Matthias Grünewald
Der Maler, Baumeister und Wasserkunstingenieur Matthias Grünewald hinterließ zwar
nur wenige Werke, ist aber neben Albrecht Dürer der bedeutendste Künstler seiner
Epoche. Über Jahrhunderte vergessen, wurde er zu Beginn des 20. Jahrhundert wiederentdeckt.
Seine weitgehend unbekannte Lebensgeschichte bot Anlass zu Spekulationen und gewagten
Interpretationen seiner Bilder. Sein Hauptwerk ist der zwischen 1512 und 1515 entstandene
so genannte "Isenheimer Altar", der ehemalige Hauptaltar des Antoniterklosters in
Isenheim im Elsass (Colmar, Unterlinden-Museum).
Wie kaum ein anderer deutscher Maler blieb Matthias Grünewald, der eigentlich Mathis
Gothardt Neithardt heißt, in seiner Lebensgeschichte und in seinem künstlerischen
Werk umstritten. Über die Lehrzeit des Künstlers ist nichts bekannt, in seiner Malweise
finden sich mainfränkische und mittelrheinische Bezüge. Auch Beziehungen zu Hans
Holbein d.Ä., der nach 1500 in Frankfurt am Main tätig war, scheinen bestanden zu
haben. Albrecht Dürer könnte er möglicherweise 1503 in Nürnberg begegnet sein. Nicht
nachzuweisen sind Reisen nach Italien oder in die Niederlande. Als Grünewalds erstes
gesichertes Werk gilt die um 1501 entstandene Kreuzigung Christi (Basel, Öffentliche
Kunstsammlungen). Seit 1505 ist er als Hofmaler des Mainzer Erzbischofs Jakob von
Liebenstein in Aschaffenburg tätig, für dessen Nachfolger Uriel von Gemmingen er
als „Werkmeister“ beim Bau von Schloss Johannisburg in Aschaffenburg arbeitete,
einem Residenzschloss des Fürstbischofs. Wahrscheinlich hielt er sich zwischen 1512
und 1516 in Isenheim im Elsass auf, um den großen Wandelaltar, den so genannten
„Isenheimer Altar“, für das dortige Antoniterkloster zu malen. Die zehn Tafeln von
diesem Altar (Colmar, Unterlinden-Museum) stellen sein Hauptwerk dar. Das Schnitzwerk
für den Altarschrein und die Predella stammte von dem elsässischen Bildschnitzer
Nikolaus Hagenauer. Auf den von Grünewald geschaffenen Altarflügeln wird die Farbe
zum eigentlichen Ausdrucksträger. Zwischen 1516 und 1526 stand der Künstler im Dienst
des Mainzer und Magdeburger Erzbischofs und Kardinals Albrecht von Brandenburg.
Für 1524 und 1525 sind Aufträge für den Kardinal nachgewiesen. 1526 verzichtete
Grünewald auf sein Amt als Hofkünstler beim Fürstbischof und zog nach Frankfurt
am Main. Eventuell stand dieser Schritt im Zusammenhang mit dem Aufruhr der Bauern
und Bürger in Seligenstadt 1525, mit denen er vielleicht sympathisiert hat. Zu seinen
letzten erhaltenen Werken gehören eine Tafel vom Tauberbischofsheimer Altar von
1523/24 (Karlsruhe, Kunsthalle) und eine Beweinung Christi von 1524/25 (Aschaffenburg,
Stiftskirche).
Der als Einzelgänger geltende Grünewald, der unter den Malern der „Dürerzeit“ der
herausragende Kolorist ist, blieb ohne nennenswerte Nachfolge. Die expressive Ausdrucks-
und Gestaltungskraft seiner Kunst wurde erst unter dem Eindruck des Expressionismus
wieder gewürdigt.