Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation

Jakob Fugger der Reiche (1459 - 1525)
Fugger
Jakob Fugger der Reiche (1459 - 1525
Albrecht Dürer (1471-1528), Werkstatt oder Nachfolge
Öl/Holz (1850 auf Leinwand übertragen, später auf eine Holztafel aufgezogen), 56,5 x 47,5
Bez. oben links: ANNO DO(MI)NI MDXX
Privatbesitz

Jakob II. Fugger, genannt der Reiche, war der siebte Sohn Jakobs I., des Begründers des Fuggerschen Handelshauses in Augsburg. Ursprünglich zum Geistlichen bestimmt, stand Jakob II. nach einer Ausbildung in Rom und Venedig ab 1485 der Innsbrucker Niederlassung des Familienunternehmens vor. Nach dem Tod seiner Brüder Ulrich und Georg (1506 und 1510) übernahm er die alleinige Leitung der Firma und gelangte vor allem durch Kupfer-, Silber- und Finanzgeschäfte zu einem sagenhaften Reichtum, der ihn auch einen erheblichen Einfluß auf die Reichspolitik gewinnen ließ. Jakob der Reiche wurde zur ebenso bewunderten wie verhaßten Symbolfigur für den Monopolkapitalismus der großen Handelsfirmen, der von Luther und anderen Reformatoren scharf angegriffen wurde ("Wie sollte das immer mögen göttlich und gerecht zugehen, daß ein mann in so kurzer Zeit so reich werde, daß er Könige und Kayser auskaufen möchteß"). Er stiftete die Fuggerkapelle in St. Anna als Grablege für sich und seine Brüder und ließ die bis heute bestehende "Fuggerei" als Wohnsiedlung für mittellose Augsburger Bürger bauen. Der Reformation stand er eindeutig ablehnend gegenüber.
Dürer hielt sich als Mitglied der Nürnberger Delegation von Juni bis September 1518 auf dem Reichstag in Augsburg auf. In dieser Zeit saßen ihm wichtige Persönlichkeiten Modell, unter ihnen wahrscheinlich auch Jakob Fugger. Es entstanden Zeichnungen mit Kohle auf Papier, nach denen spätere Ausarbeitungen in Dürers Werkstatt in Nürnberg folgen konnten. Das Bildnis, das auf die Zeichnung zurückgeht, weicht in der glatteren Malweise von den eigenhändig ausgeführten Dürerbildnissen ab. Es wurde u.a. Hans von Kulmbach, Barthel Beham sowie Christoph Amberger zugeschrieben, dürfte aber besser als "Dürer-Werkstatt oder -Nachfolge" zu bezeichnen sein. Die Details der Physiognomie stehen der gezeichneten Gesichtsstudie sehr nahe. Allenfalls wäre an eine zeitgenössische oder Atelierwiederholung unmittelbar nach der Fertigung einer verlorenen Originalversion Dürers zu denken. Diese muß es aber nicht gegeben haben. Die endgültige Klärung ist durch eine chemische Analyse der Grundierungen dieses und entsprechender Vergleichsbilder inner- und außerhalb der Dürer-Werkstatt möglich.
Das Bild stammt wohl ursprünglich aus Fuggerschem Besitz. Es könnte mit einem lebensgroßen Bildnis Jakob Fuggers identisch sein, das 1672 in der "guldenen Kammer" des Fuggerhauses am Weinmarkt hing. Das Bildnis vor dem Trompe-l'oeil-Hintergrund mit der gemaserten Holzfläche ist etwas aus der Mittelachse gerückt und wirkt ungleichmäßig im Format gekürzt. Weitere Anhaltspunkt für das ursprünglich etwas größere Format sind jedoch nicht vorhanden.
Das Gemälde gelangte an die Familie Toerring, am wahrscheinlichsten durch die Heirat der Katharina Fugger (1575-1607) mit Ladislaus von Toerring-Stein, die 1590 in Augsburg stattfand, oder der Anna Fugger (1582-1633), die 1602 Georg Konrad von Toerring heiratete. Beide Schwestern waren Großnichten des kinderlos verstorbenen Jakob Fugger. Eine spätere Verbindung ergab sich durch die 1725 geschlossene Ehe des Johann Franz von Toerring mit Maria Claudia (1704-1744), der Tochter des Grafen Eustach Maria Fugger auf Nordendorf.

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