Die
spitzbogige Tafel besteht aus drei
Teilen. Goldfarbenes, auf
Halbs�ulchen ruhendes Maßwerk
bildet für jedes der drei Felder
nach oben hin den Abschluss. Im
rechten Teil der Tafel ist das
Martyrium der hl. Dorothea
dargestellt. Die hl. Dorothea wurde
während der Christenverfolgungen
unter dem römischen Kaiser
Diokletian zum Tod verurteilt. Auf
dem Weg zu ihrer Hinrichtung wurde
sie von dem kaiserlichen Beamten
Theophilus mit dem Zuruf verspottet,
sie solle ihm aus dem Paradies Rosen
schicken. Das Spruchband bei
Dorothea (� Ich � bit � dich
� herr � bring� � theophilo
� dem � schreiber �) sowie das
Jesuskind mit dem Blumenkorb und
seinem Spruchband (� dorothea �
ich � bring � dir � d. Ä.
beziehen sich auf die Legende.
Hinter der Heiligen kniet rechts
au�en im verkleinerten Ma�stab
die Stifterin des Gemäldes, die
Klosterfrau Dorothea Rehlinger, in
der Tracht der Dominikanerinnen. Die
Nonne scheint sich in gef�hrlicher
N�he zu dem Schwert des Henkers zu
befinden. Auf diese Weise soll wohl
ihre Bereitschaft zur Imitatio, zur
Nachfolge ihrer Namenspatronin,
dokumentiert werden.
Das Gemälde „Santa Maria Maggiore“
ist das früheste Werk aus dem
Zyklus der sechs Bilder mit
Darstellungen der sieben
Hauptkirchen Roms, der für den neu
erbauten Kapitelsaal des
Dominikanerinnenklosters St.
Katharina in Augsburg bestimmt war.
Die ursprünglich in den Zwickeln
abgebildeten Wappen der Eltern der
Stifterin, der Rehlinger und der
Schweickart, wurden wahrscheinlich
von Holbein selbst mit je drei
Engeln übermalt, um die Tafel in
ihrem Dekorationssystem den anderen
Gemälden des Zyklus anzupassen.
1816 gelangte die Tafel zusammen mit
den übrigen Basilikabildern aus
dem 1802 aufgehobenen Kloster in
bayerischen Staatsbesitz.
Literatur:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Staatsgalerie Augsburg.
St�dtische Kunstsammlungen, Bd. 1:
Altdeutsche Gemälde, bearb. von
Gisela Goldberg, Christian Altgraf
Salm und Gisela Scheffler, 3. Aufl.,
München 1988, S. 131-136.
Hans Holbein der Ältere und die
Kunst der Spätgotik, Augsburg 1965
(Ausstellungskatalog), S. 71-74,
Kat.-Nr. 28.
G�rtner, Magdalene:Die
Basilikabilder des
Katharinen-Klosters in Augsburg,
Augsburg 2002
Schawe, Martin: Rom in Augsburg. Die
Basilikabilder aus dem
Katharinenkloster, München 1999,
S. 24-27.
Person:
Dorothea Rehlinger, Nonne im Kloster
St. Katharina in Augsburg
Geburtsdatum und -ort unbekannt
Sterbedatum und -ort unbekannt
Tochter von Jakob Rehlinger zu
Heldenberg und Barbara Schweickart.
Dorothea Rehlinger hat 1522 mit acht
Nonnen ein Frauenkloster in
Hirschzell bei Kaufbeuren
gegründet, das aber aufgrund der
Unruhen der Reformationszeit bald
wieder aufgel�st wurde.
Hans Holbein d.Ä., der Vater von
Hans und Ambrosius Holbein,
gehörte zu den geschütztesten
Malern seiner Zeit und gilt neben
Hans Burgkmair d.Ä. als
führender Augsburger Künstler
der Spätgotik. Sein malerisches
Werk besteht aus Altargemälden,
selbstständigen Einzeltafeln mit
religiösen Themen und Porträts.
Innerhalb seines zeichnerischen
Œuvres kommt den mit Silberstift
gefertigten Bildnissen besondere
Bedeutung zu. Außerdem lieferte
Holbein Entwürfe für
Glasgemälde und
Goldschmiedearbeiten.