Aufklärung
war das bestimmende Wort der Zeit. Aufklärung, so formulierte
Immanuel Kant, ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbstverschuldeten
Unmündigkeit. Damit ist ein wesentlicher Aspekt der neuen
Zeit angesprochen, der sich in einem ungebremsten Fortschrittsglauben
und der Überzeugung von der Bildungsfähigkeit aller
Menschen ausdrückte. Zuende gedacht bedeutete das aber
auch, daß die Menschen über kurz oder lang nicht
mehr bereit wären, sich in ihre Untertanenrolle zu fügen,
sondern eine Teilnahme am politischen System fordern würden.
Es standen also gesellschaftspolitische und soziale Umwälzungen
bevor. Die französische Revolution gab der damaligen
Zeit das blutige Beispiel, das alle Herrscher fürchteten.
In Bayern
gewann Aufklärung zunächst eine kulturelle Bedeutung.
Zur Förderung der Wissenschaften stiftete Max III. Joseph
1759 auf Drängen Johann Georg Loris (1723-1787) die Bayerische
Akademie der Wissenschaften. Es bildeten sich aufgeklärte
Lesegesellschaften, in denen besonders das aufstrebende Bürgertum
sich versammelte oder Freimaurergesellschaften, die das aufgeklärte
Gedankengut weiterentwickelten. Schriftsteller der Aufklärung,
wie Lorenz von Westenrieder (1748-1829), dessen zahllose Artikel
in verschiedenen gerade in dieser Zeit aufstrebenden Zeitschriften
und Journalen erschienen, der Flugschriften oder auch historische
Werke verfaßte, versuchten die neuen Denkansätze
zu verbreiten. Dabei fanden sie einerseits die Unterstützung
der Herrscher, andererseits waren diese jedoch auch bestrebt,
die Grenzen deutlich zu machen. Ein Bücherzensurkollegium
in München, zu dessen Mitarbeitern von 1780 bis 1787
auch der junge Montgelas gehörte, sollte die Religion,
den Staat und die guten Sitten schützen. Die Gefahren
der Aufklärung sah Karl Theodor in Adam Weishaupt (1748-1830)
und seinem Illuminatenorden verkörpert. Ihm gehörten
viele bayerische Beamte an, unter ihnen auch Montgelas; die
Motive Weishaupts bewegten sich durchaus in die Richtung eines
gesellschaftspolitischen Umsturzes des gültigen Systems.
Gerade hier zeigte sich die Kluft zwischen einem Teil der
Beamtenschaft, der in die Richtung eines modernen Staates
weitergehen wollte und dem Kurfürsten, der einen revolutionären
Umsturz fürchtete. Mit dem Verbot des Ordens 1784/85
und der Verfolgung und Amtsenthebung seiner Mitglieder, versuchte
Karl Theodor einen vermeintlichen Umsturz jakobinischer Prägung
zu verhindern. Dabei war die Gefahr dazu in Bayern relativ
gering. Einige kleinere Unruhen z.B. in den damals noch nicht
bayerischen Reichsstädten Nürnberg und Augsburg,
waren vornehmlich sozial bedingt und hatten weniger politische
Hintergründe.