Donauschwaben, Banater Schwaben, Sathmarer
Schwaben, Ungarndeutsche (Schwäbische Türkei, Ofener
Bergland u. a.)
Vorbemerkung:
Im Folgenden wird für die nach 1920 auf drei Staaten (Rumänien,
Ungarn, Jugoslawien) verteilten, im 18. Jahrhundert angesiedelten
Deutschen der Begriff Schwaben bzw. die oft erst in dieser Zeit
entstandenen regionalen Bezeichnungen verwandt (Banater Schwaben,
Donauschwaben, Sathmarer Schwaben).
1682-1699 und 1716-1718: Große Türkenkriege zwischen
der Habsburgermonarchie und dem osmanischen reich, führen
zur Rückeroberung der zentralen und südlichen Teile
des historischen Ungarn (Stephansreiches), die seit 1541 ff
unter osmanischer Herrschaft gestanden hatte durch die Heere
des Kaisers und seiner Verbündeten. Durch die verheerenden
Kriege waren die zurückeroberten Gebieten nur noch dünn
besiedelt, einige Landstriche waren sogar nahezu gänzlich
entvölkert. Das Ziel Wiens war daher durch Ansiedlung von
ausgewählten Kolonisten diese Gebiete
in ihren Reichsverband bessere integrieren zu können und
für die Krone vor allem fiskalisch nutzbar zu machen.
Das Ansiedlungswerk, das sich mit einigen Ausläufern bis
zur Mitte des 19. Jahrhunderts erstreckte begann mit dem kaiserlichen
Erlass von 1687 die Einwanderung und planmäßige Ansiedlung
von deutschen Kolonisten die aus vielen besonders süddeutschen
Landschaften (Hessen-Darmstädter, aus habsburgischen Vorlanden,
Franken, Böhmerwäldler, Würtemberger, Oberpfälzer,
Rheinpfälzer, Lothringer, Steierer, Niederösterreicher,
Oberschwaben, Badenser usw.) stammten Ursache für die Abwanderung
nach Ungarn waren vor allem die Verwüstungen ihrer Heimatgebiete
durch zahlreiche Kriege, große steuerliche Belastungen,
hohe Robottforderungen der Grundherren, Landmangel infolge Überbevölkerung,
oder eine ungünstige rechtliche Position innerhalb der
Dorfgemeinschaft.
Mehrere Schwabenzüge zwischen 1722 und 1787 waren der Höhepunkt
der von kaiserlichen oder gutsherrschaftlichen Amtsträgern
geleiteten Kolonisation.
Die Kolonisten erhielten meist umfangreiche steuerliche und
rechtliche Vergünstigungen, sowie ausreichend Grund und
Boden (Pachtsysteme oder als Eigenbesitz). Die deutschen Kolonisten
hatten einen wesentlichen Anteil am raschen und bedeutenden
wirtschaftlichen Aufschwung in den mittel und südungarischen
Komitaten, die im 19.wesentliche der ökonomischen Zentren
des Reiches bildeten. Einen raschen Aufschwung nahm nicht nur
die Produktion von Agrargütern, sondern auch das Städtewesen
dieser Gegenden, das ebenfalls durch die deutschen Kolonisten
mitgeprägt wurde. Insgesamt gesehen können die von
den Kolonisten des 18. Jahrhunderts besiedelten Teile des historischen
Ungarn um 1914 als mit am weitesten entwickelten
Die modernen Arbeits- und Anbaumethoden und neue verbesserte
Viehrassen die die deutschen Kolonisten einführten wirkten
innovativ auf die anderen Ethnien ein.
