Bayerische Landesausstellung 2015
Am 11. Juli schrieb ich aus Olszany in Russisch-Polen an
meine Frau: »Ich fange an, den Muth sinken zu lassen, zwei volle
Monate auf dem Marsche und für was? und durch welche Länder? Es macht
mir Herzweh, daß ich die mir von Gott geschenkte Zeit so elend
vergeuden muß. Krieg! das ist ein entsetzliches Wort! da gilt keine
Rücksicht auf das Wohl oder Verderben ganzer Nationen, und wehe dem,
welcher sich mit dieser Furie bekannt macht und noch ein Herz hat, das
für die Menschen schlägt. Was ich seit vierzehn Tagen für Elend
gesehen, ist unbeschreiblich: die meisten Häuser stehen leer und sind
ohne Dach. Man hat in den Gegenden, welche wir durchzogen, meistens
Strohdächer, und dieses alte Stroh diente den Pferden zur Nahrung. Die
Wohnungen sind ruinirt oder ausgeplündert, die Bewohner entflohen oder
so arm, daß sie sich kaum vor dem Hungertode retten können; viel mehr
lassen ihnen die Soldaten nicht. Alle Straßen liegen voll todter
Pferde, welche bei der jetzt eingetretenen Hitze weithin einen
fürchterlichen Geruch verbreiten, und das Fallen der Pferde wird noch
immer ärger … Diesmal sind wir sehr gut in einem großen Edelhofe bei
einem reichen Gutsbesitzer einquartiert …
Albrecht Adam: Aus dem Leben eines Schlachtenmalers, Stuttgart
1886
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Bayerisches
Armeemuseum Ingolstadt