Ausstellung: "... wider Laster und Sünde" Augsburgs Weg in der Reformation |
Michael Keller (vor 1500 - 1548) |
Michael Keller wirkte als
Prediger der "kleinen Leute" an der Augsburger Barfüßerkirche.
Kupferstich, 13 x 9 Augsburg, Staats- und Stadtbibliothek (Graph. 20/263a) |
Im November des
Jahres 1524 kam Michael Keller nach Augsburg. Nach einigen Predigtaushilfen
wurde er bald vom Rat als evangelischer Prediger an der Barfüßerkirche
besoldet. Er hatte 1520 in Leipzig den Magistergrad erworben und war anschließend
Kaplan im bayerischen Wasserburg geworden. 1524 mußte er das Herzogtum
Bayern nach einem gegen ihn gerichteten Predigtverbot verlassen, ging für
kurze Zeit nach Wittenberg, um dann in Augsburg - mit einer kurzen
Unterbrechung 1530/31 - bis zu seinem Tod zu wirken. An der Barfüßerkirche
erreichte er die städtischen Unterschichten und vermochte sie mit einer
schlichten, aber rhetorisch eindringlichen Predigtweise zu packen. Durch die
Beteiligung an populären Aktionen gegen die traditionelle Religiosität
gewann er Anhänger, wurde aber auch als Unruhestifter verschrien.
In den 20er Jahren des 16. Jahrhunderts war Keller der bedeutendste theologische Vertreter der Abendmahlsanschauung Zwinglis in Augsburg. Es kam darüber zu Streitigkeiten mit den anderen evangelischen Predigern der Stadt, doch ist das immer wieder tradierte Bild von Keller als grobem Polemiker in diesem Zusammenhang übertrieben. Scharfe Polemik findet sich in seinen Abendmahlsveröffentlichungen von 1525/26 und 1528 nur gegen die römische Position, namentlich gegen den Gedanken des Meßopfers. Innerevangelisch zielte er von einer zwinglianischen Grundanschauung auf einen Lehrausgleich, etwa in dem Sinne, daß Leib und Blut Christi im Glauben gegessen und getrunken werden. Es ging ihm weniger um spekulative Fragen der Dogmatik als um die Bildung einer neuen Gemeindereligiosität nach dem Modell der biblischen Ursprünge. Davon legt auch seine seelsorgerliche Schrift "Tröstlicher Unterricht in Heimsuchung der Kranken und Sterbenden" von 1530/31 Zeugnis ab. In den 30er und 40er Jahren beteiligte sich Michael Keller maßgeblich an der Reformierung des Augsburger Kirchenwesens nach oberdeutschem Vorbild und wandte sich gegen den wachsenden lutherischen Einfluß in der Stadt. 1545/46 führte er im Auftrag des Augsburger Rates die Reformation in Kaufbeuren ein. H. Zsch. Lit.: Roth, Lebensgeschichte; Zorn, Michael Keller. |