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Bayerische Landesausstellung 2014

In der Epoche Ludwigs des Bayern gehörte Regensburg zu den reichsten Städten nördlich der Alpen. Über 40 Mal hat sich der Kaiser hier aufgehalten. Heute noch kann man viele Zeugnisse jener Zeit in Regensburg bewundern. Unser Stadtrundgang, den Sie sich auch als Audiofile downloaden können, führt Sie in das Regensburg des 14. Jahrhunderts.

Recherchen: Irene Lautenschlager; Texte: Astrid Bösl; Fotografien: Astrid Bösl; Redaktion: Evamaria Brockhoff; Sprecher: Johannes Berg

Auch München war ein wichtiger Aufenthaltsort Kaiser Ludwigs. Eine von Studierenden des Historischen Seminars der LMU München erarbeitete App bietet einen Stadtrundgang durch München auf den Spuren Ludwigs des Bayern: www.kaiser-ludwig-in-muenchen.de





Minoritenkirche / Historisches Museum

Sie stehen jetzt vor dem Historischen Museum mit Blick auf die Minoritenkirche. Hier können Sie den Rundgang unterbrechen und die Landesausstellung besuchen. Hier erleben Sie den Aufstieg Ludwigs des Bayern, der wie ein Adler höher und höher stieg - und sich dabei mehr als einmal die Flügel verbrannte.
Aber zurück zur Minoritenkirche:
Minoriten heißt übersetzt: Minderbrüder. Was hat es damit auf sich? Mönchische Gemeinschaften gibt es seit frühchristlicher Zeit, Männer und Frauen, die sich ganz einem christlichen Lebensideal verschreiben. Im Lauf der Jahrhunderte hatten sich die Klöster zu mächtigen Institutionen entwickelt – einflussreich in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft. Eine Gegenbewegung entstand: die so genannten Bettelorden. Sie wollten ein Leben in völliger Armut und steter Wanderschaft führen - ganz nach dem Vorbild des heiligen Franz von Assisi, der den Franziskaerorden im Jahr 1209 zusammen mit 12 Gefährten gegründet hatte. Schon bald darauf, 1221 ließen sich Franziskaner in Regensburg nieder. Bei den Gläubigen erfreuten sich die neuen Orden großer Beliebtheit. Sie fanden mit ihren Predigten, die sie in deutscher Sprache hielten, wieder einen Draht zu den Menschen. Der Franziskaner Berthold von Regensburg, einer der berühmtesten Prediger seiner Zeit, soll bis zu 100.000 Zuhörer in seinen Bann gezogen haben – das ist zwar etwas übertrieben, aber es verrät viel über den Erfolg der Ordensbrüder. Und der schlug sich auch in großzügigen Spenden nieder, sodass man um das Jahr 1250 mit dem Bau der Kirche St. Salvator beginnen konnte, die in wenigen Jahrzehnten fertiggestellt wurde. Der Chor dagegen entstand erst in den Jahren 1330/40. Damit war er zu Zeiten Ludwigs des Bayern brandneu. Auch nach außen wollten die Minoriten zeigen, dass sie nichts für Prunk übrig haben. Darum sind Bettelordenskirchen sehr schlicht. Schmucklose Bauten, keine aufwändigen Gewölbe, „Predigtscheunen“ sagt der Volksmund. Denkt man an den Regensburger Dom, mit dessen Bau kurz nach der Minoritenkirche begonnen wurde, dann weiß man, was gemeint ist.
Minoritenkirche / Historisches Museum
Herzogshof / Alter Kornmark