Ansiedlung von zu ca. 85% katholischen Deutschen besonders in
west- zentral- und südungarischen Komitaten. Schwerpunktregionen
mit teilweise größeren geschlossenen schwäbischen
Siedlungslandschaften
a. Schwäbische Türkei (Tolna, Báranya mit dem
Zentren Pécs (Fünfkirchen), verblieb 1920 bei Ungarn,
Teil der Báranya kam 1920 an Jugoslaiwn
b. Batschka, kam 1920 an Jugoslawien (heute Teil der Voivodina)
c. Banat (Temeschwar, Arad, Lippa, Reschitza, Gross Betschkerek,
Weißkirchen, ), 1920 zwischen Jugoslawien
d. Und Rumänien geteilt
e. Ofener Berland mit dem Zentrum Pesth (heutiges Zentralungarn
mit Budapest)
f. Syrmien (kam 1920 an Jugoslawien, heute geteilt zwischen
Kroatien und "Rest" Jugoslawien)
g. Slawonien (kam 1920 an Jugoslawien, seit 1991 Teil Kroatiens)
h. Komitat Sathmar (Sathmarer Schwaben) (kam 1920 bzw. seit
1944/47 größtenteils an Rumänien, kleiner Teil
verblieb bei Ungarn
I Eine Sondergruppe stellen die nach Siebenbürgen zum Teil
gewaltsam umgesiedelten österreichischen Lutheraner (Landler)
dar.
Ende des 19. Jahrhunderts: Spezifische
schwäbische zahlenmäßig sehr kleine politische
Elite entfaltet sich und hat in all ihren Strömungen bis
1944 große Schwierigkeiten, die eher unpolitisch und nicht
deutschnational ausgerichteten schwäbischen Bauern im Banat,
der schwäbischen Türkei, der Batschka, Syrmien und
dem Gebiet südlich von Sathmar zu mobilisieren. Magyarisierungsprozess
bzw. geistig-politische Ausrichtung auf Ungarn geht bis 1920
und zum Teil in veränderter Form auch danach weiter. Im
Vergleich zu den Siebenbürger Sachsen, oder den Sudetendeutschen
geringe Neigung weiter schwäbischer Bevölkerungskreise
sich der NS Bewegung anzunähern und diese zu adaptieren.
Nationale Spannungen zwischen den verschiedenen ethnischen Gruppen
im ländlichen Alltagsleben kaum vorhanden.
Konflikte ergaben sich eher aufgrund sozialer Gegensätze
auch unter Gleichsprachigen. Ökonomische Krisen führten
zu Auswanderung von einigen zehntausend Schwaben nach Amerika
besonders nach 1890 und nach 1918.
Vertreibung:
a. Jugoslawien: Die Deutschen Jugoslawiens zu denen auch die
Deutschösterreicher der Untersteiermark, und der Krain
(Gottscheer) gehörten, wurden 1944-1945 auf äußerst
brutale Art kollektiv vertrieben. Viele kamen in Arbeits- und
Konzentrationslagern um. Prozentual sehr hohe Zahl von Todesopfern.
b. Ungarn: 1944-1947: Vertreibung von rund 50% der Deutschen,
Enteignung der Übrigen. Magyarisierung setzt sich durch
staatlichen Druck vorangetrieben fort. Weitere Aussiedlungen
von Deutschen bis ca. 1990.
1970er und 1980er Jahre allmähliche Verbesserung der Situation
der Deutschen, von denen gegenwärtig rund 40.000 - 45.000
sich zum Deutschtum bekennen und über umfassende Minderheitenrechte
verfügen können.
C Rumänien: Nach 1920: Ökonomischer Niedergang der
Region Banat, aufgrund des Verlustes der traditionellen Absatzmärkte,
vom rumänischen Staat partielle geförderte Regermanisierung
der Sathmarer Schwaben aus politischer Motivation. 1944-1945
kollektive Enteignung und massenhafte Deportation von Banater
Schwaben in die Sowjetunion, kleinere Fluchtwelle nach Deutschland
1950er Jahre: neuerliche Deportation zahlreicher Banater Schwaben
durch den rumänischen Staat in die Baragan Steppe.
Zusätzlich wachsende Entfremdung von der Heimat durch massive
Homognisierungsmaßnahmen in allen Lebensbereichen und
die Auswirkungen des Lebens unter der kommunistischen Diktatur.
Banater und Sathmarer Schwaben wanderten nach ca. 1970- ca.
1995 bis auf einen kleine überalterte Gruppe größtenteils
in die Bundesrepublik Deutschland aus.
zurück
|