Bayerische Landesausstellung 2015
Bilder vom Krieg
Die Kriegsreportage ist keine Erfindung unserer Zeit. Auch wenn man der Kriegsberichtserstattung unserer Tage einen höheren Gehalt an Realität zubilligt – und wohl zubilligen darf –, so stellt sich auch bei der Fotografie, dem Film immer die Frage nach der dargestellten Wahrheit . Aus welcher Perspektive wird das Geschehen aufgenommen? Welche Sicht gibt das Bild wieder? Mag die interpretatorische Breite eines Schlachtengemäldes geringer oder eindeutiger sein als die einer Fotografie, so wird man dieser Frage doch nicht ausweichen können. Dies vorausgesetzt, lassen sich die beiden großen Bildzyklen über den Russlandfeldzug Napoleons von 1812 in ihrer je eigenen Sicht als eine Art „Augenzeugenbericht“ betrachten.
Albrecht Adam: Voyage pittoresque et militaire de Willenberg en Prusse jusqu`à Moscou fait en 1812 pris sur le terrain même, München 1827
So lautet der Originaltitel der „Malerischen und militärischen Reise von Willenberg in Preußen bis nach Moskau“, die der vor allem als Tier- und Schlachtenmaler bekannt gewordene Maler Albrecht Adam (1786─1862) als lithografisches Sammelalbum herausbrachte. Albrecht Adam, seit 1809 von Eugène de Beauharnais als Hofmaler engagiert, begleitete diesen auf dem Russlandfeldzug und fertigte für jeden Tag des Feldzugs Skizzen an, die die Grundlage für spätere Schlachtengemälde und 83 kleine Ölgemälde (1815─1825, heute Eremitage St. Petersburg) bilden. Adam schildert den Russlandfeldzug aus der Sicht des genauen Beobachters, der das Geschehen mit Interesse fürs Detail, für das Kriegshandwerk im engeren Sinn, betrachtet. Aus seinem Tagebuch lässt sich sein Interesse für das Handwerkliche am Krieg, aber auch für das Grausame entnehmen. Da er, der die Situation in Moskau als unerträglich empfand, von Eugène die Erlaubnis zur früheren Rückkehr erwirkte, erlebte Adam das Desaster des ungeordneten Rückzugs nicht mit; seine späteren Gemälde davon fußen nicht auf eigenem Erleben.
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Die zweite große Bildfolge zum Russlandfeldzug von 1812 stammt von dem württembergischen Kavallerieobristen
Christian Wilhelm von Faber du Faur: Mit Napoleon in Rußland.
Der Jurist Faber du Faur trat 1809 als Freiwilliger in die württembergische Armee ein. Der begabte Zeichner durchlief eine rasche Militärkarriere – im Russlandfeldzug, den er als einer von den nur 1000 Württembergern überlebte, wurde er mit dem Orden der französischen Ehrenlegion ausgezeichnet. Im Gegensatz zu Albrecht Adam erlebte Faber du Faur auch die Gräuel des Rückzugs mit. Mit großer Detailtreue fertigte er ein Skizzenbuch an, dessen Zeichnungen heute verstreut aufbewahrt werden in der Anne S. K. Brown Military Collection in Rhode Island (USA), in der Staatlichen Graphischen Sammlung München und im Bayerischen Armeemuseum.
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Faber du Faur
Die Zoom-Funktion ermöglicht es, auch die Details der Kriegsbilder
genau zu betrachten und damit einen Einblick in Ausrüstung, Schlachtformationen
und das Alltagsleben der Soldaten zu gewinnen.
Für die Zurverfügungstellung der Daten sind wir dem
Bayerischen
Armeemuseum Ingolstadt zu großem Dank verpflichtet. Die Digitalisate
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ist untersagt.
Die Texte sind der bei Cotta erschienenen Autobiografie des Malers
entnommen: Albrecht Adam, Aus dem Leben eines Schlachtenmalers,
Stuttgart 1886, online:
www.zeno.org