Das Wappen links an der Wand mit dem
auf dem Helmbusch stehenden
schwarzen Distelfink, der im roten
Wappenfeld wiederkehrt, ist das der
Nürnberger Patrizierfamilie
Hirschvogel. Dargestellt ist der
Nürnberger Handelsherr Lienhard
Hirschvogel im Alter von 38 Jahren.
Im Gegensatz zu dem überwiegend
von ihm bevorzugten Typus des
Kniest�cks verwendet Georg Pencz
bei diesem Bildnis die Form des
Brustst�cks. Der Dargestellte,
dessen Figur sich in die Breite
entfaltet, wird leicht nach rechts
gewendet in einer innenr�umlichen
Umgebung gezeigt. Das Gemälde mit
seiner kahlen, nischenartig flachen
Wandzone weist die für die
Pencz’schen Bildnisse aus den Jahren
nach 1545 �fters zu beobachtende
Vereinfachung des
Architekturhintergrundes auf.
Bekleidet ist Hirschvogel mit einem
schwarzen Rock mit angesetzten roten
Ärmeln, einem schwarzen Goller,
einem reich gefÖltelten wei�en
Hemd mit R�schenabschluss und
einem schwarzen Barett. Zwar sind
beide Arme sichtbar, doch nur bei
dem leicht angewinkelten, zur Brust
geführten linken Arm ist die Hand,
auf deren Zeigefinger der Wappenring
sitzt, zu sehen. Die rechte Hand
steckt unter dem Rock. Da die
Unvollständigkeit der Arme für
Pencz ungew�hnlich w�re, wurde
vermutet, dass das Bild am unteren
Rand beschnitten sei.
Seitlich rechts hinter dem
Porträtierten steht ein Weinglas
in einer Wandnische. Konkrete
Hinweise, dass mit dem Weinglas eine
symbolische Bedeutung verkn�pft
ist, fehlen. Pencz stellte auch auf
anderen Bildnissen �hnliche
Glasgef��e dar, für deren
effektvolle Wiedergabe er bekannt
war. Für Lienhard Hirschvogel
hatte der Künstler bereits 1534
das große Deckenbild des
Phaetonsturzes in dessen Gartenhaus
gemalt.
Literatur:
Gmelin, Hans Georg: Georg Pencz als
Maler, Diss. masch. Freiburg i. Br.
1961, S. 147, 156ff. und S. 300,
Kat.-Nr. 43
Person:
Lienhard Hirschvogel, Nürnberger
Kaufmann
* 21.6.1504 in Nürnberg
† zwischen Februar und Mai 1549 in
Augsburg
Sohn von Bernhard Hirschvogel und
Barbara, geborene Imhoff; heiratete
1535 Sabine Welser, die Tochter von
Anton Welser und Felicitas
Baumgartner.
Lienhard Hirschvogel, der mit seinem
Vetter Endres das
Familienunternehmen leitete,
verspielte durch gro�z�gigen
Grundstückserwerb, Bauprojekte
sowie die kostenspielige Trennung
von seiner Frau, Sabine Welser, sein
gesamtes Vermögen. Der
„Hirschvogel-Saal“ mit dem
DeckengemÖlde von Georg Pencz, den
Lienhard 1534 errichten ließ, ist
heute ein einzigartiges Beispiel
für die Renaissancezeit in
Nürnberg.
Maler:
Georg Pencz
* um 1500
† Oktober 1550 wohl in Breslau
Der aus der Dürer-Tradition
kommende Maler und Grafiker Georg
Pencz ist ein Vertreter des frühen
deutschen Manierismus. Seine
besondere künstlerische Leistung
liegt auf dem Gebiet der
Porträtmalerei. Kunstgeschichtlich
bedeutend ist auch das grafische
Werk von Pencz, der zu den
„Nürnberger Kleinmeistern“
gehört.