Die Deutschen aus Böhmen, Mähren und Österreichisch Schlesien: Die Sudetendeutschen

ab 7. Jh. Das böhmische Becken wurde von westslawischen Stämmen besiedelt.

um 900-1306 Die Dynastie der Premysliden herrschen über das Herzogtum Böhmen mit Prag als Hauptstadt.

929 oder 935 Herzog Wenzel I. wird ermordert und in der Folgezeit als Nationalheiliger Böhmens verehrt.

973 Gründung des Bistums, später Erzbistums Prag

1198/1203-1806 Böhmen wird zum Königreich erhoben und als solches Teil des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation.

13. Jh. König Ottokar II. unterstützt die Einwanderung deutschsprachiger Gruppen und deren Verschmelzung mit den bereits vorhandenen Bevölkerungsgruppen

14. Jh. Unter der Dynastie der Luxemburger erleben Prag und das gesamte Königreich Böhmen eine Blütezeit, das so genannte "Goldene Zeitalter".

1348 Unter Kaiser Karl IV (1346-1378) wird in Prag die deutsche Universität gegründet

1419-1434 Nach der Verbrennung des Kirchenreformators Jan Hus werden im großen Hussitenkrieg weite Teile Böhmens und Mährens verwüstet und entvölkert.

1526-1918 Böhmen und Mähren unterstehen der Habsburgermonarchie.

16./17. Jh. Wiederholte Religionsstreitigkeiten (Reformation, Gegenreformation) und die Auseinandersetzungen zwischen König und den böhmischen Ständen münden 1618 in den 30-jährigen Krieg, der durch den Prager Fenstersturz ausgelöst wurde.

1620 Die Schlacht am Weißen Berg vor den Toren Prags endet mit dem Sieg der Habsburger und ihrer Verbündeten über das protestantische Böhmen. In der Folge werden die Deutschböhmen gewaltsam rekatholisiert.

19. Jh. Unter dem Einfluss der französischen Revolution entsteht eine deutsche und tschechische Nationalbewegung, deren Anhänger sich zunehmend feindlich gegenüberstehen. Bis 1918 sind die Bemühungen der Habsburger um den Erhalt des Katholiszismus und die Integration der verschiedenen Volksgruppen (mit Hilfe der Figur des Kaisers) erfolgreich.


1905 Der Mährische Ausgleich ermöglicht ein friedliches Zusammenleben der verschiedenen ethnischen Gruppen in Mähren.

1914-1918 Im Ersten Weltkrieg steht der Großteil der Bevölkerung loyal zu Österreich-Ungarn.

Oktober 1918 Nach der Auflösung der Östereich-Ungarischen Monarchie wird die Gründung einer Tschechoslowakischen Republik proklamiert.

November 1918 Die mehrheitlich von Deutschen bewohnten Gebiete in Böhmen und Mähren fordern ihren Anschluss an Österreich. Das Selbstbestimmungsrecht der nun als Sudetendeutsche bezeichneten deutschen Bevölkerung wird von tschechischen Nationalisten und der Entente verweigert. Die Proteste gegen die Besetzung der sudetendeutschen Gebiete durch das tschechische Militär werden gewaltsam niedergeschlagen.

1919 Im Friedensvertrag von Saint Germain muss Österreich auf die sudetendeutschen Siedlungsgebiete verzichten.

1919-1938 Die Erste Tschechoslowakische Republik gewährt den nicht-tschechischen und slowakischen Minderheiten im Vergleich zu den Nachbarstaaten Polen, Rumänien und Jugoslawien keinen ausreichenden Schutz.

1935 Die Ernennung von Edvard Beneš als Vertreter des extremen tschechischen Nationalismus zum Ministerpräsidenten der Tschechoslowakei führt zu einer rasch anwachsenden Desintegration der Sudetendeutschen. Diese Entwicklung wird durch die Propaganda der NS-Ideologie aus dem Deutschen Reich unterstützt.

1938 Im Münchner Abkommen tritt die Tschechoslowakei die meist geschlossen von Sudetendeutschen besiedelten Randzonen Böhmens und Mährens an das Deutsche Reich ab. Nach der Gleichschaltung setzt die Verfolgung und Emigration von Regimegegnern ein. Die große Mehrheit der Sudetendeutschen begrüßt jedoch den Anschluss an das Deutsche Reich.

1939 Das Deutsche Reich besetzt die Rest-Tschechoslowakei. Der Verlauf und Ausgang des Zweiten Weltkrieges verhindern bereits existierende Pläne, die Tschechen gewaltsam zu germanisieren oder umzusiedeln.

Nach 1940 Die tschechoslowakische Exilregierung unter Beneš versucht, die Alliierten für eine "Lösung" der sudetendeutschen Frage, mit dem Ziel der Totalvertreibung der Deutschen aus der Tschechoslowakei zu gewinnen.

April/Mai 1945 Massaker und Plünderungen sowie "wilde Vertreibungen" von Sudetendeutschen beginnen.

14.6.1945 Die so genannten Beneš-Dekrete beinhalten die Enteignung und gewaltsame Vertreibung nahezu der gesamten deutschen Bevölkerung (rund 3,1 Millionen Menschen). Jüngste Schätzungen gehen von rund 80.000 ermordeten Sudetendeutschen aus.

1945-1947 Die Tschechoslowakei kann die durch die Vertreibung entvölkerten Regionen nicht mit Tschechen wieder besiedeln. Deshalb sind viele Gemeinden dem Verfall preisgegeben.

1945-1989 Die sehr kleine und verstreut lebende deutsche Minderheit wird in der Tschechoslowakei unterdrückt.

1989 Nach der friedlichen Revolution gewährt die Tschechoslowakei den dort lebenden Deutschen Minderheitenschutzrechte. Dies ermöglicht die Gründung von Vereinen und Organisationen der Sudetendeutschen.

31.12.1992 Die Tschechoslowakei wird aufgelöst und die beiden Staaten Tschechien und Slowakei gegründet. Heute leben rund 54.000 teilweise sprachlich integrierte Deutsche in Tschechien.

1999 Tschechien wird Mitglied der NATO. Ab 1.5.2004 ist die Mitgliedschaft in der EU.

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