Deutsche aus der Bukowina
14.-17. Jhdt. Eine kleine Gruppe
deutscher Handwerker und Kaufleute leben im Fürstentum
Moldau. Die deutsche Bevölkerung ist für die Wirtschaft
ausgesprochen bedeutend. Diese Gruppe verschwand aufgrund von
Kriegen, Seuchen und allmählicher Assimilation im im Verlauf
des 17. Jhdts. vollständig.
1774/1775 Die Habsburger annektieren
das spärlich von Huzulen, Ruthenen, Walachen (Rumänen),
Armeniern, Polen und Juden besiedelte Gebiet der nordwestlichen
Moldau - seitdem Bukowina/Buchenland genannt.
1774-1786 Die planmäßige,
aber in Teilen auch spontane, Ansiedlung von deutschen Handwerkern
und Bauern in bestehende Ortschaften setzt verstärkt ein.
Sie stammen aus der Zips (Oberungarn), dem Banat, Galizien (Protestanten),
der Rheinpfalz, aus den badischen und hessischen Fürstentümern
sowie aus verarmten Regionen des Böhmerwaldes (Zips). Bevölkerungszuwachs
und Landmangel führen zur Gründung von Tochtersiedlungen
in Galizien, Bessarabien und der Dobrudscha.
Außerdem wandern auch Angehörige anderer Sprachgruppen,
Nationen und Konfessionen ein: Lippowener, Ungarn, Polen, Rumänen
aus der Moldau und aus Siebenbürgen, Ruthenen, Juden aus
Galizien, der Moldau und der Maramures. Sie begründen damit
eine sehr stark multi-ethnisch geprägte Region.
19. Jhdt. Das sich entwickelnde deutsche
Bürgertum gehört zur geistigen und politischen Elite
des Landes: Amts- und Bildungssprache ist überwiegend das
Deutsche, das besonders von den Oberschichten übernommen
wird. Auch der Großteil der Juden, deren Zahl im 19. Jhdt.
rasch zunimmt, vollzieht die Sprachassimilation hin zum Deutschen.
Die Eliten orientieren sich mehrheitlich nach Wien, Budapest
und Lemberg und übernehmen den typischen Lebensstil der
"K-und K-Zeit".
Nach 1840 Landmangel führt zur
Verelendung auch der deutschen bäuerlichen Unterschichten,
so dass nach 1850 ein Teil nach Amerika auswandert.
1875 Gründung der Universität
Czernowitz. Die östlichste deutschsprachige Universität
bestand bis 1920.
1849-1851 und 1863-1918 Die Bukowina
besteht als eigenes Kronland innerhalb der habsburgischen Monarchie.
Im Vergleich mit den anderen österreichischen Kronländern
beibt die Bukowina eine vornehmlich Rohstoffe liefernde eher
unterentwickelte Provinz an der Peripherie des Reiches.
1910/11 Der Bukowiner Ausgleich (politischer Ausgleich zwischen
den in der Bukowina lebenden Völkern in den Fragen der
Landesselbstverwaltungsorgane und der politischen Vertretung
im Landtag) zwischen den Vertretern der verschiedenen Nationen.
1914-1918 Die Gesamtbevölkerung
der Bukowina behält grundsätzlich ihre Loyalität
zur österreich-ungarischen Monarchie
1918-1919 Nach der Auflösung
Österreich-Ungarns wird die Bukowina gegen den Willen der
Mehrheit der Bevölkerung Rumänien angeschlossen. Rumänisierungsmaßnahmen
gegen nichtrumänische Vereine, Kultureinrichtungen und
Schulen sind die Folge. Die Bukowina wird von der rumänischen
Wirtschafts- und Nationalitätenpolitik gleichgeschaltet
und zugunsten der Zentrale abgeschöpft.
1918-1940 Die Auseinandersetzungen
zwischen den Nationalitäten, die vor allem die intellektuellen
Schichten austragen, führt zur Auswanderung von Deutschen,
Juden und Angehörigen der Eliten anderer Nationen. Die
politischen Vertreter der Deutschen suchen finanzielle und politische
Hilfe im Deutschen Reich.
1933-1938/1940 Einige deutsche Vereine
und Organisationen widersetzen sich der Propaganda des Dritten
Reiches und der nationalsozialistisch ausgerichteten "Erneuerungsbewegung".
ab 1938 Durch die Repressionen des
rumänischen Staates, die schlechte Wirtschaftssituation
und die einseitige nationalsozialistische Propaganda ensteht
unter der deutschen Bevölkerung eine pro-reichsdeutsche
Stimmung. Dadurch steigt bei vielen die Aussiedlungsbereitschaft
1939/40 Das Dritte Reich siedelt fast
die gesamte deutsche Bevölkerung, u. a. ins besetzte Polen
um. Rund 96.000 Personen verlassen als so genannte Volksdeutsche
das Land, obwohl 1930 nur knapp 76.000 Deutsche ermittelt wurden.
1940-1941/1944-1991 Der nördliche
Teil der Bukowina fällt an die Sowjetunion. Die dort lebende
Bevölkerung wird gezielt durch Russen und Ost-Ukrainer
ausgetauscht.
1941-1944 Die gesamte Bukowina ist
rumänisch. Ermordung des Großteils der jüdischen
Bevölkerung (30 Prozent der Bevölkerung) der Bukowina
im Rahmen des Holocaust durch das Deutsche Reich und Rumänien.
nach 1944 Der südliche Teil der
Bukowina bleibt bei Rumänien, der nördliche Teil wird
sowjetisch. Rumänien und die Sowjetunion ersetzen gezielt
die ungarischen, armenischen und polnischen Minderheiten aus
der Gesamtbukowina sowie der Rumänen und Ukrainer aus der
Nord- bzw. Südbukowina gegen Zigeuner und Rumänen
im Süden.
Nach 1944 kann die einstige spezifische
Kulturlandschaft der Bukowina als weitestgehend historisch angesehen
werden.
1945-1992 Die rund 7500 in der Bukowina
verbliebenen Deutschen siedeln in die Bundesrepublik Deutschland
aus. Die Existenz einer deutschen Bevölkerungsgruppe in
der Bukowina gehört bis auf Einzelpersonen der Vergangenheit
an.
Seit 1991 ist die nördliche Bukowina
ein Teil der Ukraine.
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