Anlaß, mit den Schülern
das spannungsreiche Verhältnis von Geld und Politik zu thematisieren,
bieten die drei zeitgenössischen Porträtdarstellungen Jakob Fuggers
des Reichen - das erste (Kat. 22 a) als Kohlezeichnung Albrecht Dürers,
das zweite und das dritte (Kat. 22 b, c) als (motivlich davon abhängige) Ölgemälde
bzw. als Temperamalerei aus dem Umkreis der Dürerwerkstatt. Noch heute
steht der wohl bekannteste deutsche Kaufmann an der Wende vom Mittelalter zur
Neuzeit im Kreuzfeuer der Meinungen. Die Stiftung der Fuggerei für verarmte
Augsburger Bürger und die Einflußnahme Jakob Fuggers zugunsten des
späteren Kaisers Karl V. durch die Vergabe großer Kredite im Vorfeld
der Wahl von 1519 dürften wenigstens einem Teil der Schüler gegenwärtig
sein. Weniger bekannt ist gewöhnlich, daß Jakob Fugger ursprünglich
zum Geistlichen bestimmt war. und eine entsprechende Ausbildung erhielt. Als er
nach dem Tod seiner Brüder Ulrich und Georg 1510 die alleinige Leitung der
Firma übernahm, war diese bereits durch Groß- und Fernhandel,
Finanzgeschäfte und Beteiligungen an Bergwerken zur bedeutendsten
deutschen Handelsgesellschaft aufgestiegen. Von den Ausgaben, die zur
Absicherung der Kaiserwahl 1519 erforderlich waren - insgesamt 852.000 Gulden -
konnte Jakob Fugger allein 543.585 Gulden als Kredit zur Verfügung stellen
(Kat. 23). Um welch ungeheure Summe es sich dabei handelte, kann durch den
Hinweis illustriert werden, daß das Jahreseinkommen eines
durchschnittlichen Handwerkers vielleicht bei 100 Gulden anzusetzen ist. Auch
später blieben die Fugger dem Haus Habsburg durch immer neue Anleihen des
Kaisers verbunden. Als Folge dieser Entwicklung mußten die Fugger in der
zweiten Jahrhunderthälfte freilich durch nicht mehr einbringbare spanische
Außenstände immense Verluste verkraften. Die gerade auch bei Schülern
verbreitete Klischeevorstellung vom steinreichen Kaufmann, der Könige und
Kaiser "kaufen" konnte, geht bereits auf die Reformationszeit zurück.
Schon den Zeitgenossen war der Reichtum einer Familie suspekt, die sich nicht
mehr in das herkömmliche gesellschaftliche Ordnungssystem einfügen
ließ. Vehement wetterte insbesondere Martin Luther gegen die "verdammte
Fuckerei" (1524). Jakob Fugger blieb zeitlebens ein entschiedener Parteigänger
der alten Kirche und ein Gegner der Reformation, deren Aufnahme er in Augsburg
freilich nicht verhindern konnte.
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