(kreisfreie Stadt, Regierungsbezirk Unterfranken)
Am 25. Februar 1147, einen Tag
nach dem Mord an den Juden durch Kreuzfahrer des Zweiten Kreuzzugs,
befahl der Bischof, die Leichen und abgehackten K�rperglieder der
Opfer piet�tvoll aufzusammeln, zu reinigen, zu salben und sie auf
einem seiner Grundstücke zu beerdigen. Dieses relativ große Areal,
im östlichen Teil der Vorstadt Pleich gelegen, erwarben der wohlhabende
Ephraim bar Jaaqov Rabbi Chiskija und seine Frau Judit als Begräbnisplatz
für die Gemeinde. Er wurde bis zur Vertreibung der Juden aus der
Stadt im Jahre 1349 belegt. Am 30. September 1349 verkaufte König
Karl IV. das gesamte Eigentum der Judengemeinde Würzburg einschließlich
des Friedhofs an Fürstbischof Albrecht von Hohenlohe. Der Friedhof
verwaiste, die Grabsteine verwandte man zu unterschiedlichen Bauarbeiten,
u. a. auch beim Bau der Kirche des benachbarten St.-Markus-Klosters.
1576 enteignete Fürstbischof Julius Echter das Friedhofsgelände
und bestimmte es trotz des Einspruchs von Adelsjuden bei Kaiser
Rudolf II. als Bauplatz für das Juliusspital.
Der Friedhof erstreckte sich von der Ecke der heutigen Blasiusgasse
zum Schmalzmarkt bis zum Gelände des Juliusspitals im Westen. Von
den Häusern Blasiusgasse 11-15 wird überliefert, dass sie einst
„hinten an das Judenkirchh�flein" grenzten. Von der Stadt war der
Friedhof durch die K�rnach, über die wahrscheinlich eine kleine
Br�cke führte, getrennt, der Abstand zur Stadtmauer also recht gro�.
Seit dem 19. Jahrhundert entdeckte man bei Bauarbeiten immer wieder
Grabsteine des mittelalterlichen Friedhofs, so 1860 beim Bau des
Gaswerkes in der dortigen alten Stadtmauer (6 Grabsteine), 1949
im Anwesen Augustinerstraße 5 (4 Grabsteine) und 1962 im Gebäude
der Stadtwerke (3 Steine). Den größten Fund machte man jedoch im
Januar 1987 beim Abriss des Gebäudes der „Landelektra", des früheren
St.-Markus-Klosters, im Stadtteil Pleich: 1.504 jüdische Grabsteine
und Grabsteinfragmente aus der Zeit zwischen 1126 und 1346 mit einem
Gewicht von 70 Tonnen kamen ans Tageslicht, womit Würzburg heute
über die gr��te Sammlung jüdischer mittelalterlicher Grabsteine
in der Welt verf�gt. Eine weitere unbekannte Zahl befindet sich
wahrscheinlich noch in den stehenden Mauern des ehemaligen Klosters,
nachdem die Abbrucharbeiten gestoppt wurden.
Literatur: Müller, Karlheinz: Die Würzburger Judengemeinde im Mittelalter. Von den Anfängen um 1100 bis zum Tod Julius Echters (1617) (Mainfr�nkische Studien, Bd. 70). Würzburg 2004; ders.: Zur Situation der „Judensteine aus der Pleich“ – acht Jahre nach ihrer Bergung. In: Der Landesverband der Israelit. Kultusgemeinden in Bayern 10, Nr. 68 (Dezember 1995), S. 12-13.
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