Sie befinden sich jetzt auf dem Alten Kornmarkt.
Regensburg ist eine römische Gründung; im 5. Jahrhundert nach Christus gaben die Römer das Militärlager auf. Doch die mächtigen Mauern boten den Bewohnern weiterhin Schutz – auch den ersten bayerischen Herzögen. Ihr Herrschaftssitz, die sogenannte Pfalz, befand sich vermutlich hier auf dem Alten Kornmarkt. Und diese Stelle blieb über Jahrhunderte im Besitz der bayerischen Herzöge. Wenn Sie nach Westen in Richtung Dom blicken, sehen Sie sie linker Hand vor Ihnen den gelben Gebäudekomplex. Ende des 12. Jahrhunderts wurde diese Anlage zu einer bayerischen Herzogspfalz ausgebaut. Dann allerdings geschah etwas, das die Herzöge nicht vorausgesehen hatten: Regensburg wurde eine freie Reichstadt. Jetzt hatte nicht mehr der bayerische Herzog das Sagen, sondern die Stadt verwaltete sich selbst, sie war nur mehr dem Kaiser untertan. Trotzdem blieben viele herzogliche Rechte bestehen, auf die auch Ludwig der Bayer als Herzog pochte. Und auch das Gebäude der einstigen Pfalz blieb immer bayerisch. Freilich – bei seinen zahlreichen Aufenthalten in der Stadt war dem Kaiser dieses Gebäude zu gering. Wenn er in Regensburg war, stieg er bei Patrizierfamilien wie den Auer oder den Gumprecht ab – und ersparte sich damit auch, sein Gefolge auf eigene Kosten unterbringen und verpflegen zu müssen. Dafür kamen die Gastfamilien auf.
Herzogshof / Alter Kornmarkt
Ulrichskirche

Sie stehen jetzt vor der Dompfarrkirche St. Ulrich. Sie können den Rundgang an dieser Stelle unterbrechen und in der Landesausstellung vieles über das Leben in der Regensburg zur Regierungszeit Kaiser Ludwigs erfahren.
Die Ulrichskirche zeigt, wie man in Regensburg erstmals den neuen, aus Frankreich kommenden Baustil der „Gotik“ ausprobierte. Ursprünglich sollte es wohl eine neue Pfalzkapelle für die bayerischen Herzöge werden. Im Erdgeschoss wollte man Gericht halten, im Obergeschoss sollte der Hof beten. Aber als Regensburg 1245 freie Reichsstadt wurde, mussten die bayerischen Herzöge die Stadt verlassen. Nun baute man die Kirche fertig und nutzte sie als Dompfarrkirche für die Bürger der Stadt.
Ulrichskirche
Dom

Sie stehen jetzt vor dem Regensburger Dom. In Ihrem Rücken befindet sich ein Denkmal für den bayerischen König Ludwig I., der im 19. Jahrhundert die Domtürme fertigbauen ließ. Das Christentum war schon mit den Römern nach Regensburg gelangt. Im 8. Jahrhundert gründete der heilige Bonifatius das Bistum Regensburg. Seit dem 10. Jahrhundert ist eine Peterskirche im heutigen Dombereich nachweisbar.
Der Regensburger Dom geht auf das späte 13. Jahrhundert zurück. Es war die größte Baustelle der Stadt. Regensburg war auf dem Höhepunkt seiner Macht. Der romanische Dom erschien jetzt altmodisch, vor allem neben der Ulrichskirche, die der Herzog gerade im neuen gotischen Stil errichten ließ. Als es dann auch noch zu einem Brand im alten Dom kam, entschloss man sich im Jahr 1273 zu einem Neubau an der gleichen Stelle. Es war wohl ein Dombaumeister namens Ludwig, der den neuen Stil des Kathedralbaus aus Frankreich nach Regensburg brachte: die Hochgotik. Die Bauleute gingen in Regensburg an die Grenzen des technisch Machbaren, etwa beim 32 Meter hohen Hauptchor. Weil man auch während der Bauzeit eine Kirche benötigte, wurde zunächst nur der westliche Teil des alten Doms abgerissen. Hier, von der rechten Seite bei St. Ulrich ausgehend, entstand nun Stück für Stück der neue Dom. Um 1320 waren die Chöre überdacht und provisorische Abschlusswände eingezogen. Der Bischof und das Domkapitel konnten in die neu geweihte Kathedrale einziehen. Hier feierten sie auch Gottesdienste mit König Ludwig – obwohl dieser offiziell vom Papst gebannt war und deshalb vom Empfang der Sakramente ausgeschlossen.
In der Landesausstellung in St. Ulrich gibt es übrigens eine Computersimulation, die den Baufortschritt des Regensburger Doms in allen Bauphasen zeigt.
Dom
Steinerne Brücke

