Abteilung II |
Die Handelsgesellschaft der Welser-Vöhlin |
Überleitung, z.B.: |
Blütezeit der Reichsstädte um 1500,
Handel stark angewachsen (Nachfrage, Konsum), viel Geld bei reichen Kaufleuten
angesammelt und viel Kapital nötig bei weiterer Expansion der Handelstätigkeit
»Bildung von Handelsgesellschaften, z.B. Welser-Vöhlin, die weltweit
tätig werden |
Leitobjekte |
große Schiffsnachbildung, darin kleines Schiffsmodell (36a
-
JPEG, 459x423, 32.6 KB-); Berichte von Expeditionen ( 33-35) |
daran zu zeigen: |
Händler aus Städten - auch
Oberschwabens - gehen auf die Weltmeere, fahren nach Übersee (Reisen der
Welser-Vöhlin nach Ostindien und Venezuela); brauchen Schiffe neuen Typs, möchten
mög lichst rasch und viel Gewinn machen (v.a. die Konquistadoren wollen
das schnelle Geld, d.h. das leicht gefundene Gold) »Ausplünderung,
Unterdrückung, Vernichtung der Urbevölkerung
|
Abteilung III |
Reformation und Bauernkrieg
|
Überleitung, z.B.: |
Anderer Aufbruch in neue Welten - diesmal
(signalisiert durch Lutherbild, 37) in eine neue Welt des Glaubens |
Leitobjekte |
Bildnis Christoph Schappelers (39
-
JPEG, 321x257, 19.5 KB-); Bauernkriegsszene (43a) |
daran zu zeigen: |
ganz knapp: Rolle Schappelers in MM
als Vorbereiter und Förderer der Reformation (Hintergrund u.a.: viel Geld
bei Oberschicht, Zu nahme der Unterschicht, Missstände im Klerus); erste
reform. Maßnahmen.Wunsch der Bauern nach Teilhabe, ihr Aufstand, ihre
Memminger "12 Artikel" (ca. 250 m vom Antonierhaus entfernt in der
Kramerzunft am Weinmarkt entstanden). Weiterer Fortgang der Reformation: Abriss
der Orgel 1528; Vertreibung der Mönche und Nonnen; Interim 1548 (vgl.
Monstranz, 47): wichtig wegen Vorbedingung für "katholisches Element"
in vielen ev. Reichsstädten; evtl. Bedeutung des Augsburger
Religionsfriedens (1555)
|
Abteilung IV |
Das Evangelische und seine verschiedenen
Ausdrucksformen |
Überleitung, z.B.: |
Ergebnis der Reformationsphase - das "Evangelische"
- in dieser Abt. zu sehen. Katholizismus aber weiterhin - auch in Memmingen -
existent, deshalb zunächst Objekte (48-50) mit kath. Bildprogramm (Hinweis
auf Rolle der Heiligen), und vor allem, um "das Evangelische" im
Kontrast besser zeigen zu können. |
Leitobjekte |
Nördlinger Altarbilder (53); Orgelflügel
als Deckenbild (76 -
JPEG, 507x238, 36.4 KB-) |
daran zu zeigen: |
(evtl.: protestantische Abkehr von
Werkgerechtigkeit, neue Erlösungsvorstellung - vgl. 'Rechtfertigungstafel',
52); Abendmahl in beiderlei Gestalt; zentrale Rolle der Verkündigung des
Evangeliums durch Predigt (Hinweis auf Kanzel mit Sanduhr, 66); Bedeutung von
Gesang/Musik im Gottesdienst »Rückkehr der Orgeln in die Kirchen. |
evtl. 'Schmankerl': |
Zunftschild der evang. Schmiede mit (kath.)
Heiligen (51)
|
Abteilung VI |
Treffpunkte öffentlichen
Lebens |
Überleitung, z.B.: |
Standort nun auf dem "Hauptplatz der
Reichsstadt"; von hier Einblick in verschiedene Bereiche und Schauplätze
des städtischen Lebens möglich. "Treffpunkte" wie
Wirtshaus, Theater, Almosenausgabe für die Armen sowie Markt und Geschäfte
(vgl. Verkauf von Kräutern, Gewürzen und Kopfbedeckungen im Eck) hier
zu erreichen.
