Start Bayern im 5. - 10. Jahrhundert Bayern im 10. - 12. Jahrhundert Bayern im 12. - 16. Jahrhundert Bayern im 16./17. Jahrhundert Bayern im 17./18. Jahrhundert Bayern von 1806 - 1918 Bayern von 1918 - 1945 Bayern von 1945 - 1988 Zeittafel Literatur Glossar Impressum

 

 

 

Bayern nach dem II. Weltkrieg

 

Parteien
In der bayerischen Innenpolitik gab es in den 1950er Jahren erhebliche parteipolitische Turbulenzen. 1948 hatte die amerikanische Militärregierung die Bayernpartei landesweit zugelassen. Damit begann ein jahrelanger Bruderkampf zwischen dem altbayerischen Flügel der CSU und der Bayernpartei, die beide auf dem Boden derselben Tradition standen. Die Bayernpartei artikulierte sich allerdings radikaler und emotionaler, gemäß ihrem Motto: "Bayern den Bayern!", im Sinne einer möglichst geringen Abhängigkeit Bayerns von deutschen Zentralinstanzen und einer Abwehr gegen die befürchtete Überfremdung durch die Flüchtlinge. Gleichzeitig ging die Auseinandersetzung zwischen den beiden Flügeln der CSU auch nach dem Rücktritt Müllers als Parteivorsitzender und der Wahl Ehards zu seinem Nachfolger (1949) weiter.

Regierungen seit 1950
Die Landtagswahlen von 1950 brachten der CSU und der SPD etwa gleichviel Stimmen (27,4% bzw. 28%), der Bayernpartei 18%. Entgegen dem Wunsch des rechten CSU-Flügels nach einer Koalition mit der Bayernpartei setzte Ehard eine Koalition mit der SPD und einer reinen Flüchtlingspartei, dem BHE (Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten), durch. Die nächsten Wahlen 1954 bescherten der CSU einen Stimmenzuwachs auf 38%, zum Teil auf Kosten der Bayernpartei. Diese verband sich aber mit der SPD, der FDP und dem BHE zur sog. Viererkoalition unter Ministerpräsident Hoegner (1954-1957). Die Viererkoalition brach wegen ihres Mangels an Homogenität auseinander. Dennoch gelang es der Bayernpartei nicht, nun ein Regierungsbündnis mit der CSU zu schließen. Vielmehr entstand eine Regierungskoalition zwischen CSU, FDP und BHE unter Ministerpräsident Hanns Seidel (1957-1960). Nach dessen Rücktritt aus gesundheitlichen Gründen folgte ihm vorübergehend Ehard bis zu den Wahlen von 1962, seit denen die CSU im Landtag über die absolute Mehrheit der Sitze verfügt. Ehards Nachfolger Alfons Goppel (1961-1978) und Franz Josef Strauß (1978-1988) konnten reine CSU-Kabinette bilden.

Schwerpunkte bayerischer Politik
Inhaltlich bleibt die bayerische Politik von drei Schwerpunkten bestimmt: der Förderung von Wirtschaftswachstum, der Pflege der Kulturstaatlichkeit und der Wahrung der föderalistischen Ordnung der Bundesrepublik. Der eigene politische Gestaltungsspielraum der Länder wird durch Vereinheitlichungstendenzen auf bundesdeutscher und europäischer Ebene bedroht. In der Bundesrepublik erwies sich der Bundesrat als geeignete Instanz zur koordinierten Vertretung der Länderinteressen. Zugleich ist es Sache der Länder, ihrerseits für eine solide finanzielle Grundlage zu sorgen, damit sie ihren verbliebenen Gestaltungsspielraum nutzen können. Im Zuge der europäischen Integration haben die Organe der Europäischen Gemeinschaft in Brüssel immer mehr Kompetenzen erhalten. Daher hat der Bundesrat auf Drängen Bayerns ein Mitspracherecht der Länder in der Europapolitik der Bundesregierung durchgesetzt, sofern die Bundesregierung mit der Europäischen Gemeinschaft über Fragen verhandelt, die nach dem Grundgesetz zu den Zuständigkeiten der Länder gehören. Bayern hat ferner in Brüssel ein eigenes Informations- und Kontaktbüro eingerichtet. Bayern begrüßt die europäische Einigung, sucht aber die gewachsene Vielfalt der europäischen Regionen zu erhalten.

(Konrad von Zwehl)