Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation |
St.-Peter-Ablaßhandel |
Die Darstellung einer Ablaßpredigt
übt scharfe Kritik an der "käuflichen Kirche".
Titelholzschnitt zu der anonymen Flugschrift "On Aplas von Rom kan man wol selig werden durch anzaigung der götlichen hailigen geschryfft", Augsburg: Melchior Ramminger 1520 Titelholzschnitt von Heinrich Vogtherr d. Ä. Holzschnitt, 20 x 15 Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek (4º Th. H. 1700,1) Anfang 16. Jahrhundert |
Die Kritik am Ablaßwesen
konzentrierte sich auf die Verwendung der Ablaßgelder als Einnahmequelle
geistlicher wie weltlicher Herrschaft. Auf einem zeitgenössischen
Holzschnitt (um 1520) ist die Szene einer Ablaßverkündigung
dargestellt: Zu sehen ist das im Kircheninnern aufgerichtete Kreuz (ohne Corpus,
aber mit Dornenkrone und Inschrift), ein mächtiger eisenbeschlagener Ablaßkasten,
in den ein Bürger gerade Geld einwirft, außerdem ein großer
Tisch, an dem eine männliche Person sitzt, welche die gesiegelten Ablaßbriefe
ausfüllt und an die Umstehenden verkauft, während von der Kanzel ein
Mönch die mit fünf Siegeln versehene päpstliche Ablaßbulle
mehreren Frauen vorliest. Zu beiden Seiten des zentralen Kreuzes hängt eine
Fahne, die linke mit dem allgemeinen Papstwappen, die rechte mit dem Wappen der
Medici auf Papst Leo X. verweisend.
Die Darstellung der Ablaßpredigt, begleitet vom gleichzeitigen Handel mit den Ablaßbriefen, die Ablaßkiste unmittelbar unter dem Kreuz, die Gegenüberstellung von Kanzelredner und Händler am geldbeladenen Kaufmannstisch sowie die Einbeziehung eines Bauern mit Dreschflegel betonen die gesellschaftskritische Aussage im Hinblick auf die "käufliche Kirche". Der Holzschnitt, von Heinrich Vogtherr d. Ä. entworfen und von Melchior Ramminger in Augsburg gedruckt, schmückt die Flugschrift eines unbekannten, lutherisch gesinnten Verfassers; ihr Titel: "On Aplas von Rom kan man wol selig werden" deutet die Wende an, die dem Ablaß in seiner bisherigen Form ein Ende bereitete. S. St. Lit.: Volz, Liturgie; AK Martin Luther und die Reformation, Nr. 200, S. 165. |