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Reformation
Die Mißstände in der Kirche in Bayern waren nicht geringer
als in anderen Gebieten, doch verschlossen sich die bayerischen
Herzöge der Reformation und erließen mehrere Religionsmandate
(1522, 1524, 1531) gegen Luthers Lehre und deren Anhänger,
die es in den meisten Städten und teils auch auf dem Land gab.
Gleichzeitig wurde beschlossen, gemeinsam mit den Bischöfen
die begründeten Beschwerden gegen kirchliche Mißstände
zu bekämpfen.
In Franken breitete sich die Reformation
von Nürnberg her rasch aus und fand seit 1527 in Markgraf Georg
von Ansbach-Kulmbach einen starken Helfer. Viele Reichsstädte,
Grafen, Herren und die Reichsritterschaft der Region beriefen evangelische
Prediger und erließen Kirchenordnungen, was die Ablösung
der bischöflichen Jurisdiktion durch eine landesherrliche Kirchenverwaltung
bedeutete, deren Oberhaupt der jeweils regierende Landesfürst
war.
Auch im östlichen Schwaben
gewann die Reformation vor allem in den Städten frühzeitig
an Boden. Eine besondere Rolle spielte hier die Reichsstadt Augsburg.
Die Anhänger der neuen Lehre
in den Städten des Herzogtums Bayern, vor allem in München,
Landshut, Ingolstadt und Straubing, wurden zum Widerrufen gezwungen.
Doch führten einzelne Territorialherren, sehr zum Mißfallen
der bayerischen Herzöge, auch in altbayerischen Gebieten die
Lehren Luthers ein, so z.B. die Herzöge von Pfalz-Neuburg,
die Grafen von Haag und die Grafen von Ortenburg. Die Berechtigung
hierzu leiteten sie aus ihrer Stellung als unmittelbare Reichsstände,
die nur Kaiser und Reich Gehorsam schuldeten, ab.
An der katholischen Religion hielten
vor allem die geistlichen und die österreichischen Herrschaftsgebiete
fest. Im Schmalkaldischen Krieg 1546/47 setzte sich Kaiser Karl
V. gegen die protestantischen Stände durch. Der im Anschluß
an den Krieg von den noch militärisch gerüsteten Kriegsparteien
abgehaltene "Geharnischte Reichstag" 1547/48 brachte die
Wiedereinführung des katholischen Gottesdienstes, ehe der Fürstenaufstand
von 1552 das evangelische Kirchenwesen im allgemeinen wiederherstellte,
was durch den "Augsburger Religionsfrieden" 1555 bestätigt
wurde. Im "Zweiten Markgräfler Krieg" 1552/53 versuchte
Albrecht Alcibiades von Kulmbach vergeblich, ein von ihm beherrschtes
Herzogtum Franken zu schaffen.
Gegenreformation
und katholische Reform
Das 1545 einberufene Konzil von Trient führte keine schnelle
Lösung der Religionsfragen und keine erneute Einheit des Bekenntnisses
im Reich herbei. Auch in Bayern wurden die Reichung des Abendmahlkelchs
an Laien und die Priesterehe gefordert, und die adeligen Unterstützer
der Reformation äußerten sich öffentlich auf den
Landtagen. Doch Herzog Albrecht V. (1550-1579) ließ 1564 die
der Verschwörung verdächtigen Wortführer dieser Adelspartei
festnehmen. 1571 wurden die Lutheraner des Landes verwiesen, ein
Geistlicher Rat gegründet und ein Index verbotener Bücher
aufgestellt. Seit 1556 machten die Jesuiten die Universität
Ingolstadt neben Dillingen zu einem Mittelpunkt der katholischen
Reform in Deutschland.
Ein starkes Motiv für die kirchenpolitischen
Aktivitäten war das Familieninteresse: Albrecht versuchte,
seinen Sohn Ernst mit geistlichen Pfründen zu versehen. So
hatte dieser 1583 die fünf Bistümer Freising, Hildesheim,
Lüttich, Münster und Köln inne. Im selben Jahr schloß
der Herzog mit dem Papst ein Konkordat, das die Rechte von katholischer
Kirche und Staat in Bayern bis 1817 regelte.
In Franken gelang es dem Eichstätter
Bischof Martin von Schaumburg, der 1564 das erste Priesterseminar
in Deutschland errichtete, ohne Inanspruchnahme seiner weltlichen
Macht eine kraftvolle Restauration des Katholizismus durchzusetzen.
Wesentlich härter waren die gegenreformatorischen Maßnahmen
der Bischöfe Friedrich von Wirsberg (1558-1573) und Julius
Echter von Mespelbrunn (1573- 1617) in Würzburg. Doch kommt
Julius, freilich auch einem Initiator der Hexenverfolgungen, das
Verdienst zu, umfangreiche Verbesserungen auf sozial- und bildungspolitischem
Gebiet (Gründung der Universität und des Juliusspitals)
durchgesetzt zu haben.
Rigoros war auch das Vorgehen der
Bamberger Bischöfe Neithard von Thüngen (1591-1598) und
Gottfried von Aschhausen (1609-1622), des berüchtigten Hexenverfolgers,
der auch Bischof von Würzburg war. Beide dachten streng obrigkeitlich,
wenngleich sie sich um innerkirchliche Reformen bemühten.
In Schwaben begann Kardinal Otto
Truchseß von Waldburg als Fürstbischof von Augsburg mit
der Durchführung von Reformen, nachdem er 1563 die Universität
Dillingen unter die Leitung der Jesuiten gestellt hatte. Reformen
erfolgten auch im Fürststift Kempten und in den zum Bistum
Konstanz gehörenden Landkapiteln des westlichen Allgäus.
Im Fürstentum Pfalz-Neuburg ließ der zum Katholizismus
konvertierte Herzog Wolfgang Wilhelm ab 1615 mit Unterstützung
der Jesuiten die Gegenreformation durchführen.
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