

290
|
Kapitel 5
schlossenen Bunds gegen den Kaiser hatten
sich 1546 durch Zahlung von Kontributio-
nen unterworfen, Kurfürst Johann Fried-
rich von Sachsen geriet in der Schlacht bei
Mühlberg am 24. April 1547 in kaiserliche
Gefangenschaft, Landgraf Philipp von Hes-
sen ergab sich zwei Monate später. Auf die
Niederschlagung der übrigen norddeutschen
Reichsstände verzichtete Karl
V.
, womit er
gleichsam die in der „Aeneis“ des Vergil von
Anchises geforderte Nachsicht gegenüber
unterlegenen Gegnern unter Beweis stellte.
Die Inschrift auf dem Sockel der Säule rechts
neben Karl
V.
, auf welche die Spitze seines
Schwerts zeigt, preist den Kaiser deshalb
als: „D[ivo] Carolo Max[imo] Aug[usto] ob
Germ[aniam] Pacatam“ („Dem göttlichen
größten Kaiser Karl für die Befriedung
Deutschlands“).
An die Kriege gegen Frankreich und sei-
ne Verbündeten wird mit den acht Tondi, die
am linken Bildrand um Franz
I.
herum an-
geordnet sind, erinnert. In der Schlacht von
Pavia am 24. Februar 1525 hatte Karl
V.
den
französischen König vernichtend geschlagen
und gefangen genommen. Wieder in Freiheit,
bekämpfte Franz
I.
im Bund mit dem Papst,
dem Herzog von Mailand, mit Venedig und
Florenz erneut die habsburgische Hegemonie
in Europa. An den Sacco di Roma schließ-
lich erinnert die Inschrift des Tondos unter-
halb des Papstes: „Pont[ifice] Max[imo] in
pot[estatem] red[acto] Roma capta“ („Den
Papst unter Botmäßigkeit gebracht, Rom
eingenommen“). Weitere Militärschläge
Karls in Spanien, den Niederlanden, auf dem
Gebiet des heutigen Algerien und Tunesien
sowie in Mittel- und Südamerika sind im
Hintergrund dargestellt.
Das umfangreiche Programm des Gemäl-
des wurde nach 1593 von dem protestanti-
schen Staatsmann, Diplomaten und Historiker
Reichard Strein von Schwarzenau ersonnen.
In seinem Schloss Freidegg bei Ferschnitz be-
fand sich ein Zyklus von Habsburgerporträts,
den Georg Calaminus in der Versdichtung
„Rudolphis“ beschrieb, wobei er Karl
V.
mit
den Worten einführt: „Sed tua quis numeret
iam bella, hoc crete Philippo Carole“ („Doch
wer kann deine Kriegstaten zählen, o Sohn
jenes Philipps, Karl“) (V221–222).
D.G.
Lit.:
Großmann, Reichart Strein von Schwarzenau;
Hinterndorfer, Calaminus’ „Rudolphis“ und Reichard
Streins Freidegg; Ohara, Rudolf of Habsburg, S.111f.;
Schorn-Schütte, Karl
V.
; Schröder, Zyklus; Wolf, Karl
V.
Jerusalem“ („Freu dich, Jerusalem“) am 19.November 1544 das lang
ersehnte Konzil auf den Sonntag Laetare, den 15.März 1545, nach
Trient ein. Als Austragungsort eigentlich zu klein, besaß Trient den
Vorteil, sowohl für die deutschen Stände als auch für Paris und Rom
akzeptabel zu sein. Die Bulle nannte als Ziele des Konzils: Überwin-
dung der Glaubensspaltung, die Reform der Kirche und die Befreiung
der von den Türken unterdrückten christlichen Völker. Bei seiner
feierlichen Eröffnung am 13. Dezember 1545, dem Sonntag Gaudete,
rechnete keiner der wenigen Teilnehmer mit einem Erfolg des Kon-
zils. Obwohl es in den drei Tagungsperioden (1545–1547, 1551–1552,
1562–1563) nicht gelang, die Einheit der abendländischen Christenheit
wiederherzustellen, konnten die meisten durch die Reformatoren auf-
geworfenen dogmatischen Fragen geklärt und ein Reformprogramm
entwickelt werden. Ohne das Tridentinum wäre eine Erneuerung der
katholischen Kirche in den folgenden Jahrhunderten nicht möglich
gewesen.
N. S.
Lit.:
Jedin, Geschichte, bes. 1, S. 135–434; Schatz, Konzilien, S.165–214; O’Malley, Trent;
Ehses, Concilium Tridentinum 4, S. 385,21–388,15
Ein Herr –
ein Glaube?
5.44 K
arl
V.
Porträt aus dem Habsburgerzyklus, um 1593/94, Öl/Leinwand,
91,5
×
180,8 cm (R), Nordico Museum, Linz (11.009)
K
arl
V.
ist im Harnisch mit dem Kommandostab in der Rechten
als Kriegsherr dargestellt. Weltweit führte er während seiner
Regentschaft Kriege: Das Schwert hängt an seiner linken Hüfte,
sein linker Fuß ist auf den Globus gesetzt, womit der universale
Anspruch des Herrschers verkörpert wird. Zwei Säulen im Hinter-
grund veranschaulichen seine Devise „Plus ultra“ territorial in dem
Sinn, dass Karl
V.
über die Säulen des Herakles und dessen „Non
plus ultra“ – und damit über Europa – hinausgeht. Die Säulen sind
laut Inschrift „Victori orbis et urbis“, „dem Sieger über den ganzen
Weltkreis und die Stadt Rom“, gewidmet. Um den Kaiser sind in
Miniaturgröße die durch ihre Regenten beziehungsweise Personifi-
kationen gekennzeichneten besiegten Städte und Länder in Gruppen
bis zum Horizont aufgereiht.
Auf der Ehrenseite rechts von Karl
V.
sind die Vertreter des stän-
disch-protestantischen Widerstands im Reich platziert: zuvorderst
der Pfalzgraf bei Rhein, dahinter der Herzog von Braunschweig,
der Landgraf von Hessen, der Kurfürst von Sachsen, der Herzog
von Württemberg und der Herzog von Jülich-Cleve, dahinter die
18 städtischen Mitglieder des Schmalkaldischen Bunds, darunter
auch die Reichsstädte Magdeburg, Augsburg, Frankfurt am Main
und Nürnberg. Die Inschrift auf dem Steinblock vor dieser Grup-
pe lautet „parce subiectis et“ („Unterworfene schonen“). Sie findet
ihre Fortsetzung auf dem Steinblock vor den französischen Städten,
denen „debellar[e] superbos“ („die Hochmütigen niederschlagen“)
droht. Die oberdeutschen Mitglieder des 1531 in Schmalkalden ge-