Kriegslage immer schlechter wurde. Die Feindseligkeit gegen Preußen und das Reich, die man als militaristisch und ausbeuterisch geißelte, richtete sich zugleich gegen die Staatsform der Monarchie.

Ein SPD-Antrag vom September 1917, der die längst fällige Parlamentarisierung Bayerns forderte, wurde abgelehnt. Erst am 2. November 1918 kam es zu einem entsprechenden Abkommen zwischen Regierung und Landtagsparteien. Am 7. November wurde die neue Ministerliste veröffentlicht. Am 6. November hatte die 2. Kammer zugestimmt, am 8. November sollte die 1. Kammer den Gesetzesentwurf billigen.

Revolution in München und Ende der Bayerischen Monarchie
Die Ereignisse vom 7. November jedoch überrollten alle Pläne der amtierenden Regierung. Nach einer Wahlkundgebung auf der Münchner Theresienwiese stürzte Kurt Eisner, der Führer der USPD, in einer spontanen Aktion die Monarchie in Bayern. Der Widerstand war nicht nennenswert; zu tief und zu weit hatte die lange schwelende Autoritätskrise bereits gegriffen. Am Morgen des 8. November 1918 konnten die überraschten Bürger Münchens auf Plakaten lesen: "Bayern ist fortan ein Freistaat".

(Manfred Treml)