Ohne den Buchdruck wäre
es den Reformatoren unmöglich gewesen, mit ihrer Botschaft so rasch ein
breites Publikum zu erreichen. Die Voraussetzung dazu war die Erfindung der
Presse für den Satz mit beweglichen Lettern durch Johann Gutenberg (um
1397-1468) in Mainz. Um die Neuartigkeit des Mediums und seine weitreichenden
Folgen den Schülern nahezubringen, bietet sich ein Vergleich mit den sich
abzeichnenden Auswirkungen durch die Entwicklung der Mikroelektronik an: Die
Information kommt zum Leser (statt, wie früher, der Leser zum Buch), ist
schneller verfügbar, erlaubt einem wachsenden Kreis die Teilnahme am
gesellschaftlichen Diskurs ("öffentliche Meinung") und erreicht
natürlich vor allem ein größeres Publikum (auch indirekt durch
Vorlesen, Predigten usw.). Technisch mutet die Gutenbergpresse dem heutigen
Betrachter auf den ersten Blick relativ simpel an, doch täuscht diese
Sicht über die ausgeklügelte Zweckmäßigkeit der Maschine
hinweg, die nicht zuletzt durch die hohe ästhetische Qualität früher
Drucke belegt werden kann. An den Grundprinzipien der "Schwarzen Kunst"
hat sich deshalb bis ins 19. Jahrhundert hinein kaum etwas geändert. Die
Funktionsweise wird im einzelnen im Rahmen der "lebenden Werkstatt"
vorgeführt. Die Schüler können auch darauf hingewiesen werden, daß
die Erfindung des Buchdrucks nicht nur eine "Medienrevolution" war,
sondern den Beginn moderner Massenfertigung durch einen arbeitsteiligen
Produktionsprozeß bedeutete - in Gutenbergs Werkstatt waren etwa 20
Arbeitskräfte mit dem Druck seiner 42zeiligen Bibel beschäftigt.
Die im Kreuzgang ausgestellten Beispiele vermitteln einen Eindruck von der
thematischen Vielfalt des frühen Augsburger Buchdrucks und vom äußeren
Erscheinungsbild der Drucke. In Augsburg lassen sich für das15. und 16.
Jahrhundert fast 50 Druckereien nachweisen, die der Stadt die führende
Position auf dem Gebiet der deutschsprachigen illustrierten Buchproduktion
verschafften. Allein knapp ein Drittel der heute noch erfaßbaren
Flugschriften der Zeit zwischen 1500 und 1530 wurde hier gedruckt; vor allem
zwischen 1517 (dem Beginn der Reformation) und 1525 (der Ende des Bauernkriegs)
schnellte die Produktion in die Höhe.
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