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Jüngeres
Stammesherzogtum
Beim Niedergang des karolingischen Großreichs zeigten die
Stämme und Landschaften des Ostreichs eine ungebrochene Eigenständigkeit.
Verstärkt durch die Bedrohung von außen, stiegen Heerführer
zu herzoglichem Rang auf und begründeten das sogenannte jüngere
Stammesherzogtum. Der mit den Karolingern verwandte Markgraf Luitpold
von Kärnten stellte sich durch zwei Siege gegen die Ungarn
an die Spitze des bayerischen Adels; nach seinem Tod bei der Niederlage
von Preßburg 907 gegen die Ungarn konnte sein Sohn diese Führungsposition
erhalten.In Sachsen und in Schwaben wurden ebenfalls Adelige zu
Führern ihrer Stämme. In Franken dagegen bildete sich
nur kurzfristig ein Herzogsamt heraus, das mit dem Tod des Konradiners
Eberhard (939) wieder erlosch. Franken blieb Königsland mit
geistlichen Würdenträgern in führender Stellung.
Hier konnte sich der weltliche Adel an Bedeutung mit den Bischöfen,
vor allem mit dem Bischof von Würzburg, nicht messen.
Nach
dem Tod Ludwigs des Kindes (911), mit dem die ostfränkischen
Karolinger ausstarben, blieb die Einheit des ostfränkischen
(deutschen) Reiches gewahrt. Die Königswürde wurde von
Vertretern des fränkischen, sächsischen und bayerischen
Adels an den Franken Konrad verliehen. Nach dessen Tod fiel die
Königswürde an den sächsischen Herzog Heinrich (918
- 936), wogegen der bayerische Herzog Arnulf (907-937) eine Art
Sonderkönigtum anstrebte, das das Herzogtum Bayern und vielleicht
einen Teil des fränkischen Territoriums umfaßt haben
dürfte. Arnulf setzte sich zwar gegen den sächsischen
König nicht durch, erreichte aber immerhin weitgehende Unabhängigkeit
von ihm, so daß er eine eigenständige Kirchen- und Außenpolitik
verfolgen konnte.
Konflikte mit den ächsischen
Königen
Der das 10. Jahrhundert in Bayern bestimmende
Konflikt zwischen den Nachfahren des Markgrafen Luitpold und den
sächsischen Königen nahm hier seinen Ausgang. Otto I.
(936-973) tolerierte im Gegensatz zu seinem Vater Heinrich I. die
unabhängige Stellung des Bayernherzogs nicht. Nach dem Tod
Arnulfs schritt er gegen dessen Nachfolger Eberhard ein, vertrieb
ihn und setzte an dessen Stelle seinen eigenen Bruder Heinrich,
den er mit Judith, der Tochter Arnulfs, vermählte. Die familiäre
Anbindung des bayerischen Herzogtums an das sächsische Königshaus
verhinderte aber nicht, daß sich im letzten Drittel des 10.
Jahrhunderts der bayerische Herzog an allen Aufständen im Reich
beteiligte. Der Sohn Heinrichs, Heinrich der Zänker, wie ihn
die moderne Geschichtsschreibung bezeichnet, bereitete den Sachsen
erhebliche Schwierigkeiten. Die Auseinandersetzung mit Otto II.
sollte schließlich nach Heinrichs Niederlage zu einer Vekleinerung
des Herzogtums Bayern führen. Die Markgrafschaft Verona, die
Marken Istrien und Krain wurden von einem neuen, von Bayern abgetrennten
Herzogtum Kärnten geschlagen. Die territorialen Gewinne der
zweiten Welle bayerischer Ostsiedelung, die nach dem Sieg Ottos
I. gegen die Ungarn auf dem Lechfeld (955) begonnen hatte, waren
für das Herzogtum Bayern somit weitgehend verloren, da zudem
die Babenberger ab 976 in der Ostmark relativ unabhängig zu
herrschen begannen.
Erst 985 wurde Heinrich nach einem Ausgleich erneut mit dem bayerischen
Herzogtum belehnt und konnte nach dem Tod des Herzogs von Kärnten
noch einmal für wenige Jahre das gesamte Herzogtum vereinen.
Nach Heinrichs Tod folgte ihm sein Sohn, der spätere Kaiser
Heinrich II. (1002 -1024) nach.
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