Auf
dem dreiteiligen, in einem Rahmen
zusammengefassten Spitzbogenbild
sind vierzehn Szenen aus der
neutestamentlichen und legend�ren
Geschichte des Apostel Paulus sowie
im oberen Schluss die
Dornenkr�nung Christi dargestellt.
Auf der linken Tafel wird im
Vordergrund die Taufe des Paulus
durch Ananias wiedergegeben. Hans
Holbein d.Ä. hat sich selbst in
dem rechts stehenden b�rtigen Mann
zusammen mit seinen beiden Sühnen
Ambrosius und Hans als Zuschauer bei
der Taufe verewigt. Holbein folgt
damit der sich im 15. Jahrhundert
zun�chst in Italien entwickelnden
Tradition der Einbeziehung des
Selbstbildnisses als Assistenzfigur
oder Zuschauer in religiöse
Szenen. Der Blick des in Wams und
Schaube gekleideten Malers ist auf
den Betrachter gerichtet. Seine
linke Hand weist in geradezu
prophetischer Weise auf seinen ihn
in der Zukunft an Ruhm weit
übertreffenden Sohn Hans, auf
dessen blondhaarigem Kopf die rechte
Hand Holbeins d.Ä. ruht. Der
Ältere Bruder Ambrosius umfasst in
einer br�derlichen Geste den
kleinen Hans. Die beiden Br�der
stecken in vorne zugekn�pften
R�cken. An ihren G�rteln sind
Tasche, Federnfutteral und
Tintenfass, die sie als Schüler
und des Lesens und Schreibens
Kundige kennzeichnen, befestigt. Die
ins Profil gewandte Frau links neben
dem Taufbecken, die zu einer
wulstartigen Haube ein aus gr�nem
überrock und Unterkleid
bestehendes Gewand tr�gt, soll
Holbeins Ehefrau sein.
Die „Basilica San Paolo fuori le
mura“ ist wohl die letzte der sechs
zwischen 1499 und 1504 gemalten
Basilikentafeln für den neu
erbauten Kapitelsaal des
Dominikanerinnenklosters St.
Katharina in Augsburg. Als einziges
Gemälde aus dem Zyklus ist es
nicht in seinem ursprünglichen
Zustand erhalten. Es fehlen die
Eckzwickel. Das im rechten Zwickel
untergebrachte Bildnis der Stifterin
der Tafel, der Priorin Veronika
Welser, hat sich erhalten
(Bayerische
Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr.
WAF 377) und kam 1816 zusammen mit
den Basilikentafeln in bayerischen
Staatsbesitz.
Literatur:
Bayerische Staatsgemäldesammlungen
(Hg.): Staatsgalerie Augsburg.
St�dtische Kunstsammlungen, Bd. 1:
Altdeutsche Gemälde, bearb. von
Gisela Goldberg, Christian Altgraf
Salm und Gisela Scheffler, 3. Aufl.,
München 1988, S. 151-157.
Bushart, Bruno: Hans Holbein der
Ältere, Augsburg 1987, S. 98.
Bushart, Bruno: Die Augsburger
Basilikentafeln. Festvortrag zur
Einweihung des Kapitelsaales, in:
Holbein-Gymnasium Augsburg,
Jahresbericht Schuljahr 1987/88,
Augsburg 1988, S. 6-23, hier S.
17ff.
Hans Holbein der Ältere und die
Kunst der Spätgotik, Augsburg 1965
(Ausstellungskatalog), S. 84-87,
Kat.-Nr. 39.
Schawe, Martin: Rom in Augsburg. Die
Basilikabilder aus dem
Katharinenkloster, München 1999,
S. 70-73.
Person:
Hans
Holbein d.Ä. und seine Sühne
Ambrosius und Hans d.J.
* -
† -
Ambrosius Holbein, Maler und
Zeichner für den Holzschnitt
* wohl 1494 in Augsburg
† nach 1519/20 in Basel
Hans Holbein d.J., Maler und
Zeichner für den Holzschnitt und
das Kunstgewerbe
* 1497/98 in Augsburg
† zwischen 7.10. und 29.11.1543 in
London, Grabstätte: Friedhof von
St. Andrews, London
Seit 1520 verheiratet mit Elisabeth
(Binzenstock?) aus Ehrenstetten,
Witwe des Gerbers Ulrich Schmid.
Hans Holbein d.Ä., der Vater von
Hans und Ambrosius Holbein,
gehörte zu den geschütztesten
Malern seiner Zeit und gilt neben
Hans Burgkmair d.Ä. als
führender Augsburger Künstler
der Spätgotik. Sein malerisches
Werk besteht aus Altargemälden,
selbstständigen Einzeltafeln mit
religiösen Themen und Porträts.
Innerhalb seines zeichnerischen
Œuvres kommt den mit Silberstift
gefertigten Bildnissen besondere
Bedeutung zu. Außerdem lieferte
Holbein Entwürfe für
Glasgemälde und
Goldschmiedearbeiten.