|
Leitobjekte |
Tafel mit Darstellung des Wochenablaufs (85),
Schandmantel (94-
JPEG, 227x200, 9 KB-) |
daran zu zeigen: |
Stadtbewohner täglich mindestens
einmal zu Kirchgang aufgefordert, auch wegen dortiger Verkündung
obrigkeitlicher Verordnungen; solche Verordnungen, Regelungen und Kontrollen für
alle Lebensbereiche (Kurzhinweis auf 93, z.B. Münzordnung); "Regelungswut"
und Strafandrohungen auch für heute als privat geltende Dinge (Saufen,
Fluchen, "Unzucht"), vgl. Abbildungen auf Schandmantel (steht im
Inneren des Achtecks mit den Verordnungen und Verkündungen)
|
Abteilung VII |
Der persönliche Lebenszyklus
[zumindest in Sek. I-Klassen kann man die Aspekte Hochzeit, Alter, Krankheit,
Tod übergehen - oder evtl. besser: die Besichtigung der entsprechenden
Objekte freistellen]
|
Überleitung, z.B.: |
Ablauf des Lebens vor 200-300 Jahren im Prinzip
natürlich wie heute und immer schon (Geburt - Kindheit usw. - Tod); aber
doch in vieler Hinsicht große Unterschiede zwischen damals und heute
|
Leitobjekte |
Abb. Geburt (97), Gemälde "Fatschenkind"
(100-
JPEG, 372x288, 33 KB-), Darstellung der Kinder (101-
JPEG, 237x297, 24 KB-; 102 ) // [Hochzeitskästchen (110
-
JPEG, 478x261, 30.5 KB-), "Gallenstein" (113)] |
daran zu zeigen: |
Geburt als erste große
Schwierigkeit im Leben, Säuglingssterblichkeit, Wichtigkeit der
(Not-)Taufe; Behandlung der Säuglinge; frühes Arbeiten in Kindheit
(aber Spiel ebenso) [s.o.: Rest evtl. weglassen, nämlich: Heirat abhängig
von Geld (Einkommen) und Glaube (Konfession), Lebenserwartung stark von Schicht
(Geld) und Tätigkeit bedingt; Problem der Bewältigung von
Krankheiten; Tod und Totengedächtnis]
|
Abteilung VIII |
Gerichtswesen
|
Überleitung, z.B.: |
Schon Schandmantel (Abt. VI) und andere "Ehrenstrafen"
für unsere Begriffe unmenschlich; in dieser Abteilung Eindruck eines
grausamen Gerichts- und Strafsystems unvermeidlich. Ohne diesem Eindruck zu
widersprechen, kann, wenn es der Entwicklungsstand der Schülergruppe
erlaubt, auf die nach damaliger Auffassung bestehende Notwendigkeit eines Geständnisses
für die Verurteilung - deshalb Folter - und auf das Ziel des
Rechtssystems (Wiederherstellung der göttlichen Rechtsordnung durch
'Reinigung', d. h. 'Ausmerzung' der begangenen Tat bzw. des Täters mittels
entsprechender Strafen) hingewiesen werden. |
Leitobjekte |
Folterstuhl (121a -
JPEG, 227x287, 13 KB-), Fesseleisen (121d); Abbildungen aus Memminger
Urgichtbüchern (120 a, insbes. Nr. 2); Klappmesser als Tatwaffe (124
-
JPEG, 167x110, 5 KB-) |
daran zu zeigen: |
Funktion der Instrumente;
verschiedene Hinrichtungsarten und ihr Hintergrund (ehrenhaft - unehrenhaft
etc.); Fall des Juden Hell, der Memmingen "beleidigte", weil er,
obwohl schon getauft, sich nochmals taufen ließ; Fall des Mannes aus
reicher Familie, der sein Kind tötete und dafür wegen Wahnsinns -
anders, als es wohl einem Angehörigen der Unterschicht passiert wäre -
nicht belangt wurde. |
Besonderheit: |
Lehrkraft kann anbieten, dass jemand aus der
Gruppe die Nachbildung des Halseisens mit Schellen angelegt bekommt (an
Ausstellungspersonal wenden)
|
Abteilung IX |
Reichsstädtische Schulen |
Überleitung, z.B.: |
Schule damals vielleicht für viele wie heute
"eine Strafe", zumal die Lehrer hart straften: Es sind Fälle von
Körperverletzungen, sogar mit Todesfolge, bekannt (ohne Konsequenzen für
Lehrer, obwohl "unangemessene" Prügel verboten). |
Leitobjekte |
Bildnis des Crusius (128 -
JPEG, 250x342, 21 KB-); J. Suppius als Schulmeister (133
-
JPEG, 367x475, 62 KB-); Katechismustafel (135); Schreibvorlage (138c)
|
daran zu zeigen: |
Zwei Schularten: Lateinschule (siehe Crusius) und
deutsche Schulen für Mädchen und Jungen (vgl. Suppius, mit Hinweisen
auf Räumlichkeit, Unterrichtssituation, Rute); Wichtigkeit der religiösen
Unterweisung, dabei Verbindung mit Kinderlehre der Kirche; mechanisches Üben
einfacher Fertigkeiten wie Lesen und Schreiben, dies stets an religiösen
Texten (Wissenserwerb durch ständiges Wiederholen, Auswendiglernen,
Eintrichtern, auch mit der Rute). / Schulwesen in Reichsstädten also -
trotz der "höheren" Lateinschule - nach unseren Maßstäben
primitiv, aber doch wichtiger Fortschritt in Sachen Bildung, zumal im Vergleich
mit den Verhältnissen auf dem Land. |
evtl. zusätzlich kurz erwähnen: |
Stundenplan (134) als weiterer Beleg für Übergewicht
der religiösen Erziehung; Kinderfest - bis heute nicht nur in Memmingen
bestehend - mit uralter Tradition (vgl. 140, 141)
|
Besonderheit: |
Pult, auf dem mit Federkiel Schreibübungen
in alter Manier vollführt werden können
|
Abteilung X |
Weltliche und geistliche Obrigkeit [Abteilung
für Schüler notfalls verzichtbar] |
Überleitung, z.B.: |
Stadtregierung nicht nur durch Verordnungen (vgl.