Sie stehen nun an der Steinernen Brücke. Im ersten Moment klingt ihr Name recht einfallslos. Aber man muss wissen, dass dies etwas ganz Besonderes war, denn lange Zeit gab es nur Brücken aus Holz. Die Regensburger Steinerne Brücke ist die die älteste Steinbrücke weit und breit. Sie war auch Vorbild für die viel später erbaute Karlsbrücke in Prag.
Die Steinerne Brücke wurde im 12. Jahrhundert in nur elf Jahren erbaut. Auf dieser Brücke konnte man auch bei Hochwasser oder Eisgang trockenen Fußes die Donau überqueren. Und das nicht nur mit Handelswaren – Regensburg war ja einer der wichtigsten Handelsplätze seiner Zeit -, sondern auch mit großen Truppenkontingenten. Bei militärischen Konflikten auf bayerischem Territorium spielte die Stadt eine wichtige Rolle, obwohl – oder gerade weil sie nicht zum Herzogtum Bayern gehörte. Regensburg war eine strategische Position im Kampf um die Königskrone, der zwischen dem Wittelsbacher Ludwig dem Bayern und seinem Habsburger Vetter und Jugendfreund Friedrich dem Schönen ausgebrochen war. Als 'Tor zur Oberpfalz' konnte Regensburg über Wohl und Wehe im Nordgau – so hieß die Oberpfalz damals - entscheiden: Hier hatten viele der Unterstützer Ludwigs des Bayern ihre Burgen.
Steinerne Brücke
Keplerstraße 2

Sie stehen vor dem Gebäude Keplerstraße Nr. 2.
Die Stadt Regensburg – heute UNESCO Welterbe - hat außergewöhnlich viel von ihrem mittelalterlichen Aussehen bewahrt, auch wenn die Gebäude im Lauf der Jahrhunderte immer wieder umgebaut wurden. Einiges jedoch blieb fast so erhalten wie es zu Zeiten Ludwigs des Bayern ausgesehen hat. Eines der schönsten Beispiele sehen Sie vor sich: ein mittelalterliches Wohnhaus. Als das Gebäude in den 1970er-Jahren saniert wurde, fand man unter dem Putz Teile der ehemaligen Fassadenmalerei. Diese war so gut erhalten, dass man sich an eine vollständige Rekonstruktion wagen konnte - und so hat man jetzt einen guten Eindruck von den Farbigkeit der mittelalterlichen Häuser. Der Name Kepler-Haus geht übrigens darauf zurück, dass hier der berühmte Astronom Johannes Kepler kurzzeitig wohnte.
Keplerstraße 2
Rathaus

Sie stehen nun vor dem Alten Rathaus. Links sehen Sie den Reichssaalbau, daneben die steile Treppe, die zum mächtigen gotischen Portal führt, rechts den Rathausturm.
Die Funktion eines heutigen Rathauses unterscheidet sich nur wenig von einem Rathaus im Mittelalter. Auch damals arbeiteten hier ein Stadtrat und ein Bürgermeister. Allerdings war Regensburg eine besondere Stadt. Ab dem Jahr 1245 spricht man von einer freien Reichsstadt. Ihre Selbstverwaltung verdankten die Regensburger vor allem ihrer Wirtschaftskraft. Die deutschen Könige litten an chronischer Geldnot. Auf der Suche nach Kreditgebern kamen ihnen die vermögenden Regensburger Kaufleute gerade recht. Die Könige wiederum hatten etwas anderes reichlich zu verteilen, auf das ihre Geldgeber aus waren: Rechte und Privilegien. Eine Befreiung vom Zoll hier und ein Handelsprivileg da ebneten den Weg zu wirtschaftlichem Erfolg. Wie kein Herrscher vor ihm stützte sich Kaiser Ludwig auf die großen Städte, die ihm für seinen Schutz finanziell unter die Arme griffen. In vielen dieser Städte baute man unter seiner Herrschaft repräsentative Gebäude, um den Kaiser standesgemäß empfangen zu können – so auch in Regensburg. Der große Saal des Rathauses entstand für Kaiser Ludwig den Bayern. Jahrhunderte später hielt hier dann der Immerwährende Reichstag seine Sitzungen ab. Es ist also ein Ort von Kaiser und Reich mitten in der Kaufmannsstadt Regensburg. An die Kaufleute erinnert der Rathausturm – denn er sieht genauso aus wie die Türme an den Palästen der reichen Patrizier. Also: der Saal für den Kaiser, der Turm für die Stadt.
Rathaus
Neue-Waag-Gasse 1: Gumprechtsches Haus

