"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation | |
Ausstellung des Hauses der
Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna, vom 26. April bis 10. August 1997 |
Die Fuggerkapelle |
Bild | Format | Beschreibung | Kat.Nr. |
JPEG, 407 x 539 pix, 65 KB | Innenansicht der Kirche St.Anna und der Fuggerkapelle | S. 70 |
Als Ergänzung zum
Besuch der Ausstellung empfiehlt es sich, die Fuggerkapelle (innerhalb St. Anna
gelegen, aber außerhalb des Ausstellungsbereichs) mit in den Rundgang
einzubeziehen. Der eigentliche Kapellenraum kann nicht betreten werden, so daß
es ratsam ist, die Schüler an der Balustrade vor dem Fronleichnamsaltar zu
versammeln. Zeitlich führt dieser 1508 bis 1518 von Jakob Fugger und
seinen Brüdern gestiftete Anbau an das spätgotische Langhaus in die
Epoche kurz vor der Reformation. Er gilt als das früheste
Renaissancebauwerk im Reich nördlich der Alpen.
Anknüpfungspunkte für ein Lehrer-Schülergespräch bieten beispielsweise:
Auf die Bestimmung der Anlage als Familienkapelle weist das mehrfach eingesetzte Wappenemblem der Fugger hin, die Lilie (häufig kombiniert mit dem marianischen Symbol der Rose). Sie findet sich auf den Diagonalrippen des Gewölbes, an der Orgel, in der Ornamentik der Fenster, auf den Epitaphien und im Belag des Fußbodens. Die große Orgel von 1512 wurde im zweiten Weltkrieg völlig zerstört; die geretteten Flügel, von Jörg Breu dem Älteren bemalt, sind heute an einer Nachbildung nach dem altem Vorbild angebracht. Auf dem linken Flügel ist im Vordergrund als zweite Person von links Jakob Fugger zu erkennen. An der westlichen Rückwand befinden sich vier Epitaphplatten für Jakob Fugger und seine Brüder Ulrich und Georg. Als Einzelkunstwerk beherrscht die sog. "Fronleichsnamsgruppe" von Hans Daucher den Raum: Maria (links), ein Engel (Mitte) und Johannes (rechts) halten den Leichnam des Herrn. Es handelt sich dabei nicht um die Darstellung einer in den Evangelien verbürgten Szene, sondern um die symbolisch verdichtete Darstellung des Altarsakraments - der Opfertod Christi wird als Erlösungswerk für die ganze Menschheit und als Versprechen des ewigen Lebens verstanden. Ganz im vorreformatorischen Sinne verweist die Gruppe damit auf die Eucharistiefeier, an der auch die verstorbenen und unmittelbar vor dem Altar beigesetzten Mitglieder des Hauses über den Tod hinaus teilhaben. Die Balustrade, die die Fuggerkapelle vom übrigen Kirchenraum abtrennt, weist als charakteristisches Renaissancedetail sechs Putten auf, von denen der vierte von links allerdings eine freie Nachbildung ist. Als "welsche Kindlein" wurden sie aus der italienischen Kunst übernommen. Neben ihrer schmückenden Funktion ergänzen sie die Gesamtaussage des Raumes; mit ihren Attributen - der Kugel (Glück), dem Lorbeerkranz (Ruhm), dem Notenblatt (Kunst) und dem Helm (Männlichkeit, vgl. auch die dem Betrachter zugewandten Genitalien) - verweisen sie noch einmal auf das Haus Fugger und sein Geschick. |