VI und andere Abteilungen) präsent, sondern in kleiner Reichsstadt den
meisten auch persönlich bekannt. Dazu gehörend: Geistliche Obrigkeit
(der weltlichen unterstellt).
|
Leitobjekte |
strickender Stadtsoldat (145
-
JPEG, 237x313, 20 KB KB-); Bürgermeister (149); Bildnis Schelhorn d.Ä.
(158); Pfarrersring (165) |
daran zu zeigen: |
Obrigkeit auch in sehr
untergeordnetem Rang vertreten, z.B. gleich bei Betreten der Stadt als
Wachsoldat (er strickt aus finanzieller Notwendigkeit!); aber entscheidend natürlich
die Stadtspitze: Bürgermeister und vor allem Geheimer Rat. Wesentlich:
Vormachtstellung der Reichen und Vornehmen (Patrizier); Behandlung der Bewohner
des Territoriums (vgl. 142, 143) und der einfachen Stadtbewohner als Untertanen.
Spitze der geistlichen Obrigkeit: Superintendent, vertreten hier durch J. G.
Schelhorn d.Ä. und d.J. Am Ende der Hierarchie: Landpfarrer vom Territorium
(vgl. 167). Stadtgeistliche wie die Schelhorns mit wichtiger Rolle im
Geistesleben ihrer Zeit (Gelehrte und Bibliothe kare); typisch auch für ev.
Pfarrer: Wichtigkeit der Familie, auch der Pfarrersfrau, Pfarrersdynastien ("Vererbung"
des Amts, vgl. Schelhorn, vgl. Pfarrersring) |
Besonderheit: |
1689: Taufe einer Türkin (kriegsgefangen!)
in Memmingen (vgl. 164)
|
Abteilung XI |
Katholiken in oberschwäbischen Reichsstädten
[Abteilung für Schüler notfalls verzichtbar - wenn kleine
katholische Minderheit schon in Abt. III/IV und/oder hier zumindest erwähnt
(Zusammenleben der Konfessionen allerdings spannende Thematik)] |
Überleitung, z.B.: |
Erneut Bildnis eines Geistlichen, aber
offensichtlich eines katholischen - wie das in ev. Reichsstadt? Hintergrund:
Reformationsphase |
Leitobjekt |
Porträt des Spitalmeisters P.
Sigismund Hochwanger (169 -
JPEG, 240x310, 21 KB-) |
daran zu zeigen: |
Tatsache, dass in fast allen ev.
Reichsstädten Oberschwabens mehr oder weniger große kath. Minderheit
vorhanden, meist als Klosterbewohner/innen (vgl. auch 170, 171) oder als Angehörige
der Stadthäuser auswärtiger Klöster (plus Bedienstete). Häufig
Konflikte mit Stadt, in MM z.B. wegen Flucht katholischer Verbrecher ins
Heilig- Geist-Kloster (und von dort aus der Stadt); aber auch Zusammenarbeit möglich
(vgl. Simultaneum in Unser Frauen, 172) |
Abteilung XIII/1-2 |
Armenfürsorge und Spitalwesen |
Überleitung, z.B.: |
Beginn bei Unterschicht (Tagelöhner, kleine
Handwerker, Mägde und Knechte, evtl. Witwen, Waisen, Krüppel); dabei
nahe liegend, auf Armenfürsorge und Spitalwesen einzugehen. |
Leitobjekt |
Almosenspendetafel und -truhe (189
-
JPEG, 242x418, 37 KB-; 190) neben "Durchreiche"
|
daran zu zeigen: |
Armenfürsorge seit Reformation
nicht mehr kirchlich-privat, sondern in städtischer Regie organisiert;
finanziell getragen von Spenden, Stiftungen und - ab und zu - Lotterien (Hinweis
auf 191b). Verteilung von Speisen, evtl. von Kleidung (vgl. Bittgesuche, 192b).
