"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation

Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna,
vom 26. April bis 10. August 1997

Jakob Fugger der Reiche (1459-1525) / Aufstellung der Wahlkosten von 1519
Bild Format Beschreibung Kat.Nr.
Fugger JPEG, 402 x 489 pix, 31 KB Jakob Fugger der Reiche (1459-1525)
Ölgemälde aus dem Umkreis Dürers
22b

Anlaß, mit den Schülern das spannungsreiche Verhältnis von Geld und Politik zu thematisieren, bieten die drei zeitgenössischen Porträtdarstellungen Jakob Fuggers des Reichen - das erste (Kat. 22 a) als Kohlezeichnung Albrecht Dürers, das zweite und das dritte (Kat. 22 b, c) als (motivlich davon abhängige) Ölgemälde bzw. als Temperamalerei aus dem Umkreis der Dürerwerkstatt. Noch heute steht der wohl bekannteste deutsche Kaufmann an der Wende vom Mittelalter zur Neuzeit im Kreuzfeuer der Meinungen. Die Stiftung der Fuggerei für verarmte Augsburger Bürger und die Einflußnahme Jakob Fuggers zugunsten des späteren Kaisers Karl V. durch die Vergabe großer Kredite im Vorfeld der Wahl von 1519 dürften wenigstens einem Teil der Schüler gegenwärtig sein. Weniger bekannt ist gewöhnlich, daß Jakob Fugger ursprünglich zum Geistlichen bestimmt war. und eine entsprechende Ausbildung erhielt. Als er nach dem Tod seiner Brüder Ulrich und Georg 1510 die alleinige Leitung der Firma übernahm, war diese bereits durch Groß- und Fernhandel, Finanzgeschäfte und Beteiligungen an Bergwerken zur bedeutendsten deutschen Handelsgesellschaft aufgestiegen. Von den Ausgaben, die zur Absicherung der Kaiserwahl 1519 erforderlich waren - insgesamt 852.000 Gulden - konnte Jakob Fugger allein 543.585 Gulden als Kredit zur Verfügung stellen (Kat. 23). Um welch ungeheure Summe es sich dabei handelte, kann durch den Hinweis illustriert werden, daß das Jahreseinkommen eines durchschnittlichen Handwerkers vielleicht bei 100 Gulden anzusetzen ist. Auch später blieben die Fugger dem Haus Habsburg durch immer neue Anleihen des Kaisers verbunden. Als Folge dieser Entwicklung mußten die Fugger in der zweiten Jahrhunderthälfte freilich durch nicht mehr einbringbare spanische Außenstände immense Verluste verkraften. Die gerade auch bei Schülern verbreitete Klischeevorstellung vom steinreichen Kaufmann, der Könige und Kaiser "kaufen" konnte, geht bereits auf die Reformationszeit zurück. Schon den Zeitgenossen war der Reichtum einer Familie suspekt, die sich nicht mehr in das herkömmliche gesellschaftliche Ordnungssystem einfügen ließ. Vehement wetterte insbesondere Martin Luther gegen die "verdammte Fuckerei" (1524). Jakob Fugger blieb zeitlebens ein entschiedener Parteigänger der alten Kirche und ein Gegner der Reformation, deren Aufnahme er in Augsburg freilich nicht verhindern konnte.

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