Sie haben nun das Rathaus in Ihrem Rücken und blicken auf das grün gestrichene Gebäude Neue-Waag-Gasse 1.
Dieser Gebäudekomplex war spätestens seit dem 13. Jahrhundert im Besitz der Familie Gumprecht, eine der führenden Adelsfamilien im mittelalterlichen Regensburg. Sie besaßen das einträgliche Privileg der Münzprägung – und damit gehörten sie auch zu den Finanziers Ludwig des Bayern. Wir wissen, dass Ludwig mindestens einmal hier in diesem Haus zu Gast gewesen ist, und zwar nach einem für ihn entscheidenden Erfolg: Nach der Schlacht von Mühldorf kam er im Oktober 1322 sogleich nach Regensburg. Auf dem Weg zur Burg Trausnitz an der Pfreimd nahm Ludwig Quartier bei Leopold Gumprecht - in seinem Gefolge sein Gefangener, der Gegenkönig Friedrich der Schöne. War Ludwig in Städten zu Gast, logierte er übrigens meist bei wohlhabenden Patriziern. Denn hier erwartete ihn der pure Luxus – anders als in Klöstern und Herrensitzen.
Neue-Waag-Gasse 1: Gumprechtsches Haus
Auerhaus, Am Römling 12

Die Gasse am Römling wird seit dem Mittelalter vom so genannten Auerhaus dominiert. Unübersehbar ragt die Apsis der Hauskapelle in die Straße hinein. Die Familie Auer gehörte zum führenden Regensburger Stadtadel. Im Jahr 1320 beschloss der Rat der Stadt auch den städtischen Adel steuerpflichtig zu machen. Das wollten die Betroffenen natürlich nicht hinnehmen. In einem Putsch übernahmen sie die Herrschaft in der Stadt. Die nächsten Jahre waren von inneren Kämpfen geprägt – so wie man das auch aus oberitalienischen Stadtrepubliken wie Florenz oder Siena kennt. Schließlich wurde die Familie Auer 1334 aus der Stadt vertrieben. Mit Hilfe Ludwigs des Bayern, der in ihnen wichtige Verbündete fand, zogen sie nun einen engen Burgenring um Regensburg - eine ideale Ausgangsposition, um den Regensburger Fernhändlern in Raubrittermanier zuzusetzen. Was vom Auerhaus übrig geblieben ist, ist nur ein Teil des Ostflügels und die ehemalige Thomaskapelle. Mit dem Übertritt der Stadt Regensburg zum protestantischen Glauben hatte die Kapelle jedoch an Bedeutung verloren. Der damalige Besitzer des Hauses, Paul Kohl, ließ den Altar entfernen und verwandelte den Raum in eine Kornschütte. Im 17. Jahrhundert wurde die Kapelle mit einer Zwischendecke unterteilt. 1888/89 wurde das Auer-Haus, bis auf den Ostflügel, abgerissen.
Auerhaus, Am Römling 12
Dominikanerkirche

