Herrschaftsverständnis

Wurzeln der Herrschaft


"Das Krönungsbild aus dem Regensburger Sakramentar führt vor Augen, dass Heinrich II. sein Königtum aus zwei Wurzeln herleitete:
Einmal aus seiner Herkunft, denn die Linie seiner väterlichen Ahnen, der Heinriche, wird eigens hervorgehoben. Die beiden Bischöfe, seine Helfer bei der Krönung, können als bayerische Siegesheilige bezeichnet werden.
Zum anderen ist es der Auftrag Gottes, der über allem steht.
Die Wahl durch die Großen des Reiches spielte für diesen König im Grunde keine Rolle.
So kann es nicht verwundern, dass es 1002 im Grunde gar keine Königswahl gegeben hat. Nur seine bayerischen und einige fränkische Anhänger hatten sich ihm angeschlossen, darunter "berühmte und überaus verständige Männer", die Erzbischöfe von Mainz und Salzburg, die Bischöfe von Brixen, Würzburg, Regensburg, Straßburg, Passau und Freising und der Abt von Fulda. Sie waren an seiner Seite, als er sich trotz des Widerstands des schwäbischen Herzogs nach Mainz durchkämpfte. Dort wurde er am 7. Juni 1002 von Erzbischof Willigis geweiht und gekrönt. Der Mainzer Erzbischof, der bestrebt war, seine Vorrechte bei der Erhebung und Weihe des Königs zu dokumentieren, bot dabei jede Unterstützung. Das war der entscheidende Vorgang: Mit der Königsweihe hatte ihm Gott bzw. Christus den Auftrag erteilt. Nun war er König, auch wenn er sich die Huldigung einer Reihe von Fürsten und Adligen des Reiches erst schrittweise erzwingen musste.
Diese Legitimation deutet schon an, dass man Heinrichs II. Königtum mit modernen Begriffen und Definitionen von Königsherrschaft kaum fassen kann. Die Vorstellung, einem Staatswesen vorgesetzt zu sein, wäre ihm völlig fremd gewesen. Er verstand sich als von Gott selbst beauftragt" (Stefan Weinfurter).