Hans Baldung, genannt Grien
Der Maler, Kupferstecher und Reißer für Holzschnitte und Glasgemälde Hans Baldung
Grien war einer der hervorragendsten Künstler seiner Zeit. In seinem Werk vollzog
sich der Übergang von der altdeutschen Kunst zum Manierismus. Er war in Nürnberg,
Freiburg im Breisgau und Straßburg tätig. Auf dem Gebiet der Porträtmalerei schuf
er bedeutende Werke.
Der Künstler entstammte vermutlich einer Gelehrtenfamilie, was ihn von allen anderen
damaligen deutschen Künstlern, die aus dem Handwerkerstand kamen, unterscheidet.
Über seine Ausbildung gibt es keine gesicherten Nachrichten. Um 1503 wurde Hans
Baldung als fertig ausgebildeter Geselle in Albrecht Dürers Werkstatt in Nürnberg
aufgenommen, in der um diese Zeit als weitere Mitarbeiter Hans Schäufelein und Hans
Süß von Kulmbach tätig waren. Wahrscheinlich erhielt er damals wegen der Namensgleichheit
mit den beiden anderen Gesellen und wegen seiner Vorliebe für die Farbe Grün den
Beinamen „Grien“. 1506/07 nahm Baldung das G für Grien erstmals in sein Monogramm
auf. In der Dürer-Werkstatt zeichnete Baldung viel für den Holzschnitt und lieferte
Vorzeichnungen für Glasgemälde. Auf die Vermittlung Dürers hin, mit dem ihn eine
lebenslange Freundschaft verband, malte Baldung 1507 im Auftrag des Magdeburger
Erzbischofs Ernst von Sachsen zwei Altäre für Halle. Im April 1509 erwarb er das
Bürgerrecht in Straßburg, wo er bald darauf heiratete, eine Werkstatt eröffnete
und in die Zunft „Zur Steltz“ als Meister aufgenommen wurde. Während Malaufträge
anfangs selten blieben, machten ihn vor allem seine Einblattholzschnitte über Straßburg
hinaus bekannt. Als Baldung 1512 den Auftrag erhielt, den Hochaltar für das Münster
in Freiburg im Breisgau zu malen, übersiedelte er dorthin. Da er in Freiburg eine
gute wirtschaftliche Basis fand, ließ Baldung einen großen Teil seines Honorars
gegen eine jährliche Leibrente für sich und seine Frau beim Münsterschatz stehen.
Neben seiner Arbeit am Hochaltar mit Szenen aus dem Leben Christi und Mariä schuf
der Künstler mit Unterstützung seiner Werkstatt weitere Altäre, Andachtsbilder,
weibliche Aktdarstellungen in Verbindung mit biblischen, mythologischen oder allegorischen
Themen, Holzschnitte, Zyklen von Glasfenstern und Porträts. Im Frühjahr 1517 kehrte
Baldung nach Straßburg zurück, wo er am 5. Mai sein Bürgerrecht erneuerte. Trotz
des Rückgangs an kirchlichen Aufträgen im Zuge der Reformation blieb die Auftragslage
für ihn gut, da er sich nun profanen klassischen Themen widmete. Durch erfolgreiche
Immobiliengeschäfte und Geldverleih vermehrte Baldung seine Einkünfte. Von 1533
an bis zu seinem Tod bekleidete er eines der fünfzehn Schöffenämter seiner Zunft.
In seinem Todesjahr 1545 wurde er Ratsmitglied und erreichte damit eines der höchsten
Ämter, die einem Maler möglich waren.
Hans Baldung Grien gehört zusammen mit Albrecht Dürer, Matthias Grünewald, Albrecht
Altdorfer und Hans Holbein d.J. zu den bedeutendsten Künstlern seiner Zeit. Sein
überkommenes Œuvre, in dem sich der Wandel von der altdeutschen Malerei zum Manierismus
vollzieht, setzt sich aus etwa 100 Altären und Tafelbildern, rund 250 Zeichnungen,
80 Einzelholzschnitten und über 400 Buchholzschnitten zusammen. Hans Baldung Grien
zeigt eine Neigung zum Dämonisch-Unheimlichen, was sich in der Darstellung von Hexen,
wilden Männern und Fabelwesen niederschlägt.