Sie stehen vor der Dominikanerkirche, der größten Bettelordenskirche Süddeutschlands.
Die Dominikaner sind wie die Franziskaner ein Bettelorden. Auch ihre Kirchen waren schlicht gestaltet. Dafür gab es strenge Bauvorschriften: Eine bestimmte Gebäudehöhe durfte nicht überschritten werden, das Langhaus sollte kein teures steinernes Gewölbe bekommen, sondern nur eine hölzerne Flachdecke. Trotzdem ist die Regensburger Dominikanerkirche nur wenig kleiner als der Regensburger Dom und sie wurde auch kompliziert eingewölbt. Die Bettelordenskirchen waren so groß dimensioniert, damit sich hier möglichst viele kapitalkräftige Spender Grabstellen kaufen konnten. Das freilich wurde zum Problem für die Regensburger Dominikaner. Als nämlich das päpstliche Interdikt gegen Kaiser Ludwig verkündet wurde, mussten die Dominikaner ihren Spendern eigentlich Gottesdienste und kirchliche Begräbnisse verweigern, so lange, bis der Kaiser in den Gehorsam des Papstes in Avignon zurückgekehrt wäre. Das war nicht lange durchzuhalten und so mussten auch die an sich papsttreuen Dominikaner das Interdikt missachten. Religionsausübung im Mittelalter war eben alltägliches Leben und folgte nicht den theologischen Diskussionen der Gelehrten.
Dominikanerkirche
Deutschordenshaus, Ägidienplatz 6

Sie stehen vor dem Deutschordenshaus, vor dem Gebäude Ägidienplatz Nr. 6.
Hier hat sich zu Zeiten Ludwigs des Bayern ein regelrechter Krimi zugetragen: Unter der Führung der Familie Auer rissen mehrere adelige Familien die Macht in Regensburg an sich. Doch sie wurden von den Regensburgern gestürzt und für zehn Jahre aus der Stadt verbannt. Die Anhänger der vertriebenen Familie Auer taten sich nun zusammen, um die Herrschaft über die Stadt wieder an sich zu bringen. Als Anführer der Verschwörer wird Konrad Frumold ausgemacht. Der Plan war, einen Tunnel unter der Stadtmauer hindurch zu graben, um die Mitverschwörer von außerhalb in die Stadt zu lassen. Das geschah ganz in der Nähe eines noch stehenden Stadtmauerturms beim Ägidiengang. Die Grabung wurde allerdings entdeckt, zwei der Verräter hat man gleich an den Zinnen der Stadtmauer gehenkt. Man vermutet, dass Ludwig der Bayer damals nicht allzu weit von Regensburg entfernt ein Heerlager aufgeschlagen hatte. Wäre der Plan nicht entdeckt worden und der Durchbruch unter der Mauer fertiggestellt worden, so hätte der Kaiser die Stadt im handstreich erobern können.
Zur Erinnerung an diese Geschichte - aber auch zur Warnung - ließ der Rat der Stadt eine steinerne Gedenktafel in die Stadtmauer einfügen. Die Tafel ist derzeit im Innenhof des Deutschordenshauses zu sehen, das heute ein Altenheim ist. Die Inschrift erzählt: „Anno Domini 1337 am Dienstag vor Sankt Urban wurde das Loch gefunden und zwei Leute darin, die das Loch gegraben hatten. Am darauffolgenden Freitag wurden sie an den Zinnen aufgehängt.“
Deutschordenshaus, Ägidienplatz 6
Wahlenstraße

Sie stehen in der Wahlenstraße. Diese Straße trägt einen der ältesten bezeugten Straßennamen Regensburgs. Unter Walchen oder Welschen verstand man die Italiener. Die Bewohner der Straße waren aber keine Italiener, sondern Regensburger Kaufleute, die mit Italien handelten. Besonders Venedig hatte mit Luxusprodukten aus dem Orient ein attraktives Warenangebot. Die reichen Regensburger Kaufleute handelten nicht nur mit Italien, sie brachten auch die italienische Architektur mit. Besonders die oberitalienischen Kaufmannspaläste mit ihren Wehrtürmen hatten es ihnen angetan. Und so errichteten sie sich Paläste, wie man sie kaum in einer Königsburg, sicher aber nicht in einfachen Ritterburgen fand.
Gerade hier in der Wahlenstraße reiht sich eine Patrizierburg an die nächste. Am eindrucksvollsten ist der Goldene Turm, Wahlenstraße Nr. 16. Mit einer Höhe von ca. 50 Metern ist er der höchste Hausturm nördlich der Alpen. Dazu gehört ein Gebäudekomplex, der einen Innenhof umschließt. Heute ist das Gebäude ein Studentenwohnheim, in dem ca. 50 Personen wohnen. Im Mittelalter war es das Zuhause einer einzigen Familie. Allein schon das Platzangebot zeugt vom Reichtum der Besitzer. Aber auch der Turm ist ein Statussymbol. Wer genau hinsieht, stellt fest, dass nur die unteren Stockwerke bewohnt sind. Ab der Höhe des Hauses sind die Fenster blind. In diesem Turm wurde also weder gewohnt noch etwas gelagert. Er wurde nur gebaut, um zu zeigen: Wir sind reich.
Wahlenstraße
Neupfarrplatz

