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Das
Gebiet des heutigen Freistaats teilen sich drei Volksstämme:
die namengebenden Bayern oder Baiern, die Franken und die Schwaben.
Bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts entwickelten sich die drei benachbarten
Stämme weitgehend eigenständig, wenn sich auch stammesübergreifende
Einheiten - z.B. in der Kirchenorganisation - herausbildeten. Schon
die Stammesbildung nahm bei Bayern, Franken und Schwaben einen unterschiedlichen
Verlauf.
Herkunft
der Stämme Bayerns
Die Herkunft der Bayern bzw. Bajuwaren ist in der Forschung
noch immer umstritten. Nach heutigem Verständnis geht man nicht
von der Einwanderung eines geschlossenen Stammesverbandes aus, sondern
nimmt eine Stammesneubildung im Raum südlich der Donau an, die sich
nach dem Zusammenbruch der Römerherrschaft in der 2. Hälfte des
5. Jahrhunderts bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts vollzog. Der Stammesname
"Bajuwaren", der meist mit "Männer aus Baia" übersetzt wird, läßt
als namengebenden Kern des Stammes Germanen aus Böhmen (Boiohaemum)
vermuten, die sich seit dem späten 4. und während des 5. Jahrhunderts
an der römischen Donaugrenze niederließen und von dort in das Alpenvorland
eindrangen. Neben weiteren germanischen Volksgruppen unterschiedlicher
Herkunft ging auch die im Land verbliebene romanische Bevölkerung
im neugebildeten bayerischen Stamm auf.
Das Gebiet der heutigen drei fränkischen Regierungsbezirke verdankt
seinen Namen dem germanischen Stammesverband der Franken, der sich
im 3. Jahrhundert n. Chr. im mittel- und niederrheinischen Raum
an der Grenze zum Römischen Reich bildete und seit der 2. Hälfte
des 5. Jahrhunderts unter den Merowingerkönigen zur beherrschenden
Großmacht West- und Mitteleuropas aufstieg. Die Region um die Mainachse,
die seit ca. 500 zum großen Teil im Machtbereich des Thüringerreiches
lag, geriet nach der Niederlage der Thüringer gegen die Franken
531 zunehmend unter den Einfluß des expandierenden Frankenreiches.
So wurden die Mainlande zwischen dem 6. und 8. Jahrhundert allmählich
zu einem Kernraum des Frankenreichs, und der Name "Franken" bezog
sich seit dem 9. Jahrhundert nicht mehr nur auf das Gesamtreich
bzw. den ostfränkischen Reichsteil, sondern immer mehr auch auf
das Gebiet nördlich und südlich des Mains, an dem der Name schließlich
haften blieb.
Bayerisch-Schwaben oder Ostschwaben gehört zum sehr viel größeren
alamannischen Siedlungsgebiet und bildete erst seit der Eingliederung
in das Königreich Bayern eine Verwaltungseinheit. Die Alamannen
oder Alemannen (vielleicht aus "alle Mannen") entwickelten sich
aus verschiedenen Völkerschaften, vor allem elbgermanischen Sueben
(Schwaben), Ende des 2. Jahrhunderts n.Chr. im Südwesten Deutschlands
an der Grenze des Römischen Reiches zum großen Stammesverband. In
den Alamannenstürmen des 3. Jahrhunderts durchbrachen sie die römische
Grenzbefestigung (Limes) und drangen bis zu den Alpen vor. Die neue
römische Grenzlinie Rhein-Bodensee-Iller-Donau hielt noch über ein
Jahrhundert, ehe auch der ostschwäbische Raum zwischen Iller und
Lech von den Alamannen besiedelt wurde.
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