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Bayern im Zeitalter von Reformation und Gegenreformation
(16./17. Jahrhundert)

 

 

Schwächung der Landstände
Die bayerischen Landstände übertrugen dem 16 Mitglieder umfassenden Landtagsausschuß 1577 die Steuerbewilligung auf zwölf Jahre. Dadurch fiel die Notwendigkeit, die Stände regelmäßig einzuberufen, womit das Gleichgewicht zwischen Fürst und Ständen endete. Der seit 1579 regierende Herzog Wilhelm V. (1579-1598) brachte das Land an den Rand des Staatsbankrotts und dankte 1598 zugunsten seines finanz- und verwaltungspolitisch hochbegabten Sohnes Maximilian I. (1598-1651) ab.

Neuordnung der Verwaltung
Diesem gelang es, den Einfluß der Landschaft schrittweise völlig auszuschalten und eine von einer gut ausgebildeten, zuverlässigen und zielbewußt eingesetzten Beamtenschaft durchgeführte umfassende Neuordnung des Finanzwesens und der Staatsverwaltung zu erreichen. Er erließ das "Landrecht" für Ober- und Niederbayern und schuf mit seinem Söldnerheer die Grundlage für eine Politik im großen Maßstab. 1607 übernahm er die Reichsexekution gegen Donauwörth und unterstellte die Stadt der bayerischen Verwaltung. In dem 1609 gegen die protestantische "Union" von 1608 gegründeten katholischen Bündnis der "Liga" nahm er die führende Stellung des Bundesobristen ein.

30-jähriger Krieg
In dieser starken Position schloß Maximilian 1616 den Münchner Vertrag, der Kaiser Ferdinand II. volle Militärhilfe Bayerns gegen die böhmischen Stände und den von ihnen gewählten König, den Pfälzer Kurfürsten Friedrich, zusicherte. Nach dem Sieg der Ligatruppen gegen Friedrich 1620 erfolgte zunächst die geheime, 1623 die öffentliche Verleihung der Kurwürde an Maximilian. Die besetzte Oberpfalz erhielt er 1628 als Kriegsentschädigung. Infolge des Eingreifens der europäischen Großmächte dauerte der Krieg im Deutschen Reich bis 1648, wobei Bayern besonders 1632/33 und 1648 von feindlichen Truppen besetzt und verwüstet wurde.

In Franken führten ständige Durchzüge zu schweren Schäden, ehe 1631/32 der Krieg auch hier tobte. Auch Ostschwaben hatte anfänglich unter Durchzügen, Quartierlasten und der Pest zu leiden, wurde von 1632 bis 1635 und von 1645 bis 1648 selbst zum Kriegsschauplatz, was aus einer der reichsten Landschaften im Reich eine der ärmsten machte und zum völligen Verlust der reichspolitischen Bedeutung dieser Region führte.

Die westfälischen Friedensschlüsse von Münster und Osnabrück 1648 brachten für Bayern den Erhalt der Kurwürde und territoriale Gewinne, die freilich mit den großen Verlusten an Menschen und Wirtschaftskraft teuer erkauft waren. Die Konfessionsverteilung in Deutschland wurde durch das im Westfälischen Frieden festgelegte Normaljahr 1624 auf den damaligen Besitzstand der Konfession festgeschrieben.

(Michael Henker)