Sie stehen auf dem Neupfarrplatz und sehen die zweitürmige Neupfarrkirche vor sich.
Dieser Platz und die Kirche sind verhältnismäßig jung im Vergleich zum Rest von Regensburg. Bis 1519 befand sich hier das jüdische Viertel. Juden haben sich vermutlich schon sehr früh in Regensburg angesiedelt. Seit dem 13. Jahrhundert schloss man sie von zahlreichen Berufen aus. Doch eine Aufgabe ließ man ihnen: Geld zu verleihen gegen Zins. Denn Christen sollten dies nicht tun.
Aus der Not machten die Juden eine Tugend: Sie entwickelten ein leistungsfähiges Bankensystem. Gerade die Regensburger Kaufleute waren zur Abwicklung ihrer Geschäfte oft auf Kredite angewiesen. Die Regensburger Juden mussten den niederbayerischen Herzögen Steuern zahlen und sie galten als kaiserliche Kammerknechte. Unter Ludwig dem Bayern prosperierten die jüdischen Gemeinden in den Reichsstädten, er förderte sie und nutzte ihre Steuerkraft. Zumeist funktionierte das Zusammenleben von Christen und jüdischer Minderheit gut, doch in Notzeiten wurden die Juden rasch zu Sündenböcken. Sie wurden für den Ausbruch der verheerenden Epidemien verantwortlich gemacht, Vertreibung und Pogrome waren die Folge. Regensburg bietet hier allerdings eine Ausnahme: Die Stadt stellte die Juden unter ihren Schutz. Im 16. Jahrhundert allerdings war es damit vorbei. Um Schulden loszuwerden, vertrieb man die Juden. Das jüdische Viertel wurde abgebrochen, die Synagoge zerstört, der Friedhof aufgelassen. Heute zeigt ein Bodenrelief am Westende des Neupfarrplatzes den Grundriss der ehemaligen Synagoge. Das begehbare Denkmal wurde von Dani Karavan als Ort der Begegnung gestaltet.
Neupfarrplatz
Kloster St. Emeram

Sie stehen vor der prächtigen gotischen Portalwand der Klosteranlage St. Emmeram. Die frühere Benediktinerabtei gehörte zu den ältesten und bedeutendsten Klöstern Bayerns. Heute noch nimmt sie ein ganzes Stadtviertel ein. Die bayerischen Herzöge und deutschen Könige nutzen St. Emmeram auch für repräsentative Zwecke: Hier residierte der karolingische Kaiser Arnulf, hier befand sich eine herzogliche und königliche Pfalz. In der Mitte des 13. Jahrhunderts errichtete man die äußere Torwand, vor der Sie stehen. Sie war wohl als Fassade einer zweigeschossigen Königshalle gedacht, die allerdings nie gebaut wurde. Direkt anschließend, wo heute der schlichte Bau des Pfarramts steht, befand sich eine doppelstöckige Friedhofskapelle mit Turm.
Und genau hier, sozusagen an „königlichem Ort“, ließ König Ludwig IV. am 28. Juli 1324 in einer großen öffentlichen Veranstaltung die Reichsinsignien präsentierten, also Kaiserkrone, Zepter und Reichsapfel und noch viele andere Kostbarkeiten. Wo Sie gerade stehen, drängte sich an diesem Tag eine riesige Menschenmenge von nah und fern, unter ihnen viele Wallfahrer. Denn die Kroninsignien des Heiligen Römischen Reichs waren zugleich Reliquien und verhalfen denen, die sie betrachteten, zum religiösen Heil. Über allem thronte der König selbst: Er hatte das Dach des Turms neben der Portalwand abdecken lassen. Dort saß er, vor ihm standen Geistliche und zeigten die heiligen Insignien dem Volk.
Stadtrundgang