"...wider Laster und Sünde" - Augsburgs Weg in der Reformation

Ausstellung des Hauses der Bayerischen Geschichte in Augsburg, St. Anna,
vom 26. April bis 10. August 1997

Druckerpresse der Gutenbergzeit im Nachbau
Bild Format Beschreibung Kat.Nr.
Druckpresse JPEG, 407 x 542 pix, 58 KB Druckerpresse der Gutenbergzeit im Nachbau 57

Ohne den Buchdruck wäre es den Reformatoren unmöglich gewesen, mit ihrer Botschaft so rasch ein breites Publikum zu erreichen. Die Voraussetzung dazu war die Erfindung der Presse für den Satz mit beweglichen Lettern durch Johann Gutenberg (um 1397-1468) in Mainz. Um die Neuartigkeit des Mediums und seine weitreichenden Folgen den Schülern nahezubringen, bietet sich ein Vergleich mit den sich abzeichnenden Auswirkungen durch die Entwicklung der Mikroelektronik an: Die Information kommt zum Leser (statt, wie früher, der Leser zum Buch), ist schneller verfügbar, erlaubt einem wachsenden Kreis die Teilnahme am gesellschaftlichen Diskurs ("öffentliche Meinung") und erreicht natürlich vor allem ein größeres Publikum (auch indirekt durch Vorlesen, Predigten usw.). Technisch mutet die Gutenbergpresse dem heutigen Betrachter auf den ersten Blick relativ simpel an, doch täuscht diese Sicht über die ausgeklügelte Zweckmäßigkeit der Maschine hinweg, die nicht zuletzt durch die hohe ästhetische Qualität früher Drucke belegt werden kann. An den Grundprinzipien der "Schwarzen Kunst" hat sich deshalb bis ins 19. Jahrhundert hinein kaum etwas geändert. Die Funktionsweise wird im einzelnen im Rahmen der "lebenden Werkstatt" vorgeführt. Die Schüler können auch darauf hingewiesen werden, daß die Erfindung des Buchdrucks nicht nur eine "Medienrevolution" war, sondern den Beginn moderner Massenfertigung durch einen arbeitsteiligen Produktionsprozeß bedeutete - in Gutenbergs Werkstatt waren etwa 20 Arbeitskräfte mit dem Druck seiner 42zeiligen Bibel beschäftigt.
Die im Kreuzgang ausgestellten Beispiele vermitteln einen Eindruck von der thematischen Vielfalt des frühen Augsburger Buchdrucks und vom äußeren Erscheinungsbild der Drucke. In Augsburg lassen sich für das15. und 16. Jahrhundert fast 50 Druckereien nachweisen, die der Stadt die führende Position auf dem Gebiet der deutschsprachigen illustrierten Buchproduktion verschafften. Allein knapp ein Drittel der heute noch erfaßbaren Flugschriften der Zeit zwischen 1500 und 1530 wurde hier gedruckt; vor allem zwischen 1517 (dem Beginn der Reformation) und 1525 (der Ende des Bauernkriegs) schnellte die Produktion in die Höhe.

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