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Christianisierung
und Kirche
Im 6. und 7. Jahrhundert war das Volk zum Teil noch heidnisch; dagegen
hing das agilolfingische Herzogshaus von Anfang an dem katholischen
Glauben an. Reste des spätantiken Christentums haben sich bei den
im Land gebliebenen Romanen erhalten. Seit dem Anfang des 7. Jahrhunderts
wirkten in Bayern irische, angelsächsische und reichsfränkische
Mönche und Missionsbischöfe. Bedeutsam für die Verbreitung und Institutionalisierung
der christlichen Lehre in Bayern wurden drei "Glaubensboten" um
die Wende vom 7. zum 8. Jahrhundert: die Bischöfe Emmeram in Regensburg,
Rupert in Salzburg und Korbinian in Freising. Eine feste Bistumsorganisation
erhielt Bayern aber erst unter Herzog Odilo im Jahr 739, als der
angelsächsische Missionsbischof Bonifatius im Auftrag Papst Gregors
III. in Regensburg, Freising, Passau und Salzburg Bischofssitze
errichtete. Den wichtigsten Beitrag zur Missionierung und kulturellen
Entwicklung des bayerischen Herzogtums leisteten jedoch die zahlreichen
Benediktinerklöster, die vorwiegend im 8. Jahrhundert von Herzog
und Adel gegründet wurden.
In Franken etablierte sich im 7.
Jahrhundert das thüringisch-mainfränkische Herzogtum der Hedene
mit den Zentren Würzburg und Erfurt. Die Herzöge waren bestrebt,
sich dem reichsfränkischen Einfluß zu entziehen und ihren Herrschaftsbereich
zu festigen und auszubauen.
Der irische Wanderbischof Kilian,
der in Würzburg gegen Ende des 7. Jahrhunderts den Märtyrertod erlitt,
traf am Herzogshof sicher keine heidnischen Verhältnisse mehr an.
Eine tiefgreifende Missionierung des fränkischen Raumes aber erfolgte
erst durch Bonifatius, der 719 erstmals nach Thüringen und Franken
kam.
Die Alamannen stellten sich nach
der Niederlage gegen den fränkischen König Chlodwig um 497 im ehemals
römischen Raetien unter den Schutz des Ostgotenkönigs Theoderich.
Um 536/37 geriet ihr Siedlungsgebiet in den Herrschaftsbereich der
fränkischen Merowinger. Sie setzten Herzöge in Alamannien ein, die
dem fränkischen Herrscher zur Heeresfolge verpflichtet waren. Im
ostschwäbischen Teil des alamannischen Herzogtums entwickelte sich
die alte römische Provinzhauptstadt Augsburg als Bischofssitz zum
herrschaftlichen Mittelpunkt dieser Region.
Eingliederung in das Karolingerreich
Der Aufstieg der karolingischen Hausmeier
seit dem Ende des 7. Jahrhunderts, die 751 die Merowinger auch formal
als Herrscher ablösten, führte zu einem Erstarken des Frankenreiches
und damit zu einer Beendigung der relativen Selbständigkeit der
süddeutschen Herzogtümer. Zuerst beseitigten die Karolinger nach
716 das Herzogtum der Hedene. Die Mainlande wurden als Königsprovinz
in den unmittelbaren fränkischen Herrschaftsbereich einbezogen.
Das 742 von Bonifatius mit Unterstützung des Hausmeiers Karlmann
gegründete Bistum Würzburg bildete das Zentrum einer das ganze Land
bis zum heutigen Oberfranken umfassenden kirchlichen Organisation
und die dominierende politische Kraft dieses Raumes. Auch Alamannien
geriet nach einer Periode relativer Selbständigkeit durch die expandierende
Politik der Hausmeier Pippin (+ 714) und Karl Martell (+741) wieder
zunehmend unter fränkische Oberhoheit. 744 wurde das Herzogtum beseitigt
und nach der grausamen Niederschlagung eines letzten Adelsaufstands
im "Blutbad von Cannstatt" 746 das alamannische Gebiet endgültig
dem Frankenreich einverleibt.
Als letztes erfolgte die Zerschlagung
des bayerischen Stammesherzogtums. Herzog Tassilo III. (748-788)
versuchte noch im Bündnis mit den Langobarden die Fortsetzung einer
eigenständigen Politik. Die Eroberung des Langobardenreichs durch
die Franken zog jedoch unvermeidlich auch den Sturz des Herzogs
nach sich. 788 ließ Karl der Große Tassilo in einem Gerichtsverfahren
wegen angeblicher Fahnenflucht zum Tode verurteilen und anschließend
zu lebenslanger Klosterhaft begnadigen. Bayern verlor seine Eigenständigkeit
als Stammesherzogtum und wurde unter einem reichsfränkischen Präfekten
in das Frankenreich eingegliedert.
Im 9. Jahrhundert, der Zeit der
Auflösung des Karolingerreichs, war Bayern zeitweise Unterkönigtum
Ludwigs des Deutschen (817/25-876). Nach der Anerkennung Ludwigs
als ostfränkischer König bildete Bayern mit Regensburg neben Frankfurt
das Zentrum der Macht. Eine besondere Aufwertung erfuhr Bayern unter
Kaiser Arnulf von Kärnten (887-899), dessen Herrschaftsbasis in
Bayern, Kärnten und den östlichen Marken lag. Er machte Regensburg
zu seiner alleinigen Residenz und ließ dort eine neue Pfalz erbauen.
(Friedrich Helmer)
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