[ zurück ] |
IAJGS pages |
Ermreuth |
(Gemeinde Neunkirchen am Brand, Lkr. Forchheim, Regierungsbezirk Oberfranken) |
Fotodokumentation „Steinerne Zeugnisse“:
Israel Schwierz hat uns großzügigerweise die Originalfotografien zu seiner 1988 erschienenen Dokumentation „Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens in Bayern“ überlassen. Dafür gilt ihm unser großer Dank. Diese Fotografien stellen gerade im Hinblick auf die in vielen Fällen in den letzten 25 Jahren sehr rasch fortgeschrittene Verwitterung der Grabsteine eine wertvolle Quelle dar. |
Lage: Oberhalb des früheren Ermreuther „Viehtriebes“ am Hang („Heimbühl“), ca. 1,5 km nordwestlich des Ortes. |
Größe: 2640 qm; an drei Seiten von einer Steinmauer, an der Südseite von einem Drahtzaun umgeben. |
Alter:
1711 am „Heimbühl“ (Plan-Nr. 573) angelegt.
Die Jüdische Gemeinde erwarb von der Gutsherrschaft ein
ödes Stück Land. Erweiterungen erfolgten 1797 und 1862.
Für die zweite Erweiterung kaufte die Gemeinde bereits 1844
zwei angrenzende Felder. Bis 1711 bestatten die Ermreuther
Juden ihre Toten in Baiersdorf. Der „Lehensconfirmationsbrief“ der Herren von K�nüberg vom 24. März 1764 bestätigte, dass die Juden jedes Jahr an Michaelis zwei rheinische Gulden als Erbzins und Steuer für ihren Totenacker an die Dorfherrschaft zahlen mussten, beim Ableben des Dorfherren kamen weitere fünf Gulden hinzu. Für einen Juden über 20 verlangte man 1 Gulden, für einen Jugendlichen 30 Kreuzer als Grabgeld; die Leiche eines Kindes unter zehn Jahren kostete noch immer 15 Kreuzer. Nicht zur Ermreuther Gemeinde gehörende Juden hatten ein doppeltes Bestattungsgeld zu entrichten. |
Einzugsbereich: Gräfenberg, Igensdorf. |
Beerdigungen: 215 Grabsteine sind erhalten, der älteste stammt von 1730, der jüngste von 1932, die Mehrzahl der Grabsteine wurde im 19. Jahrhundert geschaffen. Die in den Jahren 1936 und 1937 beigesetzten Personen (aus Bayreuth) erhielten keine Grabsteine mehr. Zu diesen gehörte auch der Ladenbesitzer, Hausierh�ndler und Landwirt Wilhelm Schwarzhaupt, der am 1. Dezember 1937 beigesetzt wurde. Sein Anwesen steht bis heute im Nachbarort Forth; sogar die Geschäftsbeschriftung ist noch zu lesen: „Tuch- & Schnittwaarenhandlung Wilhelm Schwarzhaupt“. |
Besonderheiten: 1993 nahm man an etlichen umgefallenen und vom Umstürzen bedrohten Grabsteinen Stabilisierungsmaßnahmen vor, die sich später als unvorteilhaft erwiesen. Denn im Zuge der Arbeiten entstanden irreparable Schäden wie etwa der komplette Verlust einer. |
Schändungen: Im März 1936 wurden 19 Grabsteine umgeworfen. |
Literatur: Dill 1992, S. 21; Guth (Hrsg.): Jüdische Landgemeinden, S. 154; Harburger 2, S. 178-179; Knörlein, Georg: Jüdisches Leben im Forchheimer Land. Haigerloch 1998, S. 8-9; Schneeberger, Michael: Jüdische Landgemeinden in Bayern, Teil 18: „Es ist die Heimat seit 500 Jahr“ – Die Geschichte der Juden von Ermreuth. In: Jüdisches Leben in Bayern. Mitteilungsblatt des Landesverbandes der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern 21, Nr. 104 (September 2007), S. 43-50, hier vor allem S. 43-44; Schwierz: Steinerne Zeugnisse jüdischen Lebens, S. 204; Träger, Michael: Jüdische Friedhöfe in Bayern (6) [Baiersdorf, Unsleben, Ermreuth, Bechhofen]. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 9, Nr. 62 (Juni 1994), S. 13-14, hier S. 14; Werner, Constanze (Bearb.): KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten in Bayern. „Wenn das neue Geschlecht erkennt, was das alte verschuldet …", Regensburg 2011 [allgemein zum Thema sowie Dokumentation der in der Zuständigkeit der Bayerischen Schlösserverwaltung stehenden KZ-Friedhöfe und Gedenkstätten] > vollständig zitierte Buchtitel finden Sie hier |