Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation

Einzug Kaiser Karls V. - aus einer Folge von zehn Holzschnitten
Kaisereinzug
Der prunkvolle Einzug Kaiser Karls V. bildete einen Höhepunkt des Augsburger Reichstags von 1530.
Blatt 10: Kaiser Karl V. (zweiter von links), König Ferdinand (links) und Pfalzgraf Friedrich, begleitet vom päpstlichen Legaten Campeggio (rechts im Hintergrund) und sieben Kriegsknechten.
Jörg Breu d. Ä. (um 1475-1537)
Augsburg, 1530 (oder wenig später)
Holzschnitte, 21-31 x 37,8-40,6
Braunschweig, Herzog Anton Ulrich-Museum (5350 a-k) .

Der Einzug des Kaisers begann am 15. Juni nachmittags gegen vier Uhr mit einem Empfang Karls durch die bereits in der Stadt weilenden Fürsten, die dem Kaiser bis zur Lechbrücke entgegenzogen. Aus der Stadt waren etwa tausend Handwerker und Landsknechte aufgeboten, dazu kamen Mitglieder prominenter Kaufmannsfamilien und des Rates. Für den Magistrat und die Bürgerschaft begrüßte Konrad Peutinger den Monarchen. Trompetenschall und das Abfeuern der städtischen Geschütze begleiteten den eigentlichen Einzug; sechs Ratsmitglieder hielten dabei einen in den Stadtfarben gehaltenen Baldachin über den Monarchen. Bis zum Perlach zog die Augsburger Geistlichkeit dem Kaiser entgegen, der sich, begleitet von seinem Bruder, König Ferdinand, und dem päpstlichen Legaten Campeggio, zuerst in den Dom begab, um dort ein feierliches Tedeum zu hören.
Die Darstellung Breus greift wichtige und grafisch interessante Motive des Zugs auf: neben den Armbrustschützen und Lanzenreitern unter anderem den Hofmarschall Adrian von Rois, Pagen auf den Lieblingspferden des Kaisers, Kurfürst Johann von Sachsen mit dem Reichsschwert, Kaiser Karl V., König Ferdinand und Pfalzgraf Friedrich, begleitet vom päpstlichen Legaten, Kardinal Campeggio.
Jörg Breus Holzschnittfolge, die vermutlich als kaiserliches Auftragswerk entstanden ist, reiht sich in die Tradition vergleichbarer Zyklen des 16. Jahrhunderts ein, von denen der "Triumphzug" Kaiser Maximilians I. das bekannteste Beispiel ist. Die Reihenfolge der einzelnen Darstellungen ist umstritten. Ob der Künstler die Holzschnittfolge nach eigenem Erleben gestaltete oder nach Berichten von Zeitgenossen, ist nicht eindeutig zu ermitteln - für letzteres spricht, daß in Breus Augsburger Chronik zwischen 1529 und 1531 eine zeitliche Lücke klafft, die sich möglicherweise dadurch erklären läßt, daß sich Breu selbst zu dieser Zeit auswärts aufhielt. In jedem Fall hat er sich aber durch Gewährsleute, wie den Reichsherold Caspar Sturm, über den Ablauf der Zeremonie genau informiert. Zumindest die Darstellungen prominenter Personen aus dem Umkreis des Kaisers können Porträtähnlichkeit beanspruchen.
W. P.
Lit.: Aulinger, Reichstag, S. 86, 193-200, 328-346.

Zurück