Abteilungen und zentrale Objekte
Mit der kolossalen Sandsteinstatue
Kurfürst Friedrichs, die Sebastian Götz 1615 für
den "Dicken Turm" des Heidelberger Schlosses geschaffen
hatte, begrüßt das mit über zwei Tonnen sicher "gewichtigste"
Ausstellungsobjekt die Besucher. Der Rückgriff auf die zeittypische
Astrologie (erinnert wird hier auch an Wallenstein und Kepler) stimmt
die Besucher auf einen Aspekt der Weltdeutung jener Zeit ein. Kostbare
astronomische Instrumente der Zeit - darunter ein in Amsterdam 1594
gefertigter Himmelsglobus - bilden die Schaustücke für
diesen Auftakt der Ausstellung.
Friedrich von der Pfalz begegnet
gleich darauf in persönlichen Dokumenten. Aus seiner Kinderzeit
hat sich sogar sein Lateinübungsheft erhalten. Heute befinden
sich diese Stücke in der Bibliotheca Vaticana - als Kriegsbeute
wurden sie mit der berühmten Bibliotheca Palatina von Bayerns
Kurfürsten Maximilian nach Rom geschenkt. Einen ersten Höhepunkt
vermittelt die Abteilung zur königlichen Hochzeit von 1613.
Der 16-jährige Kurprinz Friedrich ehelichte in London die gleichaltrige
Elizabeth Stuart, die Tochter des englischen Königs.

Bildnis der Elizabeth
Stuart, Gemahlin des "Winterkönigs"
Gerrit van Honthorst (1592-1656)
Öl/ Leinwand, 59 x 69cm
© Heidelberg, Privatbesitz |
Wegen ihrer Schönheit in der
Jugend als "Pearl of England" bezeichnet, galt sie
in ihren späteren Jahren als "Queen of Hearts".
Zu den prächtigen Hochzeitsfeierlichkeiten gehörte
auch die Aufführung sogenannter "Masques",
einer Mischform aus Schauspiel, Oper und Ballett. Aufnahmen
von zeitgenössischer Musik und Inszenierungen entführen
die Besucher in die Welt des englischen Hofs. Die prunkvolle
Überfahrt von Großbritannien auf das Festland wurde
in großformatigen Ereignisbildern festgehalten, wie
dem der "Ankunft im Hafen von Vlissingen" von Cornelis
van Wieringen.
Die Herrschaftsgebiete des jungen
Kurfürstenpaares waren die territorial zersplitterte
Unterpfalz mit dem geographischen Schwerpunkt der Residenz
Heidelberg sowie das größere und geschlossenere
Gebiet der Oberen Pfalz mit der Residenz Amberg.
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In der Abteilung zu Heidelberg wird
mit Modellen und zeitgenössischen Gemälden das Schloss
und der von Friedrich V. in Auftrag gegebene "Hortus Palatinus"
vorgestellt. Dieses Projekt eines neben dem Schloss in hügeligem
Gelände angelegten Renaissancegartens wurde von Zeitgenossen
als "achtes Weltwunder" gepriesen. In Amberg wird
Jacques Fouquiéres Prachtpanorama von Schloss und Garten
aus der Vogelperspektive gezeigt. |

Schloss und Garten zu
Heidelberg
Jaques Fouquières (um 1590 - 1659)
Öl/ Leinwand, 179 x 263
© Kurpfälzisches Museum, Heidelberg |
Die Obere Pfalz lieferte
die finanziellen Grundlagen für den Reichtum der Kurpfalz an
Rohstoffen, vor allem durch das Oberpfälzer Eisen. Die Residenz
Amberg war zugleich das Zentrum einer Bergbau- und Hüttenlandschaft,
deren wirtschaftliche Verbindungen insbesondere nach Böhmen
sowie zu den Handels- und Gewerbestädten Regensburg und Nürnberg
reichten. Die Besucher werden Eisenerz aus dem Amberger Revier ebenso
wie das böhmische Zinn, mit dem der Amberger Reichtum eng verbunden
war, "zum Anfassen" vorfinden. Ebenso wichtig wie diese
materielle Basis waren die geistigen Grundlagen der Herrschaft Friedrichs:
Als Calvinist führte er die protestantische Partei im Reich.
Eine Abteilung stellt die Grundzüge des Calvinismus vor, unter
anderem durch Abendmahlsgerät aus dem Umkreis des damaligen
kurpfälzischen Hofpredigers Abraham Scultetus.
Wenn man das Territorium
der Ober- und Unterpfalz mit dem Gebiet der böhmischen Länder
(zu Beginn des 17. Jahrhunderts Böhmen, Mähren, Schlesien,
die Ober- und die Niederlausitz) vergleicht, so erkennt man den
Anspruch, der mit der Übernahme der Krone Böhmens durch
Friedrich verbunden war. 1618 erschütterte eine Revolution
nicht nur Böhmen, sondern auch Europa: Die böhmischen
Stände entledigten sich der Statthalter des Hauses Habsburg
im "Prager Fenstersturz" und gaben sich 1619 in der "Confoederatio
Bohemica" eine neue Verfassung. Als ihren König wählten
sie Friedrich von der Pfalz. Warum entschied sich Friedrich für
das Wagnis Böhmen? In einer Black-Box-Inszenierung werden die
vielfältigen Stimmen der Ratgeber laut und man kann erfahren,
wie offen der Ausgang und wie schwierig die Entscheidung für
den jungen Kurfürsten war.
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