Unterschied Spital - heutiges Krankenhaus: Aufnahme ins Spital meist auf
Lebenszeit; nicht nur Arme und Kranke, sondern auch Wohlhabende gegen Übereignung
ihrer Habe (Hinweis auf 194).
|
Abteilung XIII/4 |
Mittelschicht: Handwerker, (kleinere) Krämer,
mittlere Stadtbeamte |
Überleitung, z.B.: |
Lehmfußboden führt hinüber in den
nächsten Raum »Übergänge zwischen Schichten fließend;
auch unter Handwerkern viele Arme |
Leitobjekt |
Schustertisch (199 -
JPEG, 227x308, 11 KB-) mit originalen Schuhen und Lederresten (200); Porträts
des Ehepaars Mürdel (204) |
daran zu zeigen: |
gerade unter Schustern oft sehr arme
Leute (Hinweis auf miserable Arbeitsbedingungen früherer Handwerker, z.B.
Arbeitsräume feucht und dunkel, Sitzhaltung u.ä., Schmutz *
Krankheiten); Metzger (wie Mürdels) oft besser gestellt - hier auf höheres
Alter der Frau im Ver gleich zum Ehemann verweisen und es durch dessen Einheirat
in Meisterbetrieb erklären |
evtl. zusätzlich kurz erwähnen: |
Unterschiede zwischen Zunfttafeln der kath.
(Umrandung durch Marienbild u.ä., buntere Kleidung, eher Streich- als
Blasinstrumente bei Musikkapelle) und der evang. Weber aus Kaufbeuren (201)
|
Abteilung XIII/5 |
Oberschicht: Berufswelt - Geld und "Aberglaube" |
Überleitung, z.B.: |
Erster Blick fällt auf großen Bücherschrank
(210) - wertvoll, teuer: typisch für Oberschicht. Hier Einblick in ihre
Berufs- oder besser Geschäftswelt (Anspielung auf Syberg-Affäre, s.u.)
möglich. |
Leitobjekt |
Handelstruhe (212); Gemälde Schelhornsche
Kattunfabrik (-
JPEG, 481x337, 43 KB-, dazu Baumwollkleid (214, 215); Planzeichnung eines
alchimistischen Kupferofens (216e -
JPEG, 233x392, 26 KB-)
|
daran zu zeigen: |
Bücherschrank gehörte
hochrangigem Akademiker (Ratskonsulent und Stadtrichter) aus Familie Wachter.
Berufliches Hauptfeld der Oberschicht jedoch: Handel, insbesondere Fernhandel,
v.a. nach Italien und Österreich, vgl. (213) von Herman (innerhalb weniger
Jahre Multimillionär). Neue Formen gewerblicher Produktion:
Manufakturwesen; Schelhornsche Baumwollmanufaktur (Veredelungsbetrieb) wurde
jahrzehntelang von Katharina Barbara Schelhorn, geb. Küner, erfolgreich geführt;
1798 Verlegung des Betriebs vor die Stadt (Abb.) Fall Syberg (216): Die
geldgierigen Patrizier-Familien fallen auf den Hochstapler reihenweise herein,
glauben sowohl an Goldherstellung als auch an 'Lotterie' mit Gewinngarantie.
|
Abteilung XIII/6 |
Häusliche Lebensverhältnisse der
Oberschicht |
Überleitung, z.B.: |
vor Gang in nächsten Raum: Patrizier wollen
und können ihr Selbstbewusstsein ("Wir sind zur Leitung der Stadt
berufen und überhaupt etwas Besseres") nach außen
dokumentieren: in Adelsbriefen und Wappen, in Gärten und Gartenhäusern,
in Landsitzen (218) außer halb der Stadt, durch den Lebensstandard. |
Leitobjekt |
Leitobjekte Kochbuch und Tafel mit Künersberger
Fayencen (219); Kleidung (zusammenfassend, 222-227); Hinweis auf Bildteppich
(228)
|
daran zu zeigen: |
Ernährung viel reichhaltiger und
differenzierter als in anderen Schichten; Bemühen um Tischsitten; Kleidung
standesgemäß vornehm und kostbar, mit entsprechender Ausschmückung
(Hinweis auf Reglementierung durch Kleiderordnungen - Stoffe anfassen lassen);
Bildteppich mit exotischen Tieren und Pflanzen: Reminiszenz des Ulmer Besitzers
an Weltreise (Reisen auch typisch für Wohlhabende); auch Kabinettsscheibe,
Wappenbücher etc. (231 - 235) Ausdruck des erwähnten patrizischen
Selbstverständnisses |