Am
Sockel der Wand links unten die
Inschrift: MDXLVIII (1548)
Das Ganzfigurenportr�t zeigt den
hochbetagten Wilhelm I. d.Ä. von
Waldburg-Trauchburg, Vater des seit
1544 den Kardinalshut tragenden
Augsburger Bischofs Otto Truchsess
von Waldburg, auf einem einfachen
Sessel sitzend in einem Eckraum. Von
der pelzverbr�mten schwarzen
Schaube zeichnen sich der hell
beleuchtete Kopf und die Hände auf
den Sessellehnen ab, die
zus�tzlich durch den wei�en
Hemdkragen bzw. die wei�en
Ärmelr�nder hervorgehoben
werden. Um seinen Hals liegt eine
zweifach geschlungene Gliederkette.
In seiner rechten Hand hÖlt der
Dargestellte einen Rosenkranz mit
roten Perlen. Hinter ihm steht links
in einer hölzernen
Schreinarchitektur die plastische
Gestalt einer Fides mit Kelch und
Hostie mit der Inschrift „Fides
christiana“. Rechts oben an der Wand
erscheint das allgemeine Wappen der
Waldburg mit den drei übereinander
laufenden L�wen.
Die streng katholische Gesinnung des
Dargestellten wird nicht nur durch
den Rosenkranz, sondern auch durch
die allegorische Gestalt der Fides
und die Inschrift deutlich. In der
von Wilhelm von Waldburg auf dem
Bildnis eingenommenen Haltung lehnt
sich Lambert Sustris an das im
selben Jahr von Tizian in Augsburg
gemalte Porträt des auf einem
Sessel sitzenden alternden Kaisers
Karl V. (Bayerische
Staatsgemäldesammlungen, Inv.-Nr.
632) an. Der von dem venezianischen
Maler neu geschaffene Typus eines
ReprÖsentationsbildes ist
offensichtlich für seinen sich
gleichfalls in Augsburg aufhaltenden
Werkstattgenossen Sustris nicht ohne
Eindruck geblieben.
Literatur:
Welt
im Umbruch. Augsburg zwischen
Renaissance und Barock, Bd. 2,
Augsburg 1980 (Ausstellungskatalog),
S. 133f., Kat.-Nr. 480.
Person:
Wilhelm Truchsess von
Waldburg-Trauchburg
* 1469
† 17.3.1557 in Scheer
Sohn von Johann Truchsess von
Waldburg und Anna von Oettingen;
seit 1510 verheiratet mit Sibylla
von Sonnenberg.
Wilhelm von Waldburg-Trauchburg
hatte, nachdem Ulrich von
Württemberg vom Schwäbischen
Bund aus seinem Herzogtum vertrieben
worden war, von 1519 bis 1526 die
kaiserliche Statthalterschaft in
Württemberg inne.
Maler:
Lambert Sustris
* zwischen 1515 und 1520 in
Amsterdam
† nach 1591 wohl in Venedig
Der vorwiegend in Venedig und Padua
tätige niederländische Maler
Lambert Sustris malte vor allem
Landschaften, die in ihrer
Verbindung aus niederländischen
und italienischen Elementen auf die
Ideallandschaften des 17.
Jahrhunderts vorausweisen. Während
seiner Aufenthalte in Augsburg in
den Jahren 1548, 1550/51 und 1552
porträtierte er Mitglieder des
schwäbischen Adels.