Bernhard Strigel
Bernhard Strigel, der aus einer Memminger Künstlerfamilie stammte, zählt zu den
bedeutendsten Künstlern der Übergangszeit von der Spätgotik zur Renaissance in Schwaben.
Bei seinen Zeitgenossen war er sowohl als Altarmaler wie auch als Porträtist hoch
geschätzt. Seit 1504 war er der bevorzugte Porträtist von Kaiser Maximilian I.,
dessen Hofmaler er wurde.
Bernhard Strigel stammt aus einer seit etwa 1430 in der Reichsstadt Memmingen nachweisbaren
Maler- und Bildhauerfamilie. Über seine Lehr- und Wanderjahre gibt es keine gesicherten
Nachweise. Wahrscheinlich erhielt er seine erste Ausbildung bei Hans Strigel d.J.,
der entweder sein Vater oder Onkel war. Spätestens bei der Zusammenarbeit am Blaubeurer
Hochaltar 1493/94 kam es zu einer Begegnung mit dem nur wenige Jahre älteren Ulmer
Maler Bartholomäus Zeitblom. Doch Strigel war nicht dessen Schüler, sondern sein
Mitarbeiter. Beide Maler orientierten sich an der niederländischen Kunst und beeinflussten
sich gegenseitig. Seit wann Strigel eine eigene Werkstatt in Memmingen betrieben
hat, ist nicht bekannt. Dies muss spätestens zwischen 1490 und 1495 erfolgt sein.
1505 wird er erstmals im Memminger Steuerbuch genannt. Neben umfangreichen Altarwerken
wie dem Mindelheimer Sippenaltar (um 1505) und dem Salemer Marienaltar (1507/09)
schuf er auch Wandgemälde. Die ersten Einzelbildnisse, die vor allem seinen Ruhm
begründeten, entstanden in den Jahren nach der Jahrhundertwende. Bereits 1504 malte
er sein frühestes Bildnis des Kaisers Maximilian I., dessen bevorzugter Porträtist
und Hofmaler er wurde. 1515 und 1520 reiste der Künstler an den Hof des Kaisers
nach Wien.
Seit 1512 war Strigel in städtischen Ehrenämtern in Memmingen tätig. 1516 war er
Zweier der Kramerzunft, der die Maler angehörten, und Beisitzer des Dreizehnergerichts,
1517 Ratgeb der Kramerzunft und 1518 ihr Zunftmeister. In beiden Ämtern abwechselnd
war Strigel bis zu seinem Tod Mitglied des Rates der Stadt. Mehrfach wurde er zwischen
1523 und 1525 im Auftrag des Rates zu auswärtigen Verhandlungen nach Ulm, Augsburg,
Ravensburg, Esslingen und an den Hof von Innsbruck entsandt. Um in Reformationsangelegenheiten
zu vermitteln, führte er Gespräche mit dem Bischof von Augsburg und auf dem Reichstag
zu Nürnberg 1524. Nach Strigels Tod 1528 führte dessen Schwiegersohn Hans Goldschmid,
der eine der beiden Töchter aus der ersten Ehe des Künstlers geheiratet hatte, die
Werkstatt des Meisters weiter. Eine unmittelbare Nachfolge sollte Strigel nur auf
dem Gebiet der Bildnismalerei in Hans Maler zu Schwaz finden.
Nachdem der Name Bernhard Strigels, der zu Lebzeiten ebenso als Altar- wie als Porträtmaler
geschätzt wurde, jahrhundertelang in Vergessenheit geraten war und erst 1881 mit
der Wiederentdeckung der wegen Verschmutzung unlesbar gewordenen Inschrift auf dem
Bild des Humanisten Johannes Cuspinian (Deutscher Privatbesitz) für die Kunstgeschichte
zu einem festen Begriff wurde, wird er heute zu den führenden Künstlern der Übergangszeit
von der Spätgotik zur Renaissance in Schwaben gezählt.