Wiederaufbau
Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die US-Militärregierung mit der
"Proklamation No. 2" vom 19. September 1945 das Land Bayern in
seinen Grenzen vor 1933 wieder her. Die Rheinpfalz und der Landkreis
Lindau wurden abgetrennt. Die Nachbarschaft zur sowjetischen
Besatzungszone und die Lage an der Grenze des "Eisernen Vorhangs"
brachten Bayern bis 1989 in eine Randlage mit Nachteilen für
Wirtschaft und Verkehr.
Durch die Kriegsbombardierungen war München zu 33% zerstört,
Nürnberg zu 51%, Augsburg zu 24%. In Würzburg lagen 74% der Bauten
in Schutt und Asche. Insgesamt machten die Schäden in Bayern nur
etwa 5% der Schäden in ganz Deutschland aus. Auch von der Demontage
der Rüstungsbetriebe war Bayern nur wenig betroffen. So erreichte
die Industrieproduktion bereits Ende 1948 wieder 76% des
Vorkriegsstands.
Wohnungsnot, Arbeitslosigkeit und Hunger, Verzweiflung über die
Toten und Vermissten, Depression angesichts der hoffnungslosen
politischen Lage und der Konfrontation mit den Verbrechen des
NS-Regimes beherrschten die Lage. Die US-Militärregierung betrieb
Programme zur Entnazifizierung und Umerziehung der Bevölkerung zur
Demokratie, "reeducation" genannt. Alle Medien unterlagen der
Aufsicht der amerikanischen Zensur, Zeitungen und Verlage konnten
nur mit einer Lizenz der Regierung publizieren.
Die zerstörten Verkehrsverbindungen mussten wiederhergestellt
werden, so allein 745 Straßenbrücken. Früher als die anderen
Besatzungsmächte erlaubten die Amerikaner die Ansiedlung von
Industriebetrieben. Die Firma Siemens zog aus dem zerstörten Berlin
nach München um.
Bayern nahm 1945 und 1946 fast zwei Millionen Flüchtlinge und
Vertriebene auf. Ihre Eingliederung stellte eine große
Herausforderung für die Bevölkerung und den Staat dar. In der Folge
erwuchs hieraus eine Chance für den wirtschaftlichen Neuanfang.
Mittelfristig ergab sich eine allmähliche Strukturveränderung, die
sich in einer zunehmenden Verstädterung, einem überproportionalen
Anstieg im Dienstleistungssektor und in einer verstärkten
Industrialisierung ausdrückte.