"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation

Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna,
vom 26. April bis 10. August 1997

Heerlager Karls V. bei Lauingen
Bild Format Beschreibung Kat.Nr.
Heerlager JPEG, 606 x 340 pix, 64 KB Heerlager Karls V. bei Lauingen
Gemälde von Matthias Gerung
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Nach dem Scheitern des Augsburger Reichstags von 1530 schlossen sich die protestantischen Reichsstände zum Schmalkaldischen Bund zusammen, um sich im Falle eines Glaubenskrieges gemeinsam zu verteidigen; 1536 trat Augsburg bei. Kaiser Karl V. eröffnete die Feindseligkeiten 1546 und setzte sich im Verlauf der nächsten Monate militärisch fast in ganz Deutschland durch. Auch Augsburg mußte sich dem Kaiser unterwerfen: 1547 erklärte sich der katholisch gesonnene Anton Fugger (der Neffe des kinderlosen Jakob Fugger) bereit, die Leitung einer reichsstädtischen Delegation an den Kaiser zu übernehmen, und leistete vor Karl V. in Ulm den verlangten Fußfall.
Rasch hatten die Kaiserlichen auch das protestantische Fürstentum Pfalz-Neuburg erobert und dessen Landesherrn Ottheinrich ins Exil getrieben. Die großformatige und figurenreiche Darstellung des kaiserlichen Zeltlagers an der Donau von Matthias Gerung zeigt viele zeittypische Details in Landschaft, Personen, Trachten und Ausrüstung und lädt die Schüler zum "Entdecken" von Einzelheiten ein. Die Silhouette von Lauingen ist rechts im Hintergrund zu sehen. In der linken Bildhälfte ist das kaiserliche Zelt mit dem Doppeladler zwischen zwei Säulen zu erkennen, in dem der Bürgermeister von Lauingen dem Kaiser durch einen Kniefall huldigt. Die Hoffnung der Stadt, die Situation zur Erlangung der Reichsfreiheit nutzen zu können, erfüllte sich jedoch nicht.
Sich selbst hat der Künstler in der rechten Bildhälfte am Flußufer sitzend und zeichnend dargestellt. Der um 1500 in Nördlingen geborene und 1570 in Lauingen gestorbene Matthias Gerung ist mit seiner Person ein Beispiel für die sich rasch verändernden religiösen Ver hältnisse seiner Zeit: Während er früher antipäpstliche Flugschriften und eine evangelische Kirchenordnung illustrierte, wurde er nach dem Sieg Karls V. zu einem treuen Parteigänger des Kaisers und der katholischen Seite.

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