Deutsche aus Galizien, Wolhynien, Zentralpolen
(Kongresspolen)
13.-17. Jh. Im Rahmen der mittelalterlichen
deutschen Ostsiedlung lassen sich deutsche Siedler bevorzugt
in den neugegründeten Städten in Polen, Polen/Litauen
und im Königreich Halicz (Galizien) nieder.
Die meisten Deutschen assimilieren sich bis zum 17. Jh. so weit,
dass sie die Muttersprache zugunsten der polnischen Sprache
aufgeben. Bis ins 18. Jh. gibt es jedoch auch deutschsprachige
Gruppen in mehreren ländlichen Gebieten Zentralpolens und
in einem Stadtteil Lembergs.
1772/1793/1795 Nach den drei polnischen
Teilungen wandern deutsche Siedler auf Initiative der russischen,
preußischen und österreichischen Herrscher ein. Sie
stammen aus den unterschiedlichsten Regionen des Deutschen Reiches:
aus Hessen, der Pfalz, Pommern, Böhmen und Württemberg.
Die Siedlungstätigkeit hält bis zum Beginn des Ersten
Weltkriegs vor.
bis 1881 In der Regel kommt es weder
in Kongresspolen (Russland) noch in Galizien und Wolhynien,
das bis 1918 zu Österreich gehörte zu national begründeten
Konflikten zwischen deutschen und Gruppen anderer Nationalität.
Die Situation der Deutschen verschlechtert sich erst, als der
russische Nationalismus verstärkt zu Tage tritt.
1914-1918 Rund 200.000 Deutsche werden aus Kongresspolen nach
Sibirien deportiert und ihr Eigentum beschlagnahmt. Die zurückgebliebenen
Deutschen werden mit Hilfe diskriminierender Dekrete zur Auswanderung
gezwungen. In allen drei Gebieten verschlechtert sich die Situation
der deutschen Bevölkerung erheblich.
1918-1939 Der neue polnische Staat
benachteiligt gezielt die deutsche Bevölkerung. Deshalb
setzt nach 1918 eine größere Auswanderungswelle ein.
In Galizien und Wolhynien, den ehemaligen österreichischen
Kronländern, leben rund 73.000 Deutsche. Im ehemals russischen
Gebiet Westwolhyniens wohnen noch etwa 50.000 Deutsche gegenüber
rund 200.000 Deutschen vor dem Ersten Weltkrieg.
1939 Nach dem Überfall des Deutschen
Reiches auf Polen kommt es zu gewalttätigen Ausschreitungen
gegen die ukrainische und deutsche Bevölkerung in Zentral-
und Ostpolen durch polnische Nationalisten.
August 1939 Der Hitler-Stalin-Pakt
besiegelt die systematische Umsiedlung nahezu der gesamten Bevölkerung
aus den an die Sowjetunion gefallenen polnischen Gebieten in
Ostgalizien und Wolhynien.
1939-1944/45 Die Mehrheit der deutschen
Bevölkerung in Westgalizien und Zentralpolen unterstützt
die deutsche Besatzungsmacht. Die gezielte Propaganda des Dritten
Reiches fällt auf fruchtbaren Boden. Nicht wenige Deutsche
ziehen einen persönlichen materiellen Nutzen aus der Entrechtung,
Enteignung und Verfolgung von Juden und Polen.
1944/45 Die Rote Armee, die polnische
Regierung, aber auch die Zivilbevölkerung beginnen mit
der brutalen Vertreibung der Deutschen aus Westgalizien und
Kongresspolen. In den ostgalizischen Karpaten werden die deutschen
Bewohner in einigen Dörfer offensichtlich vergessen. Sie
siedeln erst nach 1988 in die Bundesrepublik Deutschland aus.
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